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Nachricht vom 27.06.2024
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Nicole nörgelt... über die Wahrscheinlichkeit, vor einem Facharzttermin zu versterben
Kennen Sie die zwei größten Lügen der Gesellschaft? Einmal ist es wohl die Antwort "gut" auf die Frage nach dem eigenen Befinden, die andere lautet: "Der nächste freie Mitarbeiter ist gleich für Sie da, bitte bleiben Sie in der Leitung."
Symbolfoto. (Foto: Pixabay)GLOSSE. Ja, ja, ich weiß, Probleme mit der medizinischen Versorgung sind echt ein alter Hut. Aber mal ehrlich: Wann haben Sie das letzte Mal versucht, einen Facharzttermin zu bekommen? Oder vielleicht sogar einen neuen Facharzt finden? Was bei Hausärzten schon schwer ist, gipfelt bei Fachärzten in neuen Dimensionen.

Stellen Sie sich mal folgende (natürlich rein hypothetische) Situation vor, die ich exakt so kürzlich erleben durfte. Nachdem ich im Januar einige Facharzttermine vereinbart habe, selbstverständlich wegen akuter(!) Probleme, hat von denen nun endlich der erste Ende Juni (extrem kurze Wartezeit, oder?) stattgefunden. Was soll ich sagen, für meine Probleme war es der falsche Facharzt, da in seinem Bereich alles ok zu sein scheint, aber es gab eine Überweisung zur Bildgebung und den Hinweis, dringend (haha) bei einem Facharzt anderer Zunft etwas Auffälliges abklären zu lassen. Und die Odyssee begann.

Am ersten Tag: 13 Anrufe bei Praxis 1, 13-mal in der Warteschleife gelandet, mit dem Hinweis, dranzubleiben, der nächste Mitarbeiter sei für mich da und 13-mal nach zwei Minuten aus der Leitung geflogen. Das gleiche Spiel am nächsten Tag, mit 15 erfolglosen Vesuchen. Man könne ja auch eine E-Mail schreiben, am besten mit einem Foto der Überweisung - man würde sich schnellstmöglich melden. Habe ich getan und seitdem nichts mehr gehört. Schnell war also wohl nicht möglich, ob langsam was kommt, bleibt abzuwarten. Mal schauen, ob es irgendwann zu einem Termin kommt oder ob ich einfach selbst ein Bild malen muss - Bildgebung, Sie verstehen...

Wer jetzt denken mag, das sei ja gar nicht so schlimm, der möge nun die Augen spitzen. (Ja, man spitzt die Ohren, aber auch da habe ich nie verstanden, warum spitze Ohren besser hören sollten als runde.) Und sich vielleicht auch besser einen Schnaps einschenken, den braucht man bei den folgenden Erlebnissen: Ich musste also zu einem anderen Facharzt. Also habe ich in der ersten Praxis angerufen, wo ich vor vielen Jahren mal Patientin war, um einen Termin zu vereinbaren. Nach nur etwa sieben erfolglosen Anrufen habe ich - völlig perplex - sogar einen Menschen am Telefon gehabt. Ich schilderte mein Anliegen und bekam nach einer kurzen Suche in den Patientenakten zu hören, dass man mir keinen Termin geben könne, da ich leider über zehn Jahre nicht in der Praxis war und daher als Neupatientin gelte. Und Neupatienten nehmen sie nur aus einem Radius unmittelbar um die Praxis.

Nun gut, ich war auch in einer anderen Praxis in einem anderen Ort bereits gewesen, aber auch hier - ich kürze das an dieser Stelle mal ab - vor über zehn Jahren. Also nix mit Termin. Ich versuchte es also im Umkehrschluss mit dem mir nächstgelegenen Facharzt. Nach einigen wenigen Versuchen konnte ich auch hier einen Menschen erreichen, um dann zu hören, man nehme keine Neupatienten und hätte ohnehin erst wieder Termine im März. Aber selbst betteln konnte mir nicht helfen, als Neupatient gäbe es für mich gar keine, weder im März noch sonst wann. Obwohl ich wirklich nah dran wohne, was hier aber egal zu sein scheint.

Nachdem ich drei Tage in etwa (jeweils) 20 bis 25 Versuchen in drei weiteren Praxen gar keinen ans Telefon bekommen konnte, aber insgesamt (ich habe es addiert) 241 Minuten in Warteschleifen hing, stellen sich mir nun gleich mehrere Fragen:
- Wer hat denen allen ins Hirn... ach, Sie wissen schon.
- Gibt es nicht mehr Fachärzte? Oder fehlen lediglich die Kassensitze für neue Praxen?
- Was denkt sich die Kassenärztliche Vereinigung? Dass bei mehr verfügbaren Terminen ohne monatelange Wartezeiten plötzlich mehr Krankheiten auftauchen und daher mehr Menschen zum Arzt gehen als nötig?
- Oder ist die Situation gewollt in stummen Hoffen, dass sich das Problem - der Patient - bis zur möglichen Wahrnehmung eines Problems selbst erledigt hat? Wenn die Rechnung oft genug aufgeht, dürften auch die höheren Kosten für verschleppte und schlimmer gewordene Erkrankungen während der Wartezeit kaum ins finanzielle Gewicht fallen.

Die größte Frage aber bleibt: Was soll man tun? Alle wenigstens paar Jahre einfach einen Facharzttermin vereinbaren, damit man bloß Patient bleibt, falls man ihn mal wirklich braucht? Und damit dann ohne Grund einen der mehr als raren Termine blockieren? Die Notaufnahme mit einem Nicht-Notfall verstopfen, um wenigstens überhaupt mal einen Arzt zu Gesicht zu bekommen? Ok, fällt bei uns ja auch weg, wie die Krankenhäuser nach und nach.

Und da soll noch mal jemand sagen, Leben auf dem Land wäre gesund...

In diesem Sinne - bleiben Sie selbiges,

Ihre Nicole
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