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Nachricht vom 19.06.2022 |
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Gedenken an Lothar Hermann in Argentinien |
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Am 3. Juni wurde in Coronel Suarez bei Buenos Aires in Argentinien an einen Mann aus dem kleinen Dorf Quirnbach im fernen Westerwald in Deutschland gedacht. Vor dem einstigen Wohnhaus des nach Argentinien emigrierten Juden Lothar Hermann (1901 bis 1974) wurde in einer feierlichen Zeremonie von seiner Großnichte Liliana Hermann eine Gedenktafel enthüllt. |
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Quirnbach. Sie erinnert an den Mut eines Mannes, der in diesem Haus die Briefe an den Generalstaatsanwalt Fritz Bauer in Frankfurt am Main schrieb. Hierin lieferte er die entscheidenden Hinweise auf den Aufenthalt des geistigen Architekten des Holocausts Adolf Eichmanns, der sich nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs unter falschen Namen wie viele andere Nazischergen nach Argentinien absetzen konnte.
Dank der entscheidenden Hinweise Lothar Hermanns, seines Mutes und der Opfer, die er erbringen musste, konnte Adolf Eichmann letztlich gefasst werden.
Mit ebenso viel Mut und Hingabe hat es sich seine Großnichte Liliana Hermann zur Aufgabe gemacht, ihren Großonkel nicht dem Vergessen anheimfallen zu lassen. Seit nunmehr über 20 Jahren recherchiert sie ihre Familiengeschichte. Dabei musste sie feststellen, dass von der Ergreifung Adolf Eichmanns in Argentinien in der öffentlichen Wahrnehmung und Erzählung nur hängen geblieben ist, dass der israelische Geheimdienst Eichmann in einer Nacht- und Nebelaktion aus Argentinien entführt hatte und in Israel vor ein Gericht brachte, von dem er zum Tode verurteilt wurde.
Dass der entscheidende Hinweis jedoch von Lothar Hermann kam, einem Juden aus Quirnbach im Westerwald, der im Holocaust neun Familienmitglieder verlor, wird kaum berichtet. Auch, dass der israelische Geheimdienst zunächst glaubte, Lothar sei der gesuchte Nazi-Doktor Josef Mengele und von sich ablenken wolle, wird kaum berichtet. Auch nicht, dass der israelische Geheimdienst Lothar mit Folter und Gewalt zu einem Geständnis zwingen wollte und er dabei erblindete. Und auch, dass er zeitlebens auf eine Entschuldigung, auf eine Entschädigung und sogar auf die Belohnung wartete, die auf die Ergreifung Eichmanns ausgesetztwar, wird kaum berichtet.
Wertvolle Hinweise konnte die letzte Sekretärin Lothars, Delfina, die für den erblindeten Mann die Briefe schrieb, liefern. Für viele jüdische Flüchtlinge in Argentinien konnte Lothar dank der in der Bundesrepublik 1953 in Kraft getretene „Bundesgesetz zur Entschädigung für Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung“ (BEG) zu einer Entschädigung verhelfen.
Mit unermüdlichen Einsatz hat Liliana Hermann gemeinsam mit ihrem Mann Ariel einen großen Beitrag dazu geleistet, dass der Westerwälder Lothar Hermann aus Quirnbach und seine große Tat für die Gerechtigkeit gegenüber dem jüdischen Volk auch im fernen Argentinien nicht in Vergessenheit geraten. Im Geburtsort Lothars, Quirnbach in Westerwald, konnte gemeinsam mit der Stadt Wirges am 14. September 2021 an das Leben und das Schicksal der Familie Hermann erinnert werden. In einer feierlichen Zeremonie konnte Liliana in Quirnbach eine Gedenktafel für ihre Familie und Lothar enthüllen.
Sehr herzlich wurde sie von den Quirnbachern aufgenommen, die ihr bereitwillig das Geburtshaus Lothars zeigten und ihr alte Geschichten aus der Zeit erzählten, als die Familie Hermann mitten unter ihnen lebte. Wirges gedachte mit der Verlegung zweier Stolpersteine für Lothars Bruder Ludwig und dessen Sohn Manfred Hans an deren Schicksal. So wie 2021 Schülerinnen und Schüler der Realschule Plus in Wirges einen wertvollen Beitrag während der Zeremonie leisteten, so waren es auch Schülerinnen und Schüler aus Colonel Suarez, die gemeinsam mit Liliana ein deutliches Zeichen gegen das Vergessen, gegen Diskriminierung und Ausgrenzung setzten.
Text auf der Gedenktafel:
"Dieser Ort war Zeuge eines Akts des Mutes im Namen von Millionen von Menschen, die Opfer des Kriegsverbrechers Adolf Eichmann wurden, der für den Holocaust während des Zweiten Weltkriegs mitverantwortlich war.
Hier wurden die Briefe von Lothar Hermann geschrieben, die das Schicksal des Nazi-Hierarchen vor Gericht bestimmen sollten." |
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Nachricht vom 19.06.2022 |
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