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Nachricht vom 13.01.2024
Region
Mahnfeuer: Demonstration der Bauern geht weiter
Rund 450 Bürger und 200 Traktoren waren zu dem angekündigten Mahnfeuer am Samstagabend, dem 14. Januar auf dem großen Parkplatz am Dierdorfer Hallenbad erschienen. Stadtbürgermeister Thomas Vis begrüßte die Teilnehmer. Kreisvorsitzender des Bauern- und Winzerverbandes Ulrich Schreiber und Landwirt Dominik Ehrenstein sprachen zur Situation der Bauern.
Fotos: privatDierdorf. Landwirte aus dem gesamten Westerwald waren nach Dierdorf gekommen, um an dem Mahnfeuer teilzunehmen. Ulrich Schreiber fand es bemerkenswert, dass bei dem letzten Mahnfeuer nur Landwirte anwesend waren, doch am Samstag hatten sich viele Menschen aus der Bevölkerung angeschlossen. Laut Schreiber stehen 70 Prozent der Bevölkerung hinter den Landwirten.

Bemängelt wurde, dass die Situation in der Landwirtschaft seit Generationen nur eine Richtung kennt, nämlich bergab. Neuster Tiefpunkt sind die aktuellen Beschlüsse der Bundesregierung, die bislang nur bedingt zurückgenommen wurden. Man kann die Misere der Landwirtschaft kurz zusammenfassen: Steigende Anforderungen bei stagnierenden Erzeugerpreisen und Abbau von finanziellen Stützen, hieß es am Samstagabend.

Ehrenstein machte dies an einigen Zahlen deutlich. Die Deutschen geben derzeit nur rund zehn Prozent ihres Einkommens für Lebensmittel aus, 1970 waren es noch 48 Prozent. Diesen Wohlstand haben die Bauern erbracht, denn seit Jahrzehnten stagnierenden Preisen liefern sie durch Kostenoptimierung und Verzicht auf Lebensqualität günstige Rohstoffe für Lebensmittel. Hinzu kommt die Problematik, dass 85Prozent der Erzeugnisse von 260.000 Betrieben durch vier Handelsunternehmen verkauft werden. 1970 haben Landwirte von jedem Euro, den der Verbraucher ausgegeben hat, 48 Cent bekommen. Heute sind es 22 Cent! Also 78 Cent von jedem Euro bleiben zwischen Landwirt und Theke hängen. Am Meisten beim Handel.

„Wir Landwirte sind zurzeit von Subventionen abhängig, weil der Erzeugerpreis, also das, was wir für Produkte wie Milch, Fleisch und Getreide bekommen, im langjährigen Mittel auf einem konstanten niedrigen Niveau liegt. Die Subventionen für die Landwirtschaft kosten den Verbraucher in Deutschland neun Cent pro Kopf und Tag. Einen Betrag, den sie durch verbilligte Lebensmittel um ein Vielfaches wieder bekommen“, konstatierte Ehrenstein.

Landwirt Ehrenstein trat Berichten entgegen, nach denen die Landwirte gut verdienen. „Wir hatten zuletzt ein gutes Jahr, dies ist richtig, aber davor zehn miserable Jahre. Wenn wir gut verdienen würden, dann hätten in den letzten zwölf Jahren nicht 13,5Prozent von uns aufgehört. In dieser Zeit starben jeden Tag knapp 9,5 Betriebe. Bauernkinder übernehmen die Höfe nicht, weil sie in anderen Branchen einfacher Geld verdienen können und sehen, dass ihre Eltern die Knochen kaputt haben. Denn das Landwirte 70- oder 80-Stunden-Wochen haben, wird nicht berichtet. Mit dem Höfesterben im ländlichen Raum gehen auch Identität und Werte der Dörfer verloren. Werte, für die wir Landwirte stehen: Zu helfen, wenn die Not groß ist.“

Was den Landwirten auch Sorge bereitet:
- die Infrastruktur zerfällt,
- das Wirtschaftswachstum liegt hinter immer mehr Ländern zurück,
- Betriebe wandern ab, Gründe sind Energiekosten, Bürokratie, Steuern, Fachkräftemangel,
- außerdem waren die Schulleistungen noch nie so schlecht wie derzeit,
- der Staat verteilt zu viel Geld mit der Gießkanne, statt sinnvoller Investitionen.

Abschließend sagte Dominik Ehrenstein: „Die ökologischste Maßnahme in unserem Bereich, wäre der Erhalt der deutschen Landwirtschaft. Damit auch die größtmögliche Unabhängigkeit von importierten Lebensmitteln, aus Ländern, deren Produktionsbedingungen wir nicht durchleuchten können.“ (woti)
     
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