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Nachricht vom 21.08.2024
Region
Sensationelle Änderung im Wirgeser Straßenkarneval geplant
Unlängst wurden an die Kuriere Gerüchte herangetragen, dass in der Karnevalshochburg
Wirges Veränderungen bezüglich des beliebten Rosenmontagszugs stattfinden sollen. Es wäre nicht nur eine Änderung, sondern sogar eine Art Revolution, denn es sei geplant, den Rosenmontagszug Sonntagabend durchzuführen, also am Abend vor dem Rosenmontag.
Uwe Freihoff als Gemeindebursche. (Archivfoto: Wolfgang Rabsch)Wirges. Den Rosenmontagszug am Sonntagabend durchzuführen, wäre natürlich eine gravierende Änderung, die sicherlich in Wirges und in der Umgebung für viel Diskussionen sorgen wird und sogar polemisch geführt werden könnte. Um in Erfahrung zu bringen, wie der Plan zustande kam und wie man sich die Durchführung am Sonntagabend vorstellt, verabredeten sich die Kuriere mit Uwe Freihoff, Vorsitzender der Wirgeser Karnevalsgesellschaft 1954 e.V. (WKG) und in seinen Rollen als "Gemeindebursche" und Sprecher der "Wirgeser Nachrichten" ein Urgestein des Karnevals in Wirges

Die Kuriere: Es gibt eine tiefgreifende Änderung im Wirgeser Karneval. Was genau habt Ihr geplant?

WKG: Wir haben im Verein die Entscheidung gefällt, dass wir den "Rosenmontagszug" so wie bisher nicht mehr veranstalten können.

Die Kuriere: Du sprichst von "nicht mehr veranstalten können". Was sind die Gründe?

WKG: Der Zuschauerzuspruch an der Zugstrecke und vor allem die Gästezahl auf der
"After-Zug-Party" im Bürgerhaus ist in den letzten Jahren, auch schon vor "Corona", kontinuierlich zurückgegangen. Das liegt zum einen daran, dass bei einem Teil der Menschen die Interessen neu ausgerichtet sind, nach vielen Jahren mal etwas anderes als Karneval zu erleben. Der andere Teil steht vor der Entscheidung, für den "Rosenmontag" bis zu zwei Tage Urlaub zu verplanen. Auch hier setzen einige dann halt andere Prioritäten.

So oder so gehen mit dem Gästerückgang natürlich auch verminderte Einnahmen einher. Diese sind aber für den Verein essenziell, da wiederkehrende Ausgaben unter anderem für die Kostüme der Aktivengruppen, die Sitzungen und am Ende auch die Finanzierung des Zugs anstehen.

Die Kuriere: Welche alternativen Ideen hattet Ihr bzw. habt Ihr letztlich umgesetzt?

WKG: Der Grundgedanke war, den Zug an einem anderen Tag zu veranstalten. Bei
ersten internen Beratungen hat sich der Fastnacht-Samstag herauskristallisiert. Allerdings kollidiert der Tag mit anderen Veranstaltungen. Zum einen sind unsere Tanzgruppen bislang auf diversen Umzügen aktiv dabei. Zum anderen veranstalten am Samstagabend unserer Karnevalsfreunde aus Helferskirchen ihre eigene Sitzung, bei der die WKG auch aktiv mitwirkt. Um dort kein Spannungsfeld aufzubauen, haben wir uns schlussendlich für den Sonntag vor "Rosenmontag" entschieden. Aber auch hier stehen zum Beispiel nachmittags die Züge in Höhr-Grenzhausen und Ransbach-Baumbach an. Und
dies hat uns dann dazu bewogen, unseren Zug als "Nachtzug" neu zu konzipieren.

Die Kuriere: Was genau ist ein „Nachtzug“ bzw. worin unterscheidet sich dieser von anderen Zügen?

WKG: Im Grunde genommen ist es erst mal ein Zug, wie jeder andere. Fußgruppen,
Pkw mit Anhänger oder Motivwagen. Dazu "Kamelle, Spaß und Heiterkeit". Allerdings startet unser Zug um 18.11 Uhr, also mit Einbruch der Dunkelheit. Hier bietet sich für alle Teilnehmer die Möglichkeit, sich selbst und die Motivwagen zusätzlich mit Lichtelementen (LEDs, Leuchtstäbe, und so weiter) zu dekorieren. Ein Zug, der im wahrsten Sinne des Wortes "leuchtet", übt noch mal eine ganz andere Faszination für alle Beteiligten, also auch die Zuschauer entlang der Zugstrecke, aus. Darüber hinaus ist der "Nachtzug" im Vergleich zu ähnlich großen Zügen der Region noch mal ein Alleinstellungsmerkmal.

Die Kuriere: Wie sind die Reaktionen von außen auf diese Neuausrichtung?

WKG: Wie erwartet reicht das Spektrum von "Wieso das denn? Der Rosenmontagszug
muss beibehalten werden" bis zu "Tolle Idee, wir sind dabei". Uns ist bewusst, dass nach 70 Jahren "Rosenmontagszug" die Neuausrichtung eine Zäsur im Wirgeser Karneval ist. Wir setzen damit bewusst einen neuen Reiz. Alle Reaktionen, egal ob positiv oder negativ, zeigen uns aber auch, dass der Wirgeser Karneval die Leute immer noch bewegt.

Und es ist an uns, die Skeptiker zu Überzeugten zu wandeln. Daran arbeiten wir mit dem gesamten Verein ab sofort bis zum 2. März 2025. Es geht am Ende ja nicht nur um die
Wirgeser Karnevalsgesellschaft, sondern generell um die Brauchtumspflege und die Beibehaltung der Attraktivität von Wirges über die Stadtgrenzen hinaus.

Die Kuriere: Vielen Dank für das aufschlussreiche Gespräch und gutes Gelingen.

Das Interview wurde von Wolfgang Rabsch geführt.
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