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Nachricht vom 13.01.2022 |
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Region |
Bürgermeisterin Alexandra Marzi VG Wirges seit September im Amt |
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Alexandra Marzi ist im Westerwaldkreis als Bürgermeisterin einer Verbandsgemeinde gewählt worden. Sie ist seit September 2021 im Amt. Aus diesem Anlass unterhielt sich der WW-Kurier mit Alexandra Marzi. |
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Wirges. Vor ihrer Wahl zur Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Wirges hatte Alexandra Marzi innerhalb ihrer Partei, der CDU, und auf kommunaler Ebene in verschiedenen Gremien, unter anderem als Erste Beigeordnete der Verbandsgemeinde Wirges, mehrere Ämter bekleidet. Im Hauptberuf war sie als Pressereferentin bei der Kreisverwaltung in Montabaur beschäftigt.
WW-Kurier: Hat es Ihnen schlaflose Nächte bereitet, als Sie zur Kandidatin der CDU für den Bürgermeister-Posten vorgeschlagen worden und was hat sie gereizt für diesen Posten zu kandidieren?
Alexandra Marzi: Ich vermute, es stellt jeden Menschen, dem eine mögliche berufliche Neuausrichtung bevorsteht, vor die Herausforderung sich darüber klar zu werden „Will ich das oder will ich das nicht?“ Als mir die Kandidatur angetragen wurde, habe ich mich durchaus längere Zeit mit der Frage beschäftigt, ob ich mir das zutraue. Letztendlich war mein Wunsch, mich mit meinen Ideen und meinem Engagement für meine Heimat-VG einzubringen, größer als die Unsicherheit und damit ausschlaggebend für meine Bewerbung um das Amt der Bürgermeisterin der VG Wirges.
WW-Kurier: Sie sind mit einem sehr guten Ergebnis von knapp 80 Prozent gewählt worden. Das ist ein enormer Vertrauensvorschuss, dementsprechend ist auch die Erwartungshaltung sehr hoch.
Alexandra Marzi: Ich bin sehr dankbar für dieses Ergebnis und es spornt natürlich an und motiviert. Über die angesprochenen Erwartungen kann ich mich als Bürgermeisterin nur freuen, finde ich. Denn das zeigt mir, dass den Bürgerinnen und Bürgern ihre Verbandsgemeinde, ihr Wohn- und Lebensumfeld wichtig ist und dass sie sich Gedanken darüber machen. Etwas Besseres kann uns gar nicht passieren, und ich möchte jeden herzlich einladen, sich mit Ideen und Engagement einzubringen.
WW-Kurier: Ihr Vorgänger Michael Ortseifen hat über 24 Jahre die Geschicke der VG Wirges erfolgreich geleitet und geprägt, das hinterlässt natürlich Spuren. Haben Sie in den ersten 100 Tagen Ihrer Amtszeit Änderungen vorgenommen, die bei kommunalpolitischen Entscheidungen Auswirkungen haben können?
Alexandra Marzi: Alles, was wir tun und denken, hat Auswirkungen auf die Entscheidungen, die wir treffen – natürlich ist das bei meinen Entscheidungen auch so. Mir ist wichtig, meine Entscheidungen auf einer soliden Basis zu treffen. Das bedeutet, möglichst alle Beteiligten anzuhören, die nötigen Informationen verantwortungsvoll abzuwägen und meine Vorgehensweise zu erklären. Und ja, da hat sich im Rückblick auf meine ersten vier Monate in dieser Funktion schon einiges getan.
WW-Kurier: Sie waren die erste Frau, die im Westerwaldkreis als Bürgermeisterin einer Verbandsgemeinde gewählt wurde und Sie setzen sich vehement für eine Frauenquote ein. Sollte man Ihrer Ansicht nach, unbedingt bestimmte Spitzenpositionen mit Frauen besetzen, nur um die Quote zu erfüllen?
Alexandra Marzi: Ja, ich bin für eine Frauenquote, aber nicht als dauerhaftes Instrument. Die skandinavischen Länder und auch die ein oder andere politische Partei zeigen seit Jahren, dass eine Frauenquote zur Etablierung des Ziels sinnvoll ist, bis es eben einfach selbstverständlich in der Gesellschaft angekommen ist. Mich stört die Verbindung und der Vergleich, der auch hier wieder hergestellt wird: Es wird doch durch die Frauenquote keine Stelle mit weniger qualifiziertem Personal besetzt. Die Frauenquote schafft überhaupt erstmal die Voraussetzung, dass Frauen eine Chance auf zum Beispiel eine Führungsposition haben. Sie glauben doch nicht wirklich, dass durch die Frauenquote die fachlichen und sozialen Voraussetzungen bei einer Stellenbesetzung, für die vorher Ausschreibung und Jobbeschreibung erfolgt sind, außer Acht gelassen werden.
Ich verstehe ehrlich gesagt die ganze Diskussion nicht: Der Frauenanteil in Deutschland beträgt – wie im Übrigen auch weltweit – 51 Prozent. In unserem Grundgesetz haben wir dank sehr engagierter Frauen wie zum Beispiel Elisabeth Selbert die Gleichberechtigung verankert. Es geht also nur noch um die Umsetzung, und da ist ein zielführender Schritt die Frauenquote. Denn alles, was bisher an Maßnahmen gelaufen ist, Selbstverpflichtung der Wirtschaft, Gender-Sprache et cetera hat nicht wirklich zum Ziel geführt.
