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Nachricht vom 15.04.2025
Wirtschaft
Tinnitus – was tun, um das Piepen im Ohr wegzubekommen?
RATGEBER | Ein ständiges Piepen, Summen oder Rauschen im Ohr – Tinnitus ist für viele Betroffene mehr als nur ein störendes Geräusch. Oft beeinträchtigt er die Konzentration, den Schlaf und die Lebensqualität. Die zentrale Frage lautet daher: Tinnitus – was tun? Doch was hilft wirklich gegen Tinnitus und lässt er sich sogar wegbekommen?
Symbolbild (KI generiert)

Tinnitus – wie sind die Symptome zu behandeln?


Der Begriff Tinnitus stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „Klingeln“ – genauso empfinden viele Betroffene das störende Ohrgeräusch. Daneben gehören ein Klicken, Brummen oder Klopfen auf einem oder beiden Ohren zu den typischen Alarmzeichen für Tinnitus. In rund 90 Prozent der Fälle ist zusätzlich eine Hörminderung vorhanden, diese wird jedoch seltener als vorrangiges Symptom wahrgenommen. Die Geräuschbelastung steht für viele im Vordergrund – entsprechend zentral ist die Frage nach einer wirkungsvollen Tinnitus-Therapie.

Aufklärung und Beratung (Counseling) zählen zu den Grundpfeilern der Tinnitus-Therapie.2 Ergänzend kann eine kognitive Verhaltenstherapie dabei helfen, das Pfeifen im Ohr besser zu ertragen und die Lebensqualität spürbar zu verbessern – auch wenn Tinnitus dadurch in der Regel nicht vollständig wegzubekommen ist. Um den Umgang mit Tinnitus zu erlernen und ihn erfolgreich zu behandeln, kann die Verhaltenstherapie auch über eine App stattfinden. Mittlerweile befinden sich von den Krankenkassen finanzierte Digitale Gesundheitsanwendungen (DIGA) auf dem Markt, die entweder bei der Aufklärung unterstützen oder eine digitale Verhaltenstherapie anbieten. Sie stellen eine mögliche Alternative zu einer Präsenzsitzung in einer Praxis dar.

Tinnitus – was tun bei plötzlichem Hörverlust und Ohrgeräuschen?


Bemerken Personen erstmalig das unangenehme Ohrenklingeln und eine Hörminderung, sollten sie zur weiteren Abklärung einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt aufsuchen. Akuten Tinnitus behandeln Mediziner üblicherweise wie einen Hörsturz mit Kortison.2 Anders verhält es sich, wenn der Tinnitus ohne Höreinschränkungen auftritt. Dann raten Experten bei der Tinnitus-Therapie von Kortison ab. In 70 Prozent der Fälle heilt ein akuter Tinnitus spontan ab.6 Ein Besuch beim Facharzt sollte sicherheitshalber dennoch erfolgen.

Chronischer Tinnitus – was hilft langfristig?


Tinnitus wirksam zu behandeln erfordert zunächst, dass die zugrundeliegende Ursache herausgefunden wird. Denn die Wahl der geeigneten Tinnitus-Therapie richtet sich nach den Auslösern.1 Was Mediziner bei Tinnitus tun, hängt folglich davon ab, ob Lärm oder ein erhöhter Blutdruck die Ohrgeräusche auslösen. Auch ein geplatztes Trommelfell oder eine chronische Mittelohrentzündung verursachen mitunter Ohrenpiepen.1 In diesen Fällen kann der Arzt mit der Behandlung der Grunderkrankung den Tinnitus erfolgreich wegbekommen. Schwieriger wird die Tinnitus-Therapie, wenn der Arzt keine Ursache findet, was häufig vorkommt. In diesen Fällen behandeln häufig Psychotherapeuten die Tinnitus-Beschwerden mit einer kognitiven Verhaltenstherapie. Obwohl Patienten den Tinnitus damit nicht gänzlich wegbekommen, kann die psychosoziale Tinnitus-Therapie die Lebensqualität steigern, den Schlaf verbessern und möglicherweise depressive Begleitsymptome reduzieren.8

Tinnitus-Therapie – was kann der Arzt noch tun?


Medikamente, um den chronischen Tinnitus effektiv zu behandeln, existieren nicht.1 Jedoch können in manchen Fällen Antidepressiva bei möglichen Begleiterkrankungen wie Schlafstörungen oder Depressionen zum Einsatz kommen.6

Hörgeräte gleichen ein vermindertes Hörvermögen aus.2 Bei Taubheit oder starker Schwerhörigkeit hilft ein Cochlea Implantat, das die Funktion der Hörschnecke ersetzt. Eine Hörtherapie unterstützt den Einsatz dieser Hilfsmittel.

