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Nachricht vom 11.06.2022 |
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Kultur |
Schloss Friedewald aus dem Dornröschenschlaf wachgeküsst
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Jung und Alt aus nah und fern waren dabei, als das Schloss Friedewald am Wochenende aus seinem Dornröschenschlaf erweckt wurde: Drei Tage wurde rund um das repräsentative Anwesen gefeiert. Für die Organisatoren war es eine Punktlandung. Zufriedene Gesichter gab es auch bei den Besucherinnen und Besuchern zu sehen. |
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Friedewald. Das schwere Schwert an der Wand im Rittersaal musste niemand abnehmen, um es dem kühnen Recken gleich zu tun, der im Grimm'schen Märchen das Schloss von der Dornenhecke befreite. Aber im übertragenen Sinn machten die vielen Besucher das, was „Clohn Rudi“ (Ralf Ringsdorf) mit Verweis auf den Dornröschenschlaf propagiert hatte: „Wir wollen Schloss Friedewald wach küssen.“ Und das hat hervorragend funktioniert. Alle waren hellwach, die Köche genauso wie die Künstler, und allen voran die neue Schlossfamilie Sausmikat und der Chef von „My Dear Captain“, Tobias Link. 2019 hatten Peter und Margarete Sausmikat und ihre Familie das altehrwürdige und ortsbildprägende Gebäude erworben. Auf die Renovierung folgte die Pandemie. Aber jetzt ist wieder Leben eingekehrt.
Wie mag wohl Graf Gottfried II. von Sayn, der vor 698 Jahren an Ort und Stelle mit einer Burg den Grundstein legte, die Einweihung gefeiert haben? Vielleicht auch mit einem großen Fest? Wäre der Graf am Wochenende in den Innenhof stolziert, dann wäre er sicherlich erfreut gewesen, was die Familie Sausmikat und der Eventpartner „My Dear Captain“ für die Besucherinnen und Besucher zum Fest auf die Beine gestellt hatte. Im Rittersaal hätte er sich sicher auch dort niedergelassen, wo festliche gedeckte Tische für Hochzeiten und andere schöne Feste zeigten, wie im Schloss Friedewald künftig gefeiert werden kann. Gottfried II. von Sayn hätte sicher auch gerne im fein eingerichteten Trauzimmer einem Burgfräulein das Ja-Wort geben.
Das war aber bei dem dreitägigen Auftakt am Wochenende so noch nicht möglich – aber was noch nicht ist, das soll noch werden: „Wir haben beantragt, dass Schloss Friedewald eine Außenstelle des Standesamtes Daaden wird“, sagte Tobias Link. Er ist der geschäftsführende Gesellschafter von „My Dear Captain“. Gewölbekeller, Rittersaal, Trauzimmer und eine „wunderbare Kapelle“ für kirchliche Hochzeiten zählte Link auf und unterstrich: „Altehrwürdige Location können mit Multifunktionshallen mithalten.“ Bei dem Interview mit Entertainer und Moderator „Clohn Rudi“ betonte Link weiter: „Wir können ihnen eine einzigartige Veranstaltung auf die Beine stellen.“
Offenbar scheuen Link und seine Mitstreiter keinen logistischen Aufwand, und sei er noch so groß. Das haben sie zumindest mit der dreitägigen Veranstaltung unter Beweis gestellt. „Wir haben hier zehn Fahrzeuge im Innenhof gehabt, fünf große Fahrzeuge und fünf Sprinter“, berichtete Link schmunzelnd von den Vorbereitungen: „Das war eine heftige Geschichte.“ Das hat sich aber gelohnt. Sicher auch für die vielen Besucherinnen und Besucher, die zum Schloss strömten. Es wurde auch einiges geboten. Am Freitag wurde losgelegt, als man geladene Gäste begrüßte. Sie bekamen nach der Covermusik von „Zweifach acoustic“ als krönender Abschluss eine gigantische Feuershow zu sehen. Samstags und sonntags stand das mächtige Schlosstor allen offen.
