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Nachricht vom 21.08.2024
Wirtschaft
Rekordumsatz der SCHUFA - wie das Unternehmen 2023 noch mehr Geld machte
RATGEBER | Auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten schaffen es manche Firmen, sich äußerst erfolgreich am Markt zu behaupten und dabei ihren Wirkungskreis sogar noch auszuweiten. In der Folge ist ein erfreuliches Wachstum zu verzeichnen, das in der Branche oftmals seinesgleichen sucht. Aus ähnlichen Gründen machte zuletzt die Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung, besser bekannt unter dem Kürzel SCHUFA, beeindruckende Schlagzeilen.
Foto Quelle: pixabay.com / <a href=https://pixabay.com/de/users/fotoblend-87167/ target=_blank rel=nofollow>fotoblend</a>Als hierzulande mit Abstand größte Auskunftei hat die SCHUFA Holding AG es vollbracht, ihren Umsatz innerhalb der letzten 10 Jahre mehr als zu verdoppeln. Ende Juli 2024 wurden nun die Unternehmensergebnisse aus 2023 veröffentlicht, die ein erfreuliches Plus im Vergleich zum Vorjahr zeigen.

Während andere Konzerne also mit den Folgen explodierender Energiepreise, mit der anhaltenden Rezession und gegenwärtigen Inflation zu kämpfen haben, hebt sich die SCHUFA hier ausgesprochen positiv ab. Doch warum genau ist das so?

Weit verbreitete Mythen rund um die SCHUFA
Zunächst einmal sollten wir Klarheit darüber schaffen, was die SCHUFA eigentlich ist und welche Geschäftsbereiche sie im Einzelnen umfasst. Es kursieren nämlich immer noch viele Falschinformationen in diesem Zusammenhang. Eine ist beispielsweise, dass es sich bei der SCHUFA um eine staatliche Behörde handeln würde. Das ist jedoch mitnichten der Fall, denn die in Wiesbaden ansässige SCHUFA Holding AG ist ein privatwirtschaftliches Unternehmen, dessen Anteile von verschiedenen Kreditinstituten und Dienstleistern gehalten werden.

Ihre ursprüngliche Aufgabe bestand einzig darin, die Bonität Dritter mithilfe entsprechender Daten zu prüfen und gegenüber Unternehmen und Privatpersonen mit berechtigtem Interesse zu bestätigen. Längst hat sich das Unternehmen jedoch weiterentwickelt und breiter aufgestellt, sodass es heutzutage nicht mehr einzig auf diese klassischen Bonitätsprodukte beschränkt ist.

Falsch ist ebenfalls die Annahme, eine verpflichtende Bonitätsprüfung in Deutschland nicht umgehen zu können. Schließlich gibt es inzwischen zahlreiche Anbieter auf dem Markt, bei denen Kunden ein Geschäftskonto trotz SCHUFA-Eintrag eröffnen oder sonstige Verträge ohne Offenlegung ihrer finanziellen Lage abschließen können.

Wie läuft eine Bonitätsprüfung ab?
In ihrer Funktion als Auskunftei sammelt die SCHUFA kontinuierlich Unmengen an Daten aller geschäftsfähigen Menschen, die im deutschen Bundesgebiet gemeldet sind. Aktuell umfassen diese Datensätze Informationen zu über 60 Millionen Menschen. Sie geben Aufschluss über die Bonität, sprich über die Kreditwürdigkeit, und sind damit ein guter Anhaltspunkt dafür, wie wahrscheinlich beispielsweise ein Kreditnehmer die zur Verfügung gestellte Leihe auch wieder zurückbezahlt oder wie verlässlich Kreditkarten- oder Stromrechnungen beglichen werden.

Heutzutage ist eine SCHUFA-Prüfung unter anderem üblich, um ein Bankkonto zu eröffnen – obgleich es wie erwähnt auch Anbieter gibt, die darauf verzichten. Weiterhin ist es bei großen Ratenkäufen, Leasing-Verträgen und Auto-Abonnements sowie beim Abschluss eines Mietverhältnisses zumeist erforderlich, eine gute Kreditwürdigkeit nachzuweisen und den Gläubiger damit vor Zahlungsausfall zu schützen.

Die Kreditinstitute, Leasing-Geber, Handelsunternehmen oder eben auch Vermieter zahlen einen kleinen Beitrag für die erteilte Auskunft, woraus sich aufgrund der jährlichen Gesamtzahl der Anfragen eine gewaltige Summe ergibt. Liegen negative SCHUFA-Einträge vor, die noch dazu lange bestehen bleiben oder hat sich jemand bereits verschuldet, schlägt sich das in einem niedrigen SCHUFA-Score nieder, der einem viele Möglichkeiten verbauen kann.

