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Nachricht vom 17.04.2025
Region
Gericht macht Holztransport auf der Schiene einen Strich durch die Rechnung
Tiefschlag für die Firma Westerwälder Holzpellets GmbH: Sie kann nicht die entwidmete Eisenbahnstrecke der Westerwaldbahn (Weba) zwischen Steinebach-Bindweide und dem derzeitigen Endpunkt in Weitefeld komplett kaufen, um nach Wiederinbetriebnahme auf ihr Holz für die Weiterverarbeitung fast bis ins Werk in Langenbach (Kirburg) zu transportieren.
Schon getestet wurde die Holzanlieferung bis zur Rosenheimer Lay. (Foto: Archiv AK-Kurier)Altenkirchen/Koblenz. Für Markus Mann ist eine Vision in Schall und Rauch aufgegangen. Der Geschäftsführer der Westerwälder Holzpellets GmbH aus Langenbach (Kirburg) wollte per großem Projekt auf der Schiene sein Unternehmen mit dem Material für die Weiterverarbeitung versorgen. Nunmehr räumte das Koblenzer Oberlandesgericht der Ortsgemeinde Elkenroth ein, das Vorkaufsrecht für ein Teilstück der stillgelegten und entwidmeten Trasse ausüben zu dürfen. „Wir, die Westerwälder Holzpellets, haben im Juli 2023 einen Kaufvertrag für die drei Lose der Weba in den Gemarkungen Dickendorf, Elkenroth und Weitefeld unterschrieben. Der Abschnitt Dickendorf ist inzwischen in unserem Eigentum, und wir können auf dem Teilstück zwischen der Bindweide und der Gemarkungsgrenze Elkenroth nun die Schienen renovieren und die Weiche auf dem Gelände der Rosenheimer Lay wieder installieren“, beschrieb Mann. Im Oktober 2023 habe die Ortsgemeinde Elkenroth das Vorkaufsrecht gezogen, und „nach unzähligen jeweiligen schriftlichen Stellungnahmen wurde das Urteil vom Oberlandesgericht in Koblenz verkündet“. Die Ortsgemeinde Elkenroth habe sich ein Teilstück von Los 2 Elkenroth herausgeschnitten und möchte dies zu einem günstigeren Preis erwerben. „Das Gericht hat dem Vorkaufsrecht grundsätzlich Recht gegeben, jedoch die Konditionen, nämlich Preis und Teilstück, sind noch nicht ausgefochten. Hier hat die Weba nun das Heft in der Hand. Immerhin platzt nun der gesamte Kaufvertrag für Los 2 (Elkenroth) und Los 3 (Weitefeld), und die Weba bleibt auf dem Rest, den Elkenroth nicht nimmt, sitzen“, erklärte Mann ergänzend und fügte zudem an: „Wir werden nicht mehr in Revision gehen. Wenn man bedenkt, dass sich das aktuelle Vorhaben schon fast fünf Jahre hingezogen hat, fehlen mir einfach die Zeit, Geduld und Geld, um noch weitere zehn bis 15 Jahre für Eigentum und Baurecht zu streiten.“ Wäre der komplette Ankauf geglückt, hätte Mann zudem noch ausgelotet, wie der Schienenstrang von Weitefeld aus bis zum Stammsitz seines Unternehmens hätte verlängert werden können.

„Irgendwie angefressen“
Mann jedenfalls ist wahrlich nicht glücklich über diese Entwicklung: „Ich bin halt irgendwie angefressen und mürbe. Wir müssen uns nun auf die Optimierung der Produktion und die Erhöhung der Wertschöpfung in Langenbach konzentrieren. Es ist halt ziemlich schwer, wenn die Logistik nicht stimmt. Freizeit geht halt vor in Deutschland – ein Fahrradweg vor steuerzahlenden Unternehmen, Arbeitnehmern …“ Jetzt würden eigentlich nur noch Weba und die Ortsgemeinde Elkenroth sprechen. Elkenroth könne einen Fahrradweg bauen, und die Weba habe den Rest der Strecke inklusive Rückbauverpflichtung an der „Backe". Vielleicht gebe es ja ein „Sondervermögen" für solche Projekte. Trotz aller Widrigkeiten bleibt Mann bei seinem Vorhaben, Holz über die noch befahrbare Stammstrecke der Weba zwischen Scheuerfeld und Steinebach-Bindweide und der Verlängerung bis Rosenheimer Lay anliefern zu lassen. „Wir hatten im Januar vergangenen Jahres noch einen nachträglichen Bauantrag für die Rosenheimer Lay gestellt, damit wir dort eine Auffüllung entfernen und zusätzlich 1500 Quadratmeter für den Containerumschlag befestigen können. Wir hatten Hoffnung, dass wir im Laufe des Sommers eine Baugenehmigung erhalten hätten“, berichtete er. Das habe sich aber hingezogen bis März 2025. Leider sei ein Förderbescheid des Eisenbahnbundesamtes per Dezember 2024 ausgelaufen, und „den müssen wir jetzt erst mal wieder neu beantragen. Zwischenzeitlich fahren wir das Holz ex Scheuerfeld per Lastwagen durch Betzdorf, das Daadetal bis Niederdreisbach und dann nach Langenbach“. Steineroth sei leider immer noch gesperrt, und „in Schutzbach haben wir seit zwei Jahren eine Ampelschaltung. Der Verkehr macht nicht wirklich viel Freude. Zukünftig, wenn die Rosenheimer Lay im Jahr 2026 fertig ist, werden wir dann mit 60 bis 80 Lkw-Ladungen pro Woche von dort nach Langenbach fahren“.

