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Pressemitteilung vom 30.11.2023
Kultur
Internationales Theaterprojekt in Westerburg zeigt, was Freundschaft ausmacht
In der "Theatergruppe International" stehen Menschen aus verschiedenen Ländern auf der Bühne. Demnächst hat das erste Stück der Gruppe Premiere: Das Ensemble führt "Der kleine Prinz" in Westerburg und Bad Marienberg auf. Initiiert und betreut wird das Theaterprojekt vom Arbeitskreis "Soziales Westerburg".
Die Gruppe bei einer Probe mit ihrer Regisseurin Bärbel Vienna-Garn (2. von rechts). (Foto:  Evangelisches Dekanat Westerwald)Westerwaldkreis. Die Frau mit den feuerroten Haaren schaut auf den Mann mit der Ledermütze und lächelt. Sie mag die Art, wie er schaut: "Du hältst einen guten Blickkontakt zum Publikum. Jeder denkt, du siehst in an", lobt sie den "Piloten". Die 74-Jährige weiß, worauf es beim Schauspiel ankommt. Schließlich ist Bärbel Vienna-Garn ein Urgestein der regionalen Theater-Szene. Doch diese Gruppe ist auch für die Regisseurin mit der charakteristischen Haarfarbe etwas Besonderes: Sie leitet die "Theatergruppe International", ein zehnköpfiges Ensemble aus Einheimischen und Geflüchteten.

Nun proben die Schauspielerinnen und Schauspieler aus Deutschland, Polen, Russland und der Ukraine für ihren ersten Auftritt: Am Samstag, 9. Dezember, eröffnen sie die Veranstaltung "Weihnachten für alle" in Westerburg um 14 Uhr mit Antoine de Saint-Exupérys "Der kleine Prinz" im Pfarrsaal Christkönig.

Bis dahin feilen die Regisseurin Bärbel Vienna-Garn und ihre Schützlinge noch an Feinheiten. Während der Probe im Pfarrsaal schaut sie konzentriert zu, wie der "Kleine Prinz" neue Welten entdeckt, dort auf allerlei Skurriles trifft und lernt, was Vergänglichkeit bedeutet. Der Prinz ist in diesem Fall eine Prinzessin: Die charismatische Valeria Kutschina spielt ihre Rolle mit viel Hingabe und toller Mimik - etwas, das sie während ihrer Zeit als Schauspielerin in Russland gelernt hat. Für sie bedeutet Theaterspielen Freiheit. "Wenn ich den 'Kleinen Prinzen' spiele, fühle ich mich wieder wie ein Kind. Das gibt mir unheimlich viel Energie", sagt sie und muss manchmal noch nach den deutschen Worten für das suchen, was sie fühlt.

Schauspieler lernen zum Teil noch Deutsch
Umso erstaunlicher ist es, dass sie und die anderen Schauspielerinnen den Text verständlich und mit bemerkenswertem Ausdruck vortragen - obwohl einige von ihnen erst seit etwas mehr als einem Jahr Deutsch sprechen. Bärbel Vienna-Garn hat das im Blick und muss die Akteure inzwischen kaum noch korrigieren: "Du machst das fantastisch", ruft sie Valeria Kutschina zu, die mit dem "Laternenanzünder" Klaus Roloff auf der Bühne dem Sonnenuntergang nachjagt. "Du sprichst das G gut aus und sagst gar nicht mehr 'Untergäng-ge'". Nachlässig dürfen die Schauspieler aber nicht werden: "Das muss lauter sein! Es klingt, als ob du flüsterst", ruft sie in einer anderen Szene in Richtung Bühne.

Die Schauspielerinnen und Schauspieler nehmen sich die Anweisungen ihrer Regisseurin zu Herzen. "Ich spüre ein großes Vertrauen", sagt Bärbel Vienna-Garn. "Nach den ersten Proben habe ich die Gruppe gefragt, was ich besser machen kann. Die Männer und Frauen meinten nur: 'Wenn du zufrieden bist, sind wir es auch.' Die Menschlichkeit und Offenheit, die mir hier entgegenschlägt, berührt mich."

"Man sieht nur mit dem Herzen gut"
Nun hofft die "Theatergruppe International", dass die menschliche Botschaft des "Kleinen Prinzen" auch die Herzen der Zuschauer erreicht. Und dass bis zur Premiere am 9. Dezember Technik und Kostüme stehen und alle Rollen den letzten Schliff erhalten. Auch die des "Fuchses", den die Ukrainerin Tatiana Maltseva spielt. Sie spricht den wohl berühmtesten Satz des Stücks: Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar. "Der Fuchs ist meine Lieblingsrolle", sagt sie. "Er zeigt, was wahre Freundschaft ausmacht. Viele haben vergessen, was das bedeutet. Deshalb brauchen die Menschen Stücke wie 'der Kleine Prinz'." Gerade in einer Zeit, in der sich ihr Heimatland und Russland bekämpfen. In der Probe, sagt Tatiana, ist der Krieg kein Thema. Auch nicht zwischen ihr und den beiden russischen Schauspielern. "Das ist Politik. Hier sind wir als Menschen zusammen und spielen Theater."

Die Aufführungen des Kleinen Prinzen sind am Samstag, 9. Dezember, um 14 Uhr im Pfarrsaal Christkönig (Jahnstraße 3) in Westerburg (für Gäste aus der Verbandsgemeinde Westerburg) und am Samstag, 16. Dezember, um 14 Uhr im Evangelischen Gemeindehaus Bad Marienberg, Heynstraße 1 (für alle Interessierten). Der Eintritt ist jeweils frei. (PM)
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