Das durch die technischen Geräte verbesserte Hörvermögen überdeckt das nervige Brummen, Rauschen und Summen oft ein wenig. So erhalten Betroffene den Eindruck, den Tinnitus wegzubekommen oder zumindest zu kontrollieren.8

Des Weiteren behandeln Ärzte Tinnitus mit der Retrainingtherapie (TRT) oder Bewältigungstherapie (TBT).2 Akustische Verfahren (Breitbandrauschen) sollen dazu beitragen, das Piepen im Ohr weniger wahrzunehmen.

Tinnitus-behandeln – was können Sie selbst tun?


Viele Patienten und Angehörige fragen sich, was ihnen zusätzlich zur ärztlichen Therapie, Counseling und Verhaltenstherapie bei Tinnitus noch hilft. Die aktive Teilnahme in Selbsthilfegruppen kann die Tinnitus-Therapie hervorragend ergänzen und die Selbstwirksamkeit fördern.2 Methoden zur Stressreduktion sowie das Erlernen von Entspannungstechniken wie Yoga oder autogenes Training sind weitere Maßnahmen, die Betroffene selbst in die Hand nehmen können.2

Die Nutzung einer digitalen Gesundheitsanwendung ermöglicht, sich Wissen anzueignen und den Umgang mit den Ohrgeräuschen zu erlernen.4 Eine APP-basierte Tinnitus-Therapie erfordert jedoch ein gewisses Maß an Disziplin und Eigeninitiative. Darüber hinaus gibt es weitere Ideen, Tinnitus zu behandeln. Ähnlich wie bei pflanzlichen Präparaten wie Ginkgo fehlen jedoch wissenschaftliche Wirksamkeitsnachweise, um mit ihrer Hilfe Tinnitus wegzubekommen. Akupunktur, elektromagnetische Stimulation, hyperbare Sauerstofftherapie, Hypnose, Nahrungsergänzungsmittel, „Tinnitus-Masker“ und „-Noiser“ sowie individuell frequenzgefilterte Musik gehören zu den alternativen Tinnitus-Therapien.8

Experten empfehlen bei Ohrensausen, Stille zu vermeiden und für natürliche Geräusche und Töne in der Umgebung zu sorgen, zum Beispiel über ein gekipptes Fenster. Naturklänge wie im Wald, in Gärten, an Stränden oder bei Wind und Regen empfinden viele bei Tinnitus als angenehm, um das lästige Pfeifen zu übertönen. Manche behandeln ihren Tinnitus mit Meeresrauschen oder dem Plätschern eines Zimmerspringbrunnens.8 Es gibt viele Möglichkeiten der Tinnitus-Therapie, um die Belastungen zu reduzieren und die Lebensqualität zu erhöhen. (prm)

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1 “Ohrgeräusche (Tinnitus).” gesundheitsinformation.de, https://www.gesundheitsinformation.de/ohrgeraeusche-tinnitus.html. Accessed 3 Apr. 2025.


2 “Patientenleitlinie chronischer Tinnitus.“ Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e. V. Awmf.org, https://register.awmf.org/assets/guidelines/017-064p_S3_Chronischer_Tinnitus_2021-09.pdf. Accessed 3 Apr. 2025.


3 “S3 Leitlinie Chronischer Tinnitus.“ Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e. V. : Awmf.org, https://register.awmf.org/assets/guidelines/017-064l_S3_Chronischer_Tinnitus_2021-09_1.pdf. Accessed 3 Apr. 2025. S. 27.


4 “S3 Leitlinie Chronischer Tinnitus.“ Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e. V. : Awmf.org, https://register.awmf.org/assets/guidelines/017-064l_S3_Chronischer_Tinnitus_2021-09_1.pdf. Accessed 3 Apr. 2025. S. 30.


5 “Tinnitus.” Deutsche Tinnitus-Liga e. V, 12 June 2024, https://www.tinnitus-liga.de/tinnitus/.


6 “S3 Leitlinie Chronischer Tinnitus.“ Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e. V. : Awmf.org, https://register.awmf.org/assets/guidelines/017-064l_S3_Chronischer_Tinnitus_2021-09_1.pdf. Accessed 3 Apr. 2025. S. 41.


7 “Was hilft bei chronischem Tinnitus – und was nicht?” gesundheitsinformation.de, https://www.gesundheitsinformation.de/was-hilft-bei-chronischem-tinnitus-und-was-nicht.html. Accessed 3 Apr. 2025.


8 “S3 Leitlinie Chronischer Tinnitus.“ Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e. V. : Awmf.org, https://register.awmf.org/assets/guidelines/017-064l_S3_Chronischer_Tinnitus_2021-09_1.pdf. Accessed 3 Apr. 2025. S. 32.


9 “S3 Leitlinie Chronischer Tinnitus.“ Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Oh/xAI/AgentSystemPrompts/DeepResearchAssistantPrompt.txt Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e. V. : Awmf.org, https://register.awmf.org/assets/guidelines/017-064l_S3_Chronischer_Tinnitus_2021-09_1.pdf. Accessed 3 Apr. 2025. S. 102.

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