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Pressemitteilung vom 23.09.2023
Region
Welt-Alzheimertag fand auch im Buchfinkenland statt
Volles Haus in Horbach: Der Anteil der Demenzerkrankungen in Deutschland steigt. Im Bundesschnitt kommen auf 2.000 Einwohner 50 Betroffene. Grund genug für kompetente Informationsveranstaltungen rund um das Thema, wie jetzt eben auch zum Welt-Alzheimertag im Buchfinkenland.
Die Mitwirkenden freuten sich mit Monika Bechtel (3. von rechts)  von der Alzheimer Gesellschaft Rheinland-Pfalz e.V. über einen gelungenen Beitrag zum Welt-Alzheimertag im Buchfinkenland. (Foto: Uli Schmidt)Horbach. Das diesjährige Motto des Welt-Alzheimertages "Demenz – die Welt steht kopf" sollte darauf aufmerksam machen, wie grundlegend sich der Alltag für Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen verändert. Überdeutlich geworden ist das bei einer Veranstaltung an ebendiesem Tag im Seniorenzentrum Ignatius-Lötschert-Haus in Horbach. Eingeladen dazu hatte der Förderverein der Einrichtung gemeinsam mit dem Senioren- und Behindertenrat (SBR) WW und dem Demenz-Netzwerk Montabaur-Wirges-Wallmerod.

Für die Veranstalter begrüßte Uli Schmidt die zahlreichen Gäste, darunter auch mehrere Betroffene mit ihren Angehörigen. "Dass der Saal bis auf den letzten Platz gefüllt ist, zeigt die Bedeutung des Themas in der Gesellschaft und auch bei uns in der Region", so der Vorsitzende des Fördervereins. Rechnerisch ergäben sich bei bundesweit rund 1,8 Millionen demenziell erkrankten Menschen allein im nur 2.000 Einwohner zählenden Buchfinkenland etwa 50 Betroffene.

Als Heimleiter des gastgebenden Seniorenzentrums im Buchfinkenland schilderte Chris Martin die an dem Konzept von Prof. Böhm orientierte Demenzarbeit. Man habe mit den zunehmenden Herausforderungen in den beiden betroffenen Wohnbereichen in Zeiten des Fachkräftemangels umzugehen gelernt. "Wir können die Krankheit nicht ändern, aber den Umgang damit", so der engagierte Heimleiter.

Margit Chiera stellte dann die Arbeit des regionalen Demenz-Netzwerkes vor. Dieses ist ein Zusammenschluss von kompetenten Partnern aus den Bereichen der stationären und ambulanten Pflege, Alten- und Pflegeheimen, Pflegediensten, Pflegestützpunkten, Ergo-Therapie, sozialen Einrichtungen sowie kommunalen Vertretern.  "Wir klären auf unterschiedliche Weise über den Umgang mit Demenz auf und stehen Hilfesuchenden immer mit Rat und Tat zur Seite", so die Netzwerkskoordinatorin. Ergänzt werde dies durch vielfältige Veranstaltungen.

Krankenhausaufenthalt ist für Demenzkranke eine Herausforderung
Als Hauptreferentin des Abends konnte Monika Bechtel von der Alzheimer Gesellschaft Rheinland-Pfalz e.V. gewonnen werden. Sie war aus Ludwigshafen ins Buchfinkenland gekommen und sprach etwa eine Stunde eindrucksvoll zum Thema "Mein heute ist Euer gestern! Ein Leben mit Demenz". Die Dozentin arbeitete ehrenamtlich in einem Demenzkompetenzzentrum und hat die Erfahrungen mit ihrer eigenen Mutter in einem Buch verarbeitet. Nicht weniger eindringlich waren die in den Vortrag einbezogenen Fotos von Michael Hagedorn.

Monika Bechtel schilderte in ihrem Vortrag mögliche Verlaufsformen der Krankheit und zeigte Wege im Umgang mit den betroffenen Menschen auf. Anschaulich beschrieb sie schwierige Situationen, die typisch im Kontakt mit Demenzkranken sind, und stellte mögliche Lösungsansätze vor. Sie bat darum, wachsam zu sein bei beginnenden leichten Beeinträchtigungen der geistigen Leistungsfähigkeit, um das Risiko für die Entwicklung einer Alzheimer-Demenz nicht unnötig zu erhöhen.

Ein thematischer Schwerpunkt des auf unendlich vielen persönlichen Erfahrungen beruhenden Vortrags waren die komplexen Herausforderungen durch einen stationären Krankenhausaufenthalt von Menschen mit einer Demenz. "Die Kranken fühlen sich von den komplexen Stationsabläufen häufig überfordert und es fällt ihnen schwer, den Sinn medizinischer Maßnahmen zu verstehen", so Bechtel. Durch die unbekannte Umgebung seien sie beunruhigt und beängstigt, abwehrendes Verhalten oft die Folge. Der Klinikaufenthalt führe bei Menschen mit Demenz häufig zu einer Verschlechterung des Zustandes und einem weiteren Verlust der eingeschränkten Fähigkeiten. "Das ist auch für Ärzte und Pfleger meist eine schwierige Situation", so die Autorin, die dringend empfahl, das Krankenhauspersonal entsprechend zu schulen und schon bei der Einweisung darüber zu informieren, dass eine Demenz vorliegt.

Im Anschluss standen alle Mitwirkenden sowie auch die in der Verbandsgemeinde Montabaur tätige Gemeindeschwester Barbara und Angelika Last vom Pflegestützpunkt Montabaur für persönliche Gespräche zur Verfügung. Dabei wurde allen klar, dass Erkrankte und ihre Angehörigen vor allem verlässliche und professionelle Unterstützungsstrukturen und Beratungsangebote benötigen, die in der Region bereits vorhanden sind, aber weiter ausgebaut werden können. Alle Teilnehmenden konnten sich am Ende des Infoabends, der auch ein Beitrag zu bundesweiten Woche der Demenz war, am großen Infotisch kostenlos mit Material zum Thema versorgen. (PM)
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