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Nachricht vom 18.12.2022 |
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Im Tante-Emma-Laden bleibt auf der Theaterbühne "kein Auge trocken" |
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"Verdamp lang her" würde Wolfgang Niedecken sagen und am Aufführungsabend erinnerte sich Jörg Schmitt-Kilian "IM TANTE-EMMA-LADEN" in der KUFA an die 90er Jahre: Frank Eller spielte im Theaterstück SHIT (nach dem gleichnamigen Jugendroman) die Rolle der Drogenberaterin Bärbel Soller, die auf einer Kinderschaukel professionelle Hilfe versprach. |
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Koblenz. Ein ernstes Thema, das auch 2022 nichts an Aktualität verloren hat. Aber an dem besagten Abend war in der KUFA „lustig angesagt“ und meine Gedanken wanderten weitere zwanzig Jahre zurück: Eller hat „den Beruf gewechselt“ und betreibt ein kleines Lebensmittellädchen im Markenbildchenweg. Die von Alexandra Freund geschriebene „Schlagerrette“ (mit bekannten Hits aus den 70er und 80er Jahren) erinnert mit jedem Song und unvergesslichen Werbesprüchen an „unsere gute alte Zeit“, in der nicht alles besser, aber vieles anders war. Bereits beim Öffnen des Vorhangs fasziniert mich das traumhafte Bühnenbild von Christian Binz und meine Gedanken wanderten zurück in jene Zeit, als wir in Lebensmittelläden um die Ecke einkauften.
Ich erinnere mich an „Sackenheim“ in der Lindenstraße, nein, nicht die in der Fernsehserie: diesen Laden gab es wirklich, eine kleine Goldgrube im gleichnamigen Stadtteil. Und heute begeistern auf der Bühne der als leidenschaftlicher Schauspieler bekannte Eller in einer Doppelrolle (Tante Emma und Charly, der Emma heimlich liebt) und weitere fünf spielfreudige Akteure. Diane Keßler und Carina Gerwig sind nicht nur zwei „schauspielende Künstlerinnen“, sondern zudem stimmgewaltige Sängerinnen, deren Interpretationen der Songs von gestern heute manche „Originale“ aus der ZDF-Hitparade in die „zweite Reihe“ verweisen würden.
Und wenn Sascha Stead (als Fernsehmoderator Ben und Sänger des Duos „Trixie und Ben“) die Medienlandschaft auf die Schippe nimmt, Sascha Stegner (Herr Kaiser von der „Hamburg-Mannheimer“, 1972 bis 2009 das bekannteste Werbegesicht der Versicherung) sich den Kinderlutscher in den Mund steckt oder als nörgelnder Herr Strubbich mit seinem Einkaufswagen die erste Reihe im Saal aufmischt bleibt kein Auge trocken. Felix Scheuer ergänzt das geniale Ensemble als Dieter Thomas Heck und begeistert in einigen Nebenrollen. Bei den tonsicher interpretierten Songs (begleitet von Uli Cleves und Band) tauchen déjà-vu Erlebnisse auf und wir singen textsicher mit.
Unser Langzeitgedächtnis funktioniert, als hätten wir Songs wie Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben oder Ein Festival der Liebe erst gestern noch „geträllert“. Die Werbeslogans erinnern an Produkte aus jenen Tagen, vom Lutscher bis zur Zigarettenpackung. Einige (ehemalige?) Nikotinkonsumenten erinnern sich an „ihre Marken“: LORD EXTRA (Genuss im Stil der neuen Zeit) PETER STUYVESANT (der Geschmack der großen weiten Welt) und HB (wer wird denn gleich in die Luft gehen).
Ein Gag jagt den nächsten, manche „halten sich vor Lachen den Bauch“, einige wischen sich die Tränen aus den Augen und die leidenschaftlich spielenden Akteure, die choreographisch hervorragende Inszenierung und das traumhaft schöne Bühnenbild lassen den Abend zu einem „Highlight der Woche“ werden. Fazit: ein äußerst kurzweiliger Abend, den ich gerne wiederholen möchte. Besonders „an Tagen wie diesen“ brauchen wir solche Veranstaltungen, die uns von aktuellen Ereignissen ablenken und persönliche Sorgen vergessen lassen. Wer keine Angst vor weiteren Lachfalten im Gesicht hat, sollte sich eine Aufführung unbedingt anschauen (noch bis zum 29. Dezember in der KUFA, www.kufa-koblenz.de)
Jörg Schmitt-Kilian
(Autor, Journalist und Hauptkommissar a.D.) |
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