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Nachricht vom 21.04.2011 |
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Benefizkonzert für Japan in Selters |
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Kimiko Dolge steht in der Küche, ihr Mann Arnd Dolge sitzt am Laptop als die Erde zu beben beginnt. Sofort springt er unter den Türahmen und hört den Ausruf seiner Frau: „Meine Mutter“. Ehepaar Dolge aus Ellenhausen hält sich während des Erdbebens in Japan rund 400 Kilometer vom Epizentrum entfernt in der Nähe Tokios im Elternhaus von Frau Dolge auf. Jetzt geben beide zusammen mit Atsuyo und Werner Gössl am 8. Mai um 18 Uhr in der Festhalle Selters ein Benefizkonzert zugunsten des japanischen Roten Kreuzes. |
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Selters. Erdbeben sind für Japaner und für Dolges, die lange in Japan lebten, nichts Besonderes. „Die kleinen nimmt man kaum noch wahr“, erklärt Arnd Dolge. Bei diesem aber machten sich beide erhebliche Sorgen. „Das Klavier tanzte mir entgegen, ein großes Ahnenbild krachte neben meiner Frau zu Boden“, schildert Dolge. Seine Frau zeigt die zerbrochene Buddah-Figur, die samt Hausschrein aus der Wand gefallen ist. Passiert ist ihnen nichts, sie fanden Schutz unter Tisch und Ledersesseln.
Beiden kam das Erdbeben extrem lang vor, zumal es kurz nachließ und dann wieder heftiger wurde. Sehr belastend seien auch die vielen Nachbeben gewesen. Alle paar Minuten habe die Erde gewackelt und die ersten Tage habe man immer die Sorge gehabt, wie schlimm es diesmal wohl werde. „Später“, so erzählt Arnd Dolge, „bin ich nicht einmal mehr wach geworden vom Wackeln.“
Wie sehr Japaner mit den Erdbeben leben, zeigt auch das Verhalten der verwirrten 95-jährigen Mutter: Trotz ihrer Pflegebedürftigkeit reagierte sie sofort, hielt sich wie ein junger Mensch spontan ein Kissen über den Kopf und gab die Anweisung: „Lasst Wasser ein“. Und tatsächlich hatte die Familie danach zwei Tage lang kein fließendes Wasser. Kimiko Dolge weiß über viele solcher Vorsichtsmaßnahmen in ihrer Heimat zu berichten, auch darüber, wie mit Schülern eines Küstendorfes das Fliehen vor einem Tsunami trainiert wird: Jeder Mittelschüler muss ein Kind der Grundschule an die Hand nehmen und mit ihm auf einen Hügel flüchten. „Vielen Menschen haben solche Maßnahmen das Leben gerettet“.
Noch in den Tagen vor dem Erdbeben hatte Arnd Dolge darüber gewitzelt, dass er genau zwischen Bücherregal und Klavier schlafen musste: „Ich habe jeden Abend mein Lager ein bisschen verschoben und hoffte so, bei einem Beben weder von Büchern noch vom Klavier getroffen zu werden“.
Arnd Dolge war 17 Jahre lang Hochschulprofessor für Klavier in Tokio und Osaka. Seit 1977 leben die beiden in Deutschland und seit 1980 im Westerwald. Hier war er lange Jahre Leiter der Kreismusikschule und daneben Lehrbeauftragter an den Hochschulen in Koblenz und Bremen. Das Paar gab viele Jahre lang gemeinsam Klavierkonzerte. Sie spielten dabei meist vierhändig, also zu zweit an einem Klavier.
Die drei Katastrophen in Japan, das Erdbeben, der Tsunami und die Kraftwerkszerstörung haben sie dazu bewogen wieder ein Konzert zu geben und zwar zu Gunsten des japanischen Roten Kreuzes. „Ich bin zwar seit 10 Jahren nicht mehr öffentlich aufgetreten“, sagt Kimiko Dolge, „aber das Konzert ist mir wichtig“. Das neu geschaffene „Forum Selters“ wird die Veranstaltungsorganisation übernehmen. Arnd Dolge spielt eine Klaviersonate von Beethoven, deren Sätze er anlässlich der Ereignisse neu charakterisiert hat. So nennt er den langsamen dritten Satz „Trauermarsch“ und den darauf folgenden „Das Leben geht weiter“. Zu zweit spielen sie eine Bearbeitung des Orchesterwerkes „Die Moldau“ von Bedřich Smetana und vier der „Slawischen Tänze“ von Antonín Dvořák. Außerdem musizieren die aus Japan stammende Atsyuo Gössl (Klavier) und ihr Mann Werner Gössl (Marimba). Beide sind Lehrer an der Kreismusikschule. Familie Dolge wird im Konzert von ihren persönlichen Eindrücken erzählen. Der Eintritt ist frei, um eine Spende für das japanische Rote Kreuz wird gebeten. |
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Nachricht vom 21.04.2011 |
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