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Nachricht vom 17.05.2023
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"SOFORT SO FORT" - zeitgenössische Kunstausstellung in Neuwied
Der "Neue Kunstverein Mittelrhein" eröffnete am 17. Mai seine aktuelle Ausstellung in einer Halle auf dem ehemaligen Rasselstein-Gelände. Diese Werkshalle ist aufgrund ihrer riesigen Dimension allein schon sehenswert. Sie wurde von der Firma ASAS ausgeräumt, gereinigt und mit neuem Estrichboden versehen und bietet nun zehn Absolventen der Kunsthochschule Mainz ein besonderes Ambiente für ihre plastischen Werke.
Von links: Elmar Hermann, Kurator Roger Rohrbach, Professorin Sabine Groß und Oberbürgermeister Jan Einig. Fotos: Wolfgang Tischler Neuwied. Nach der Organisation der Veranstaltung "Kunst im Karree" am 6. und 7. Mai, um das beliebte Format am Leben zu halten, konzipierte Elmar Hermann vom NKVM die erste vereinseigene Ausstellung des Jahres gemeinsam mit Professorin Sabine Groß von der Kunsthochschule Mainz und dem Düsseldorfer Kurator Roger Rohrbach. Nach der Qualität und Kombinierbarkeit ihrer Arbeiten ausgewählt wurden Lukas Gartiser, Kara Hondong, Taeeun Kim, Julia Carolin Kothe, Theresa Lawrenz Katrin Nicklas, Paul Schuseil, Mira Siering, Marcel Friedrich Weber und Eleni Wittbrodt.

Die Künstlerinnen und Künstler setzten sich theoretisch, in Diskussionen und durch Besuche vor Ort mit dem Thema Produktion auseinander. Die ehemaligen Studierenden aus verschiedenen Klassen der Mainzer Hochschule reagierten mit ihren Arbeiten auf die Anmutung der Hallen der Firma ASAS. Die riesige Ausstellungshalle lässt selbst übermannsgroße Objekte minimalistisch wirken.

Zudem erlaubt sie dem Betrachter, die Kunstwerke aus großer, mittlerer und naher Distanz zu betrachten und auf sich wirken zu lassen. Deutlich wird die Variabilität bei den großformatigen Papierbildern von Lukas Gartiser, die er bereits vor der Ausstellung im Mainzer Sand mit Pigmenten gestaltete. Während aus der Entfernung ein homogenes Aquarell zu sehen ist, erkennt man beim Nähertreten viele feine Strukturen, Flecken, Striche und Abdrücke von Steinchen und Hölzern im Untergrund. Die Natur ist in das Bild eingearbeitet.

Nachdem er die Halle gesehen hatte, arbeitete Marcel Friedrich Weber mit Gips, Schalöl und Vaseline "feinstoffliche Wesen" aus, die das Material Gips in verschiedenen Strukturen und widersprüchlichen Eigenschaften wirken lassen. Es gibt tropfsteinähnliche Elemente, Durchsichten und filigrane Ränder, durch die die Wesen intransportabel sind, ebenso wie eine Rückseite mit Spuren der Holzschalung wie bei Sichtbeton.

Nach den sich ändernden Lichtverhältnissen im Bogen auf dem Hallenboden arrangiert sind Eleni Wittbrodts Zeichnungen, sie spielen mit der Wahrnehmung und Zeitlichkeit.

Bögen als Druckspuren hinterließen Kegel, die Katrin Nicklas mit Ölfarbe über verschiedene Untergründe rollte. Die "tracing circles" können beliebig zueinander geordnet werden und erzeugen somit sich wandelnde Bildwirkungen.

Vor Ort entstanden Modell-Landschaften mit Spuren von Böden, Bäumen und Schienen aus Alginat, schnellbindender Abdruckmasse aus dem Dentallabor, eingefärbt mit Pigmenten. Die Ränder der amorphen Platten wurden in den eigens gefertigten glänzenden Aluminium-Tischen darunter nachempfunden.

Eine Audio-Installation von Julia Carolin Kothe, die in der ganzen Halle zu hören ist, vermischt sich bei laufendem Werksbetrieb akustisch mit den echten Arbeitsgeräuschen, die hinter dem Kunststoffvorhang und im Außenbereich entstehen.

Die Kreativität der ausstellenden Künstlerinnen und Künstler zeigt sich in Material- und Formenvielfalt und der Flexibilität, mit ungewöhnlichen Ideen modulhaft auf verschiedene Gegebenheiten zu reagieren. Der offene Produktionsprozess ist ein wichtiger Aspekt der aktuellen Ausstellung. Da die Halle ab Juni anderweitig genutzt werden wird, zieht die Kunstausstellung Ende Mai in eine andere Halle auf dem Werksgelände um, mit zum Teil neuen Kunstwerken, die gerade entstehen.

Wer Glück hat, kann einen Kunstschaffenden bei seiner oder ihrer Tätigkeit beobachten, zum Beispiel Lukas Gartiser, der mit großformatigem Papier und Pigmenten in einem Wiesenstück wirkt.

Die Ausstellung in der Rasselsteiner Straße 101 ist samstags und sonntags von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Führungen sind nach vorheriger Anmeldung möglich. Am 23. Juni um 18 Uhr ist ein Gespräch mit den Künstlerinnen und Künstlern geplant, das als Radioübertragung auf dublab am 5. Juni um 19 Uhr läuft. Finissage wird am 21. Juni um 18 Uhr sein. (htv)
       
       
       
     
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