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Nachricht vom 12.08.2024
Wirtschaft
Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum: Verbessert die Digitalisierung die Situation?
RATGEBER 18+ | Hinweis: Dieser Artikel ist für ein erwachsenes Publikum bestimmt und behandelt Themen, die sich an Personen ab 18 Jahren richten. Die medizinische Versorgung ist in ländlichen Regionen zu einem großen Problem geworden. Zahlreiche Einzelpraxen drohen in den nächsten Jahren zu schließen, es finden sich weder Personal noch Nachfolger. Für viele Landkreise steht damit die hausärztliche Unterversorgung kurz bevor. Die Gesellschaft altert, der Fachkräftemangel wächst und die Landarztsituation wird schlimmer – gibt es da noch eine Lösung? Die Digitalisierung scheint Hoffnung für die Zukunft zu bringen.
KI generiertes BildAngebot von Telemedizin wird erweitert und verbessert
Eine der vielversprechendsten Entwicklungen im medizinischen Bereich der Digitalisierung ist die Telemedizin. Durch den Einsatz haben Patienten in ländlichen Gebieten Zugang zu medizinischer Beratung und Behandlung, ohne dass dafür die Fahrt in die nächste Großstadt nötig ist. Telemedizin besteht aus verschiedenen Anwendungen, angefangen von Fernüberwachung bei chronischen Beschwerden bis hin zur Video-Konsultation mit beratender Funktion. Lediglich funktionelle Diagnostik und Untersuchungen sind auf telemedizinischem Weg bislang nicht möglich. Die Auswertung von Röntgenbildern oder Untersuchungsbefunden lässt sich allerdings auch heute schon per Video-Call zwischen Arzt und Patient durchführen.

Für ländliche Gebiete ist die Einführung von Telemedizin ein erheblicher Fortschritt, denn Patienten bekommen schnellen und zuverlässigen Zugang zu spezialisierten Fachärzten, die sonst nur in städtischen Zentren verfügbar sind.

Es ist allerdings nicht nur die Telemedizin, die permanent weiterentwickelt wird, auch Bereiche wie Glücksspiel im Casino, E-Learning und natürlich E-Commerce haben sich deutlich verändert. Das hilft der Bevölkerung im ländlichen Raum, da mehr Angebote zur Verfügung stehen. Für einzelne lokale Anbieter kann die Entwicklung aber auch schadhaft sein. Das zeigt sich einmal mehr am Beispiel der Landarztpraxen, die zunehmend keine Nachfolger mehr finden.

Das Landarztsterben als großes Risiko für die Bevölkerung
Obwohl es in Deutschland seit Jahren einen Zuwachs an Ärzten gibt, sieht es für die Bevölkerung kleiner Gemeinden und ländlicher Orte düster aus. Allein in den nächsten Jahren werden voraussichtlich 2.000 Landärzte und mehr in Rente gehen, die Suche nach einem Nachfolger bleibt oft ergebnislos. Für Menschen in der Stadt ist die Vorstellung des Landarztes meist idyllisch. Er fährt mit seinem robusten Geländewagen über das blühende Land und hat bei all seinen Patienten Zeit für einen kleinen Plausch.

Die nackte Wahrheit sieht anders aus. Die wenigen Landarztpraxen sind hoffnungslos überfüllt, Zeit für Hausbesuche bei wenig mobilen und älteren Personen bleibt kaum noch. Die öffentliche Infrastruktur ist ebenfalls nicht optimal, die Fahrt mit dem Bus somit manchmal unmöglich.

Wer heute sein Medizinstudium absolviert, wird keine kleine Landarztpraxis übernehmen, sondern größtenteils in größeren Praxen und Stadtgebieten eine Anstellung finden. Und selbst da ist der Ärztemangel zunehmend spürbar. Man geht davon aus, dass bis zum Jahr 2040 rund 50.000 Mediziner fehlen. Aber woran liegt es konkret, dass der Beruf des Landarztes nicht mehr attraktiv erscheint? Das hat diverse Gründe:

Mangelnde Attraktivität: Viele junge Ärzte bevorzugen das städtische Leben, da es mehr private und berufliche Möglichkeiten bietet. Das Leben auf dem Land wird oft als isoliert und einsam empfunden.

Arbeitsbelastung: In ländlichen Regionen sind Hausärzte oft die einzige medizinische Anlaufstelle und müssen ein breites Spektrum an Krankheiten behandeln. Die Überweisung zum Facharzt ist zwar möglich, die Wartezeit auf Termine in der nächsten Großstadt aber immens. Die hohe Belastung und die Verantwortung schreckt viele Ärzte ab.