Es entwickelte sich gleich zu einem Publikumsmagneten. Das Leben kehrte sozusagen in das altehrwürdige Gemäuer zurück. „Dauerhaft geschlossen“, sagte „Clohn Rudi“, das finde man, wenn man bei Google Schloss Friedewald eingebe. Das werde sich nun ändern, sagte der Moderator. Nicht dauerhaft, aber temporär soll das Schloss künftig geöffnet sein, sagte er. Und bei Hochzeiten und ähnlichen Festen mehr soll es mehr als nur eine schöne Kulisse sein. Essen gehört natürlich auch dazu. Und das gab es am Wochenende ebenso reichhaltig wie köstlich. Für den hohlen Zahn gab es süßen Schlosskuchen, und auch Deftiges war im Angebot. Der Gasthof Koch aus Daaden hatte Koch-Burger auf der Speisekarte, die Felix Jung mit eingebranntem Schriftzug „Koch“ auf den Brötchen servierte. Marc Peter, Chef der Gaststätte Struthof in Betzdorf schmurgelte Spiesbraten. Die kredenzte er mit Folienkartoffeln und Krautsalat. Natürlich hatte er auch die vegetarische Variante dabei, die Folienkartoffeln gab es mit einem Kräuterdip und Frühlingszwiebeln. Allein 80 Kilogramm Spiesbraten ließen sich die Besucherinnen und Besucher munden.
Die Pavillons der Köche waren auf dem Parkplatz zwischen dem Schloss und dem früheren Tagungsgebäude aufgebaut. Auf der Wiese waren Bänke aufgestellt, wo man mit Blick auf die Schlosskulisse mit dem Zwiebelturm sich die Köstlichkeiten schmecken lassen konnte. Wer den ehemaligen Tagungsraum noch kennt, der wird ihn nicht wieder erkannt haben. Hier hat die Familie Sausmikat ihre seit 2004 bestehende Inneneinrichtungsfirma „Arte Fresca“ mit einer Verkaufsausstellung angesiedelt. Einrichtungsstoffe, Tapeten, Bordüren, Teppiche und Accessoires sind hier im Sortiment. „Wir möchten uns heute präsentieren“, sagte Margarete Sausmikat, die Ehefrau von Peter Sausmikat. Es soll ein Vorgeschmack darauf sein, was nach der Eröffnung am 1. August die Kundinnen und Kunden vorfinden werden. Als Inneneinrichter habe man sich auf Maßanfertigungen spezialisiert, sagte Sausmikat - aber: „Wir verkaufen auch Meterware.“
Apropos Meter: Weit mehr als einen Meter hoch war ein Seil gespannt, auf dem im Innenhof die ausgebildete Zirkuskünstlerin Marianne Engels, die aus der Ecke von Budapest kommt, „tanzte“ und Jung und Alt in ihren Bann zog. Unterwegs war auch immer „Clohn Rudi“, der mit seinen Tricks die Besucherinnen und Besucher an den Tischen verblüffte und munter drauf los plauderte. Wem nach etwas Ruhe genehm war, der konnte im Rosengarten flanieren, vielleicht mit einem leckeren Cocktail in der Hand. Oder aber sich ein eigenes Bild von dem Ambiente im renovierten Rittergebäude und den eingedeckten Sälen machen.
„Sie rennen uns die Bude ein“, sagte Link am Abend und war begeistert: „Es ist top.“ „Total begeistert“ gab sich auch Peter Sausmikat und sagte erfreut: „Eine solche gediegene Stimmung mag ich.“
Kein Fest ohne Musik: „Zweifach acoustic“ unterhielt auf der Bühne die Menschen im Innenhof. Die Sängerinnen Laura Zaydowicz und Sabine Kraft sangen Pop- und Rock-Cover-Lieder, zum Beispiel „Man In The Mirror“ von Michael Jackson. Das Duo gab auch zwei eigene Lieder zum Besten, und zwar „Bewunderbar“, einem älteren Stück, und dem in diesem Jahr herausgekommenen „Zuhaus'“. Die Sängerinnen wurden von Dominik Weitershagen, Jürgen Müller, beide Gitarre, und Ernst Wagner am Bass und Schlagzeuger Michael Stockschläder begleitet. Am späten Nachmittag hatte es auch die Gelegenheit gegeben, an den Aktionen Yoga und Klangreise teilzunehmen.
Feurig klang der Samstagabend aus. Vor der illuminierten Schlosskulisse und zu vorgerückter Stunde gab Marianne Engels ihre Feuershow. Das krönte den Samstag, aber das war kein Schlusspunkt. Denn am Sonntag waren die Schlosstore auch wieder weit geöffnet und es wurde Jung und Alt einiges geboten. (tt) |
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Nachricht vom 11.06.2022 |
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