Aber eines ist natürlich elementar: sollten die rechtlichen beziehungsweise verpflichtenden Rahmenbedingungen geschaffen sein, dann ist es an den Frauen, dies auch zu leben, mutig die Möglichkeiten auszuschöpfen und Verantwortung zu übernehmen.
WW-Kurier: Warum interessieren sich so wenige Frauen für die Politik? Diejenigen, die es schaffen, in herausragende Positionen zu gelangen, werden häufig als Quotenfrauen belächelt, was man durchaus als Diskriminierung bezeichnen kann. Wie können Sie dem im Rahmen ihrer Möglichkeiten entgegenwirken?
Alexandra Marzi: Es geht hier doch nicht ums „Entgegenwirken“. Entweder ein Mensch überzeugt in seiner Funktion, Position oder Lebensweise oder nicht. Und das ist nach meinem Empfinden dann der Fall, wenn wir authentisch sind, also zu dem stehen, was wir tun. Und wenn wir empathisch sind, empathisch für unsere Mitmenschen, empathisch für deren Bedürfnisse, aber natürlich auch empathisch uns selbst gegenüber.
Wenn die Menschen das erleben, dann kommt die Motivation sich das selbst zuzutrauen, von ganz allein. Meiner Meinung nach sind die Menschen, die sich (noch) nicht kommunalpolitisch engagieren, nicht automatisch politisch uninteressiert. Ich habe in den letzten Monaten sehr viele Menschen getroffen und erlebt, dass die allermeisten von ihnen sehr interessiert sind am Geschehen vor Ort, aber auch am politischen Geschehen. Die haben fast alle eine Meinung. Und es lohnt sich, ihnen zuzuhören, finde ich.
WW-Kurier: Alle Anliegen und Anforderungen, aber auch Wünsche können Sie nicht direkt erfüllen. Haben Sie eine Prioritätenliste für sich persönlich erstellt? Worin sehen Sie in einer sich stetig wandelnden Gesellschaft die Herausforderungen für die Zukunft?
Alexandra Marzi: Tatsächlich mache ich jede Woche aufs Neue eine Prioritätenliste beziehungsweise schreibe diese fort, um den Überblick nicht zu verlieren – aber das ist persönlicher Stil, jeder arbeitet anders. Ich habe natürlich einige große Eckpunkte, die mir wichtig sind, die ich in der Weiterentwicklung der Verbandsgemeinde Wirges für elementar halte. Aber auch wenn viele andere Themen kommen, ist es möglich, diese großen Punkte im Zusammenhang mitzudenken. Meine Ungeduld steht mir immer mal wieder im Weg, obwohl ich danach eigenem Empfinden in den letzten zwei, drei Jahren besser geworden bin, hoffe ich jedenfalls.
Die große gesellschaftliche Herausforderung der Zukunft, also der nächsten fünf bis zehn Jahre ist in meinen Augen das gegenseitige Miteinander. Das ist die Basis von allem, von allen wie auch immer gelagerten Themen, die wir versuchen anzugehen. Das Interessante daran ist, dass man das Miteinander nicht vorgeben kann. Jeder muss sich entscheiden beziehungsweise für sich einen Weg finden, mit welcher Form des Zusammenlebens er sich wohlfühlt und leben möchte. Ich hoffe sehr, dass sich das gegenseitige Wertschätzen durchsetzt oder besser gesagt einen hohen Stellenwert erhält. Denn nur der gegenseitige Respekt und das Wahrnehmen der unterschiedlichen Bedürfnisse wird ein konstruktives Miteinander und friedliches Zusammenleben ermöglichen.
WW-Kurier: Hat das neue Amt Auswirkungen auf Ihr Privat- und Freizeitverhalten, können Sie abschalten? Mit welchen Hobbys und Aktivitäten füllen Sie Ihre knapp bemessene Freizeit aus?
Alexandra Marzi: Puh, gute Frage. Ich muss ehrlich gestehen, da bin ich noch im Findungsprozess. Natürlich hat meine neue Aufgabe Auswirkungen auf alle Lebensbereiche. Eines meiner Hobbys, das Tennis spielen, habe ich nicht nur coronabedingt vor zwei Jahren auf Eis gelegt. Ich habe die Hoffnung und auch die Absicht, dieses Jahr wieder starten zu können. Abschalten geht an sich ganz gut, ist aber sicher wie bei jedem anderen auch tagesformabhängig. Ich habe einen sehr stabilen und geselligen Familien- und Freundeskreis, wir achten gut auf uns. Da ich aber sehr viel Freude an meiner neuen Aufgabe habe, empfinde ich den zeitlichen Mehraufwand nicht als Belastung – ganz im Gegenteil, es ist immer wieder aufs Neue eine Bereicherung und ich hoffe, dass das so bleibt!
Vielen Dank Frau Marzi, für das Gespräch und weiterhin gutes Gelingen. Das Gespräch führte Wolfgang Rabsch
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Nachricht vom 13.01.2022 |
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