Wirtschaftliche Herausforderung: Während sich in Großstädten immer mehr Ärzte für eine Gemeinschaftspraxis entscheiden, muss der Landarzt auf eigene Faust wirtschaften und überleben. Die Kostendeckung ist oft nur schwer möglich, hinzu kommt der wachsende Personalmangel auf dem Land.

Fehlende Infrastruktur: In der ländlichen Praxis fehlt es an Ressourcen und Ausstattung. Medizinische Geräte haben oft schon mehrere Jahrzehnte hinter sich gebracht, Digitalisierung ist hier ebenfalls noch ein Fremdwort. Die Bereitschaft eines jungen Arztes, eine solche (nicht zukunftsfähige) Praxis zu übernehmen, ist verständlicherweise gering.

Administrative Aufgaben: Der Landarzt muss oft auch die administrativen Aufgaben seiner Praxis übernehmen, da er kein passendes Verwaltungspersonal findet. Diese Belastung ist immens, die Nutzung von Automatisierung ist gerade für ältere Mediziner oft noch fremd.

KI-gesteuerte Gesundheitsboxen ein Lösungsansatz für ländliche Gebiete?
Ein Projekt des Fraunhofer Instituts rückt unbemannte Gesundheitsstationen in den Fokus. Vorgestellt wurde es im November 2023 unter dem Namen „Neighborhood Diagnostics“, dahinter steckt die Absicht, in ländlichen Bereichen eine solide Gesundheitsversorgung zu gewährleisten. Durch den Aufbau personalfreier Gesundheitsstationen wäre es damit für Patienten möglich, rund um die Uhr Zugang zu medizinischen Tests und umfassender Labordiagnostik zu erhalten. Voraussetzung ist, dass sich die Wirtschaft zur Deckung der Kosten bereiterklärt.

Mit dem Projekt beabsichtigen die Entwickler, den Anfahrtsweg in die entfernt gelegene Arztpraxis überflüssig zu machen. Patienten sollen die Möglichkeit bekommen, Proben und Tests verschiedener Art abzugeben und in Empfang zu nehmen. Für die Nutzung ist lediglich eine Registrierung vorausgesetzt, die Durchführung der Kit-Entnahme und Abgabe würde dann auf Basis einer einfach verständlichen Step-by-Step-Anleitung erfolgen.

Auch die Testdurchführung soll ohne Personal funktionieren, Industrieroboter sind in der Lage, diese autonom durchzuführen und gekühlt zu lagern. Per App, vor Ort oder über den angeschlossenen Arzt können die Laborergebnisse dann mit dem Patienten besprochen und an ihn übertragen werden. Man vergleicht das Konzept mit Service-Angeboten von Banken, wo lediglich Geld- und Kontoauszugsautomaten, aber kein Personal mehr zur Verfügung steht.

Um die Gesundheitsstationen problemlos nutzbar zu machen, sollen diese frei konfigurierbar und mit verschiedener Medizintechnik über Schnittstellen betreibbar sein. Während der geplanten Erprobungsphase kommen die KI-Häuschen für Medizin zunächst in betreuten Wohnanlagen und Pflegeheimen zum Einsatz.

USA dient als Vorreiter der neuen Arztboxen
In den USA wurde ein ähnliches Konzept von Privatunternehmen entwickelt. Im Jahr 2022 wurden bereits 25 Gesundheitsboxen an zentralen Stellen wie Büros, Fitnessstudios und Einkaufszentren aufgestellt. Mitglieder zahlen für die Nutzung pro Monat pauschal 99 Euro und dürfen sich dann über moderne Technik und KI-gestützte Diagnostik freuen.

Auch Frankreich kennt das Problem mit der medizinischen Versorgung im ländlichen Bereich und setzt jetzt auf telemedizinische Praxen. Bis zum Jahr 2028 möchte das Land 300 solcher Einrichtungen an ländlich gelegenen Bahnhöfen aufbauen und aktivieren. Das Ziel der Maßnahme ist es, in schlecht versorgten Regionen einen Anfahrtsweg von maximal zehn Kilometer für Patienten sicherzustellen.

Vor Ort soll dann in Frankreich eine Krankenpflegekraft arbeiten, die Untersuchungen per Stethoskop, Ultraschall und anderen Instrumenten übernimmt. Die ermittelten Daten werden digital an den zuständigen Arzt übermittelt, sodass auch Diagnosemöglichkeiten per Telemedizin zur Verfügung stehen. Ob ein solches Konzept auch nach Deutschland kommt, ist bislang unklar. (prm)
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