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Pressemitteilung vom 23.03.2022
Region
Nauberg soll Naturschutzgebiet werden: Naturschutzinitiative begrüßt Maßnahme
Der fast 20 Jahre dauernde unermüdliche Einsatz gegen den Basaltabbau zeigt Erfolg: Die rheinland-pfälzische Umweltministerin Katrin Eder will den Nauberg als Naturschutzgebiet ausweisen lassen und vorläufig unter Schutz stellen. Die Forderung der Naturschutzinitiative e.V. und der Bürgerinitiative "Erhaltet den Neuberg" wird somit erhört.
Frühling im Nauberg-Buchenwald (Foto: Harry Neumann)Hachenburg. Damit wird eine langjährige Forderung der Naturschutzinitiative e.V. (NI) und der Bürgerinitiative "Erhaltet den Nauberg" endlich in die Tat umgesetzt. Die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord als zuständige Behörde wurde bereits damit beauftragt, das Ausweisungsverfahren durchzuführen.

"Wir begrüßen die Entscheidung der Umweltministerin, den Nauberg als Naturschutzgebiet auszuweisen. Diese Unterschutzstellung ist ein Meilenstein für den Schutz des Waldes, den Wasserhaushalt, die biologische Vielfalt, das Klima und vor allem für die Lebensräume für Menschen und Tiere", betonten Harry Neumann, Landesvorsitzender der NI, und Klaus Wilhelm, Vorsitzender der Bürgerinitiative "Erhaltet den Nauberg". Die Basalt AG solle endlich ihrer Verantwortung für unsere Lebensgrundlagen gerecht werden und sich von ihren bisherigen Planungen verabschieden, erklärten Neumann und Wilhelm.

Die neue Umweltministerin Katrin Eder leistet mit der Unterschutzstellung des Naubergs einen wichtigen Beitrag für den Erhalt und die Förderung der Biodiversität und der natürlichen Waldentwicklung. Im Gegensatz zu den bewirtschafteten Wäldern seien die Artenvielfalt und die Biodiversität in den alten und wilden Wäldern weitaus höher. Der Nauberg mit seinen über 180-jährigen Buchen sei ein Beispiel, dass die auch für den Klimaschutz so wichtigen Wälder nicht industrialisiert werden dürften. Daher werde die NI auch sehr genau auf die vorgeschlagene Gebietsabgrenzung des neuen Naturschutzgebietes achten, so der Umweltverband.

Die Ausweisung des geplanten Naturschutzgebietes müsse zur Förderung der Biodiversität, der Biotopvernetzung und der Wildnisentwicklung sowohl das "alte" als auch das "neue" Naturwaldreservat umfassen, betonte Harry Neumann. Die NI werde hierzu einen Vorschlag machen.

Wildnisentwicklung fördern

Die Wildnisentwicklung müsse in Rheinland-Pfalz weiter vorangetrieben werden, so der Umweltverband. Mindestens zehn Prozent der Landesfläche sollten als Wildnisflächen ausgewiesen werden, auf denen sich Wald ohne jegliche Nutzung hin zu einem Urwald entwickeln könne. "Wir brauchen eine grundlegende waldbauliche Neuorientierung im Sinne einer ökosystemorientierten Waldbewirtschaftung, eine echte ökologische Waldwende. Der Nauberg ist hier beispielgebend, weil das Naturwaldreservat bereits seit mehreren Jahrzehnten aus der Nutzung genommen wurde", erklärte Harry Neumann.


Ökologische Bedeutung - FFH-Gebiet bei der EU nachmelden
Der bislang unzerschnittene bewaldete Höhenrücken mit seinem "Buchenwald auf Basalt" verfügt über eine hohe biologische Vielfalt. Das Gebiet erfülle die Voraussetzungen für ein faktisches FFH-Gebiet (besonderes Erhaltungsgebiet) und Vogelschutzgebiet und solle daher bei der EU nachgemeldet werden, so der Umweltverband. Für den geplanten Basaltabbau durch die Basalt AG wären 23 Hektar wertvoller Wald zerstört worden, und damit sei auch ein Erholungsraum für die Menschen verloren gegangen.

Ein Bericht der Zentralstelle der Forstverwaltung (ZdF) bestätigt die schon länger vorliegende naturschutzfachliche Bewertung der NI zum ökologischen Wert des Höhenrückens. Dieser Bericht mache deutlich, dass ein schwerwiegende Eingriff in das Ökosystem nicht ausgleichbar wäre und daher auch nicht genehmigt werden dürfte. Vorsorglich hatte die NI bereits eine Fachanwaltskanzlei für eine Klage im Falle einer Genehmigung durch das Landesamt für Geologie und Bergbau beauftragt.

Wälder der Zukunft
Das Naturwaldreservat im Nauberg sei ein Beispiel dafür, wie "Wälder der Zukunft" als Ökosystem aussehen sollten: Wiederbewaldung durch natürliche Sukzession, deutlich mehr Biomasse als in den bislang überwiegend ökonomisch bewirtschafteten Wäldern, Erhöhung des Baumbestandsalters, Zulassen von Alters- und Zerfallsphasen, Zulassung einer natürlichen Walddynamik, Orientierung der Baumartenvielfalt an einheimischen Waldgesellschaften, hohe Biodiversität, Mikrohabitate und Strukturen für Vögel, Fledermäuse, Insekten und Karnivoren, Verbleib von Wasser im Wald anstatt Entwässerung und Versiegelung, kein Schirmschlag (als vorgezogener Kahlschlag), der das Kronendach schädigt, mehr Waldwildnis. Daher seien im Naturwaldreservat Nauberg auch kaum Schäden durch die letzten heißen Sommer zu erkennen und es sei reichlich Wasser vorhanden.

Auch Nationales Naturerbe Stegskopf unter Schutz stellen
"Der Nauberg mit seinen über 180-jährigen Buchen ist ein Beispiel, dass unsere auch für die Biodiversität und den Klimaschutz so wichtigen Wälder nicht industrialisiert werden dürfen", betonte Harry Neumann. Daher müsse nun konsequenterweise auch das Nationale Naturerbe Stegskopf, das zudem europäisches FFH- und Vogelschutzgebiet sei, vollständig unter Naturschutz gestellt werden. Es handle sich um eine der bedeutendsten Naturschutzflächen im ganzen Land, so Harry Neumann. Das Gebiet dürfe weder durch ein Logistikzentrum noch durch Windenergieanlagen industrialisiert und zerstört werden, so der Umweltverband.

Veranstaltungshinweis Nauberg-Sonntage
Die NI und die Bürgerinitiative "Erhaltet den Nauberg" veranstalten zwei Nauberg-Sonntage, an denen sich die Bevölkerung über das zukünftige Naturschutzgebiet informieren kann:
So, 03. Juli, von 10 Uhr bis 14 Uhr und So, 30.Oktober, von 11 Uhr bis 15 Uhr, mehr Infos unter www.naturschutz-initiative.de. (PM)
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