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Nachricht vom 18.10.2021
Region
Muss im Westerwald Pflaster aus Vietnam bestellt werden?
Für die Neugestaltung des Burggartens in Hachenburg werden neben rund 250 Quadratmetern gebrauchtem Pflaster auch 600 Quadratmeter neues Pflaster, das in Vietnam bestellt wurde, eingebaut. Ein Anbieter von gebrauchtem Pflaster aus Münster übt harsche Kritik.
Links die Musterfläche des neuen Pflasters, rechts das gebrauchte Pflaster. Fotos: privatHachenburg. „Mit Städtebaufördermaßnahme soll der historische „Burggarten“ in Hachenburg behutsam saniert und neugestaltet werden. Weiterhin soll der Burggarten besser an den Stadtkern angebunden werden“, heißt es aus Hachenburg. Wir berichteten. Jetzt kommen die ersten Arbeiten zur Ausführung, aber es regt sich Kritik.


Warum wird nicht gebrauchtes Pflaster, das auf dem deutschen Markt verfügbar ist, eingebaut? Warum muss das Pflaster aus Vietnam mit angeblich 18 Seecontainern kommen? Im Kontext der aktuellen Klimaerwärmung und aus Umweltgesichtspunkten ein Unding, finden Kritiker.

Wir haben den Stadtbürgermeister Stefan Leukel mit diesen Fragen konfrontiert. Er erläutert zunächst das Projekt wie folgt: „Die wassergebundenen Wegflächen sowie die Platzfläche sollen mit dem Natursteinpflaster (Zweitverwendung) eingefasst werden, insgesamt rund 250 Quadratmeter. Das neue Pflaster soll auf der Zuwegung vom Parkplatz am Landschaftsmuseum und zur Herstellung der Platzfläche eingesetzt werden. Dabei handelt es sich um eine Fläche von rund 600 Quadratmetern. Grundsätzlich wurde in der Ausschreibung neues Material gefordert, als Nebenangebote konnte auch gebrauchtes Pflaster angeboten werden, welches aber technisch gleichwertig sein muss.

Gemäß Leistungsverzeichnis sollte die Oberseite des Natursteinpflasters „sehr eben" sein. Daher kann das ausgebaute, gebrauchte Pflaster auf den Platzflächen nicht eingesetzt werden, da es keine uneingeschränkte Befahrbarkeit und Begehbarkeit zum Beispiel mit Rollatoren, Rollstühlen oder Kinderwagen bietet. Dabei sind auch die Anforderungen des Beauftragten für die Belange behinderter Menschen im Westerwaldkreis zu berücksichtigen. Der Burggarten soll für alle Generationen zugänglich sein.“

Zur Entscheidung führt Leukel aus, dass der Bau- und Stadtkernsanierungsausschuss sich die gelegte Musterfläche im Rahmen eines Ortstermins im September angesehen hat. Maßgebend für die Auftragsvergabe seien die auf Basis des Leistungsverzeichnisses abgegebenen Angebote und die technische Nutzbarkeit gewesen. In der Leistungsbeschreibung wurden zwar Qualitätskriterien für das Natursteinpflaster festgelegt, allerdings keine Beschränkungen zur Herkunft des Materials getroffen.

Die Kritik kann der Stadtbürgermeister nachvollziehen und bezeichnet sie „als berechtigt“. „Bei künftigen Baumaßnahmen werden wir bei den Leistungsbeschreibungen als Grundlage für die Ausschreibungen und späteren Auftragsvergaben einen noch stärkeren Fokus auf Umwelt- und Klimaschutzbelange legen müssen. Insbesondere als öffentliche Auftraggeber sehe ich uns in der Pflicht, einen Vorbildcharakter in Sachen Klima- und Umweltschutz einzunehmen“, erklärt Stefan Leukel. (woti)
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