In nichtöffentlicher Sitzung
Die Entscheidung zum Verkauf der Grundstücke, auf denen sich die entwidmete Schienentrasse zwischen Steinebach-Bindweide und dem Endpunkt in Weitefeld erstreckt, hatte der Kreisausschuss des Kreistages Altenkirchen im nichtöffentlichen Teil seiner Zusammenkunft am 27. März 2023 pro Westerwälder Holzpellets gefällt. Die Streckenlänge beträgt rund sechs Kilometer, die Gesamtfläche rund 95.000 Quadratmeter in den Gemarkungen Dickendorf, Elkenroth und Weitefeld. Bereits Anfang März hatte sich die Gesellschafterversammlung der Weba (Eigenbetrieb des Kreises Altenkirchen), bis dato Besitzer der Flächen, für den Verkauf zu einem Preis von rund 800.000 Euro ausgesprochen. Vorangegangen war ein öffentliches Bieterverfahren, dazu waren fristgerecht zwei Angebote eingegangen, wobei sich eines - das ließ der Modus zu - lediglich auf die Grundstücke innerhalb einer Gemarkung bezogen hatte. Richtige Bahnhöfe entlang der Strecke zwischen Steinebach-Bindweide und Weitefeld existieren nicht mehr. Das grundsätzliche Okay für einen Verkauf hatte der Altenkirchener Kreistag in seiner Sitzung vor Weihnachten des Jahres 2022 erteilt. Mann war nach dem Votum des Kreisausschusses noch voller Zuversicht gewesen:  „Im Prinzip habe ich mehrheitlich während der zurückliegenden drei Jahre sehr positive Rückmeldungen aus der Bevölkerung von Elkenroth erhalten. Denn wir übernehmen hier als Unternehmen eigentlich eine hoheitliche Aufgabe der Infrastrukturerstellung und schonen dadurch die Kreis- und Landesstraßen, die durch den Ort führen. Unser Projekt entlastet die Bevölkerung, und ich würde mich freuen, wenn man nun gemeinsam den Blick nach vorne nimmt. In Partnerschaft gibt es eventuell schneller Radwege und Verbesserungen als im aufreibenden Gegeneinander.“

„Eine schwere Geburt“
Vor über zwei Jahren hatte Mann die Konzeption, was auf der Schiene angeliefert werden soll, definiert. „Wir planen Rundholztransporte für unser Sägewerk. Im Sägewerk entstehen dann Sägenebenprodukte für die Pelletproduktion. Wir haben am Standort ein ausgewogenes Gleichgewicht zwischen dem Anfall von Sägenebenprodukten und der Produktionskapazität unseres Pelletwerkes. Aus diesem Grund erübrigt sich der Zukauf von zusätzlichen Rohstoffen für die Pelletproduktion.“ Weba-Geschäftsführer Oliver Schrei war damals erleichtert über den Abschluss des Verfahrens. „Es war eine schwere Geburt, bis sämtliche Gremien die erforderlichen Beschlüsse gefasst hatten“, meinte er und bekräftigte: „Die Entscheidung des Verkaufs ist vollständig richtig.“ Der Transport von Material auf dem in Rede stehenden Abschnitt war am 31. Juli 2017 eingestellt, der rund sechs Kilometer lange Abschnitt vom Landesbetrieb Mobilität entwidmet, ein Bahnübergang bei Elkenroth des Gleisbettes „beraubt“ und höhengleich an die querende und sanierte Landesstraße angepasst worden. (vh)
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