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Pressemitteilung vom 06.10.2021
Region
Schönheit, die nicht unter die Haut geht
Autor aus dem Westerwald porträtiert mit zwei Fotografinnen aus Koblenz 25 Menschen, die bewusst auf Körperschmuck und Schönheits-Operationen verzichten – mit prominenter Beteiligung und überraschenden Erkenntnissen.
Cover des Bildbandes „Ungestochen schön“. (Quelle: Dominik Böckling)Westerwaldkreis. Körperschmuck in Form von Piercings und Tattoos sowie Schönheitsoperationen erfreuen sich seit Jahren zunehmender Beliebtheit: Laut einer Studie der Uni Leipzig war bereits 2017 jeder fünfte Deutsche tätowiert – unter den 25- bis 34-jährigen Frauen waren die Tätowierten sogar schon fast in der Mehrzahl. Auch Piercings sind diesen Studienergebnissen zufolge eher „Frauensache“. Denn während zum Beispiel in der Altersgruppe der 14- bis 34-Jährigen nur 14 Prozent der Männer gepierct waren, betrug der Anteil bei den Frauen rund ein Drittel – Tendenz steigend. Und wenn zu den Piercings Ohrlöcher hinzugezählt werden, dürfte der Anteil an Frauen, deren Haut durch Körperschmuck noch nicht verändert wurde, lediglich im einstelligen Prozentbereich liegen. Hinzu kommen weitere ästhetische Eingriffe, die „unter die Haut gehen“, wie zum Beispiel Permanent-Make-Up und Schönheits-OPs, die ebenfalls immer beliebter werden: So gab es 2019 allein in Deutschland über 83.000 operative, medizinisch nicht notwendige Eingriffe.

Diese Zahlen waren für den freien Autor Dr. Dominik Böckling aus Ebernhahn Anlass genug, die Thematik mal aus entgegengesetzter Perspektive näher zu beleuchten. „Unsere Haut ist nicht nur unser größtes Organ, sondern auch ein Kommunikationsmedium“, sagt Böckling. „Und wenn für viele Menschen zum Beispiel ein Tattoo eine persönliche Bedeutung besitzt, stellt sich die Frage, ob auch der Verzicht auf solche ´Body Modifications´ heutzutage mit einer bewussten Aussage verknüpft sein kann.“

Um diese Frage zu beantworten, machte sich der Autor auf die Suche nach Menschen mit naturbelassener Haut, recherchierte im Netz und führte Interviews mit Experten wie Kulturwissenschaftlern. Und tatsächlich stieß er dabei auf bemerkenswerte Formulierungen wie „Untätowiert ist das neue Tätowiert“ (Titel eines Artikels in einem deutschen Männer-Magazin) oder die Bewegung „Être Blank“ aus Frankreich: Einige Models aus der Pariser Haute-Couture-Szene verzichten ganz bewusst auf Piercings und Tattoos, gewissermaßen als Gegenentwurf zum derzeitigen Körperschmuck-Hype sowie als Ausdruck zeitloser Schönheit.

Mit diesen und weiteren Erkenntnissen im Gepäck war Dominik Böckling klar, dass er genügend Material für ein Buch in Form eines Text-Bildbandes zusammengetragen hatte. Unterstützt wurde er bei seinen Arbeiten von den Fotografinnen Alicja und Joanna Sionkowski aus Koblenz, die Portraitaufnahmen von den interviewten Teilnehmern anfertigten; später stieß noch die Foto-Essayistin Mika Sperling aus Hamburg zu dem Projekt hinzu. Gemeinsam gelang es ihnen, auch bekanntere Schauspielerinnen wie Eleonore Weisgerber, Birte Glang, Morgane Ferru und die aus dem Westerwald stammende Ute Maria Lerner für die Idee zu begeistern. Sie schildern wie auch die anderen Porträtierten ihre individuellen Motivationen, ihre Haut im „ungestochenen“ Naturzustand zu belassen.

Herausgekommen ist nach Angaben des Autors aber kein Anti-Buch gegen Körpermodifikationen, sondern vielmehr eine Ergänzung zu den bereits existierenden Werken, die sich mit Körperschmuck beschäftigen: „Bei genauerem Hinsehen gibt es sogar einige Parallelen“, sagt Böckling. „Denn zum Beispiel können religiöse Motive sowohl dazu führen, dass sich ein Mensch tätowieren lässt als auch dazu, den Körper bewusst von allen permanenten, künstlichen Hautveränderungen fernzuhalten.“ Gestützt werden diese und weitere Aussagen durch die Gastbeiträge des Religionswissenschaftlers Ullrich R. Kleinhempel, der Ethnologin Dr. Anette Rein sowie der Ägyptologin Daniela Rutica.

Zudem interessierte sich Dominik Böckling für den gesundheitlichen Aspekt von Körpermodifikationen und führte deshalb ein Interview mit dem Dermatologen Dr. Christoph Liebich aus München – aus dem er selbst einiges an neuem Wissen hinzugewann: „Mir war vor dem Interview nicht bewusst, dass früher mit Autolacken tätowiert wurde und dass das Übertätowieren von Muttermalen dazu führt, dass verdächtige Hautveränderungen nicht mehr erkannt werden können“, so der Autor.

Neben all diesen Einsichten, die durch ausdrucksstarke Portraitaufnahmen der Fotografinnen ergänzt werden, vermittelt der 196-seitige Text-Bildband auch noch eine positive, ermutigende Botschaft: Der Spruch „Wer schön sein will, muss leiden“ ist eben doch nicht zwangsläufig zutreffend.

Der Text-Bildband „Ungestochen schön“ von Dominik Böckling ist im Kid Verlag (Bonn) erschienen. ISBN: 978-3-947759-84-2. 196 Seiten, 29,80 Euro. (PM)
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