Was genau ist der SCHUFA-Score?
Um sich an einem einheitlichen System orientieren zu können, das es für alle Beteiligten sehr übersichtlich macht, wird mit dem sogenannten SCHUFA-Score gearbeitet. Dieser bewegt sich zwischen 0 und 100 und macht auf einen Blick die Kreditwürdigkeit deutlich. Je höher er ausfällt, desto zuverlässiger wurden in der Vergangenheit Rechnungen bezahlt und sonstige finanzielle Pflichten erfüllt.
Unternehmen, Mobilfunkanbieter, Online-Händler oder Banken beschließen auf dieser Grundlage, ob sie einen Kunden annehmen und welche speziellen Bedingungen sie diesem eventuell auferlegen. Allerdings ist Ende des letzten Jahres der SCHUFA-Score als alleinige Entscheidungsgrundlage gerichtlich eingeschränkt worden.

Was ist eine Selbstauskunft?
Auch wenn gerade kein neuer Vertragsabschluss oder dergleichen ansteht, kann es für Menschen wichtig sein, sich über die Bewertung ihrer eigenen Bonität zu informieren. Eine solche Selbstauskunft kann einmal jährlich gratis direkt bei der SCHUFA eingeholt werden einmal jährlich gratis direkt bei der SCHUFA eingeholt werden.

Ferner besteht die Möglichkeit, sich per kostenpflichtigem Abonnement monatlich über gespeicherte Einträge, Bonitätsänderungen und weitere finanzielle Belange informieren zu lassen. Zudem besteht über ein solches Abo jederzeit Zugang zu den eigenen Daten.

Positive Entwicklungen im Geschäftsjahr 2023
Wie angedeutet, ist der Konzern inzwischen in mehreren Sektoren aktiv, obgleich die Auskunftei der SCHUFA Holding AG immer noch den wichtigsten Pfeiler bildet. Zum übergeordneten SCHUFA-Konzern gehören weitere Tochterunternehmen, und zwar namentlich die ClariLab GmbH, die finAPI GmbH sowie die Forteil GmbH, über welche die mobile App „Bonify“ vertrieben wird, mit deren Hilfe sich Privatpersonen über ihre eigenen Einträge informieren können.

Mit diesen Unternehmensbereichen ist man zusätzlich in den Geschäftsfeldern Identifizierung, Betrugsprävention und Compliance tätig. Unter Compliance versteht man die Einhaltung regelkonformer Bestimmungen und ethischer Standards, unter anderem in Bezug auf Daten- und Umweltschutz sowie die Verhinderung von Terrorismusfinanzierung und Geldwäsche, was auch im Interesse der Politik ist.

Begünstigt wird der Aufschwung des Konzerns vor allem durch die immense Digitalisierung und der damit einhergehenden Regularien, sowie der verstärkten Nachfrage im Hinblick auf Cybersecurity im Finanzsektor.

Wie die Umsatzzahlen im Detail aussehen
Im Einzelnen wurden im Vergleich zum Vorjahr schlussendlich folgende Veränderungen erzielt:

● Der Umsatz der SCHUFA Holding AG entwickelte sich von 267,3 Millionen Euro im Jahr 2022 auf 276,1 Millionen Euro, was einem Anstieg von 3,3 Prozent entspricht. Hiervon macht der Sektor Bonität mit 240 Millionen Euro den Löwenanteil aus.

● Der Gesamtkonzern zeigte ein Umsatzwachstum von insgesamt 4,2 Prozent und kam damit auf ein Resultat von 283,8 Millionen Euro.

● Das Business mit Unternehmenskunden wie Banken und Händlern stieg dank starker Nachfrage nach Bonitätsprodukten um 4,4 Prozent an. Währenddessen legte der Privatkundenbereich, zu dem Mieterauskünfte sowie die erwähnten SCHUFA-Abonnements zählen, dank eines starken Mietmarktes im Jahr 2023 immerhin 3,7 Prozent zu.

● Was die einzelnen Sparten angeht, so entwickelte sich der Bereich Bonität im Jahr 2023 um 3,4 Prozent nach oben. Mit Produkten und Dienstleistungen zur Identifizierung konnte man 4,3 Prozent Steigerung zum Vorjahr erreichen und mit jenen zur Betrugsprävention immerhin 0,6 Prozent.

● Der gewaltigste Anstieg ist eindeutig im Geschäftsfeld Compliance der ClariLab GmbH zu verzeichnen, was sich in aktuellen gesamtwirtschaftlichen Entwicklungen vergleichbar widerspiegelt. Mit ihren Services zur Minimierung der Finanzkriminalität gelang ein Sprung von 2,2 Millionen Euro im Jahr 2022 auf beachtliche 4,2 Millionen Euro, wodurch sich der Umsatz also fast verdoppeln ließ. (prm)
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