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Nachricht vom 05.11.2021
Kultur
Ein Panzer rollte durch Ransbach-Baumbach
Es braucht aber niemand Angst zu haben, dass der Krieg ausgebrochen wäre, denn der Panzer hatte sogar einen Vornahmen: Paul. Ja, es ist kein Druckfehler, Paul Panzer gab sich persönlich die Ehre, der Töpferstadt Ransbach-Baumbach einen Besuch abzustatten. Als zutreffender Ort wurde dafür die neurenovierte Stadthalle auserkoren, in der er mit seinem neuesten Programm „Midlife Crisis“ gastierte.
Paul Panzer in Ransbach-Baumbach (Alle Fotos: Wolfgang Rabsch)Ransbach-Baumbach. Trotz Corona, und der damit verbundenen fast zweijährigen Abstinenz von Bühnenkünstlern, war die Stadthalle fast bis auf den letzten Platz ausverkauft. So durften sich Sabine Hilbrecht und ihr Team, endlich mal wieder über positive Nachrichten freuen. Den Nummernschildern auf dem Parkplatz nach zu urteilen, waren Fans weit über die Grenzen des Westerwaldes angereist.

In der Stadthalle war auf der Bühne eine überdimensionierte Gaststätten-Theke mit einigen Barhockern versehen, aufgebaut, die vieles vermuten ließ. Werden eventuell Überraschungsgäste in seiner Show auftreten? Vorab kann gesagt werden, dass dieses nicht der Fall war, Paul Panzer bestritt als Stand-up-Comedian ganz alleine die Show, wobei er allerdings etwas verloren auf der riesigen Bühne wirkte. Das tat jedoch dem Unterhaltungsfaktor seines Auftritts keinerlei Abbruch, denn das Publikum stand von der ersten Sekunde an geschlossen wie ein Mann hinter ihm. Anscheinend dürstete es auch die Besucher nach Entspannung und Unterhaltung, denn es entwickelte sich zwischen Paul und dem Publikum ein regelrechtes Hasenrennen. Hatte er einen Gag abgefeuert, musste das Publikum natürlich Lachen, doch das blieb ihnen häufig im Halse stecken, da bereits die nächste Pointe unterwegs war. Dadurch kam man sozusagen nicht aus dem Lachen heraus.

Pauls Sicht auf die „Midlife Crisis“ des Mannes
Ja, Paul hatte es nicht immer leicht mit seiner Familie, seine geliebte Gattin, die Hilde hatte in ihrem Alter den Wellness-und Peeling-Fimmel. Im Badezimmer befanden sich in ihrem Schränkchen haufenweise Cremes, Gels und Salben, dass man kaum die Tür zubekam, während in seinem Schränkchen lediglich eine Flasche Rohr-Frei stand. Bei einer Kreuzfahrt sah er seine Frau auf dem Oberdeck, wie sie ihre Füße in einem Aquarium badete, dabei hatten sich viele Blutegel an ihren Beinen festgesogen. Auf seine Frage antwortete Hilde: „Die fressen alles weg, was weg soll.“ Mit seiner Antwort war Hilde bestimmt nicht zufrieden: „Dann tauch doch mal ganz unter.“ Als Hilde ihn fragte, was ihm besser an ihr gefalle, ihr Aussehen, oder ihr Intellekt, antwortete Paul: „Also wenn ich ehrlich bin, mein Schatz, dein Humor.“ Dann jammerte Paul: „Wir Männer kommen in die Midlife Crisis, ihr Frauen habt bloß in die Wechseljahre. Immer habt ihr das Leichtere.“

Nach langer Zeit hat der Paul mal wieder einen alten Freund getroffen, der neben sich eine aufregende Blondine von ungefähr 22 Jahren an der Hand spazieren führte. „Bist du jetzt Schülerlotse?“ war seine logische Frage. Wochen später traf er den Freund wieder, aber dieses Mal alleine. „Und, wo ist deine junge Freundin, auf Klassenfahrt?“ Der Freund wäre beleidigt von dannen gezogen. Beim Surfen im Internet ist Paul auf eine Dating-Seite gelandet, da stand auf der ersten Seite JUNG oder REIF. „Kann man hier Käse bestellen?“ war Pauls sich nicht ganz sicher.

Um seine Figur in Form zu halten, wollte es der Paul mit Sport versuchen. Dazu hat er sich eine Golfausrüstung zugelegt, dann hat er den Zehnkampf angefangen, daraus wurde aber nur ein Dreikampf, Schwimmen, Laufen und Reiten, das war auch nichts für ihn. Darum hat er auch das Pferd wieder verkauft. Dann hat er es mit Kitesurfen probiert, er stand in seinem engen Latex-Anzug in Ostende am Strand, hinter sich der Lenkdrachen, und wartete auf Wind. Es war jedoch total windstill, gerade als er einpacken wollte, packte ihn eine Windböe mit mindestens Windstärke neun, und zog ihn über die Uferpromenade. Jetzt sind nach ihm einige Spezialitäten in den anliegenden Cafés benannt.

Pubertät ist wie Midlife Crisis
Mit der Pubertät seiner Kinder gab es auch Probleme, Paul kam zu dem Schluss, dass „die Pubertät wie die Midlife Crisis ist, nur mit besserem Ausgang. Seine Tochter brachte zum ersten Mal einen Freund mit nach Hause, dessen Begrüßung fiel zeitgemäß aus: „Und Alder, was geht?“ Da war Paul schon bedient, erst recht. als seine Tochter und ihr Macker nach oben in ihr Zimmer gingen. „Hilde, wir müssen die stören, bring mal was hoch“, was Hilde auch machte. Schließlich hätten unten kaum noch Möbel gestanden.

Schlag auf Schlag prasselten die Wortspiele auf das begeisterte Publikum nieder, fast jeder Gag saß. Angenehm ist zu vermerken, dass Paul Panzer sich im Gegensatz zu vielen anderen Comedians meist oberhalb der Gürtellinie aufhielt. Klar, ein paar Spitzen auf das Liebesleben in der Midlife Crisis konnte er sich nicht verkneifen, aber alles noch im Rahmen.

Über mangelnden Beifall und Zugabe-Rufen konnte Paul Panzer sich nicht beschweren, darum griff er am Ende zu einer Gitarre, und spielte darauf zwei Lieder in Englisch und Französisch, die aber nicht mit den Sprachen zu tun hatten. Man konnte nur erahnen, dass es sich um die beiden Sprachen handelte, da er nur die typischen Akzente benutzte. (Wolfgang Rabsch)
       
     
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