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Nachricht vom 08.04.2012 |
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Kultur |
Passionskonzerte mit hohem künstlerischen Anspruch gefielen |
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Mit den zwei traditionellen großen Chor-, Orchester- und Orgelkonzerten der Montabaurer Kantorei konnte Dekanatskantor Jens Schawaller in der Karwoche in die evangelische Kirche von Roßbach und in die evangelische Pauluskirche Montabaur einladen. Es musizierten mit dem Kammerchor des Dekanates auch der der Jugendchor "The Praising TeenVoices" aus Montabaur sowie das Sextett des Diezer Instrumentalensembles. An den Orgeln wirkten Oberstudienrätin Susanne Schawaller und Kantor im Dekanat Tobias Martin. |
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Montabaur/Roßbach. "Jesu, meine Freude" – unter diesem Motto standen die beiden großen Passionskonzerte des evangelischen Dekanates Selters, zu denen die Montabaurer Kantorei in diesem Jahr in die gut besuchte Kirche von Roßbach und in die Pauluskirche Montabaur einladen konnte.
"Im Jahr der Kirchenmusik der Evangelischen Kirche von Hessen und Nassau (EKHN) legen wir uns natürlich besonders ins Zeug und freuen uns, wieder so vielfältige und unterschiedliche Chor-, Orgel- und Orchestermusik anbieten zu können", erklärt Dekanatskantor Jens Schawaller, dem die künstlerische Leitung der großen Konzerte oblag. "Dazu gehört natürlich auch die traditionell enge und gute Zusammenarbeit mit Kantor im Dekanat Tobias Martin aus Höhr-Grenzhausen, der sich regelmäßig als Organist in unsere geistlichen Musiken künstlerisch mit einbringt".
Die beiden A-Kantoren des unteren Westerwaldes arbeiten seit nunmehr fast zehn Jahren außergewöhnlich gut Hand in Hand und stehen gemeinsam für die hochwertige Kirchenmusik im evangelischen Dekanat Selters. Johann Sebastian Bachs bekannte Orgelwerke über "Jesu, meine Freude" und "Da Jesus an dem Kreuze stund" aus dem "Orgelbüchlein" bildeten den Beginn der geistlichen Konzerte, die die Oberstudienrätin und ebenfalls diplomierte Kantorin Susanne Schawaller an der Roßbacher Kleukerorgel von 1961 und an der historischen Wagnerorgel von 1875 in Montabaur spannungsvoll und einfühlsam interpretierte. Sie rahmte damit die Begrüßung aller Anwesenden durch den Präses des evangelischen Dekanates Selters Michael Holger Müller, der selber seit langen Jahren aktives Mitglied der Montabaurer Kantorei ist.
Präses Müller betonte den hohen Stellenwert, den die Kirchenmusik in unserer Region und in der gesamten Landeskirche genieße und übermittelte allen Musizierenden und Zuhörenden dadurch die Wertschätzung der Dekanatsleitung. Mit dem modernen Gemeindelied "Seht hin, er ist allein im Garten" wurde im Folgenden Jesu Leidensweg durch die singende Konzertgemeinde meditiert und nachvollzogen, an der Orgel in modernen Modi begleitet von Kantor Martin; alt- und neutestamentliche Lesungen, vorgetragen von unterschiedlichen Singenden der Montabaurer Kantorei, wechselten mit entsprechendem Chorgesang ab und bezogen sich inhaltlich aufeinander.
Mit der fünfstimmigen Motette "Jesu, meine Freude" aus der Feder des Thomaskantors Johann Sebastian Bach musizierten das Sextett des Diezer Instrumentalensembles und die Montabaurer Kantorei gemeinsam. "Seit Jahren schon verdanken wir dem Diezer Instrumentalensemble den kirchlichen Orchesterdienst", freut sich Schawaller. "Wie auch die Kantoristinnen und Kantoristen kennen die Streicherinnen und Streicher jetzt fast schon alle Kirchengemeinden des evangelischen Dekanates Selters, die sie traditionell gemeinsam mit uns besuchen".
So musizierten in gewohnter zuverlässiger und gekonnter Manier Cornelia Heppner, Peter Krämer, Karin Weil, Liv Steinebach, Isabel Walter und Rudolf Creutzburg. Neu und besonders war in diesen Konzerten ein spezielles Generationencrossover: erstmals sangen die "Praising Teenvoices" mit der Montabaurer Kantorei gemeinsam: die Sängerinnen Sabine Heyne, Daniela Schmidt, Maria Adolf, Hannah Dingendorf und Juliane Heller des Jugendchores der evangelischen Kirchengemeinde Montabaur verstärkten den Chorsopran in den unterschiedlichen Chorwerken und bereicherten das Ensemble mit ihren jugendlich schönen und hohen Stimmen.
"Die Sängerinnen und Instrumentalisten der Praising Teenvoices reisen mittlerweile ebenfalls durch das evangelische Dekanat Selters und besuchen die Gemeinden des unteren Westerwaldes – inzwischen haben wir aber auch wichtige und leistungstragende Mitglieder aus dem Dekanatsgebiet", erklärt Jens Schawaller als deren Leiter.
Als Vokalsolisten aus den Reihen der Erwachsenen engagierten sich Monika Schlößer, Hildegard Sthamer und Fabio Schnug in besonderer Weise: gemeinsam musizierten sie als Soloensemble und überzeugten durch Tonschönheit und Sauberkeit.
In einer Partita über das Lied „Jesu, meine Freude“ von Johann Gottfried Walther konnte das Sextett des Diezer Instrumentalensembles ein weiters Mal sein Können solistisch unter Beweis stellen: die kontrastreichen und anspruchsvollen Sätze des Barockkomponisten beleuchteten den cantus firmus nun von rein instrumentaler Seite und boten so ein ganz anderes Klanggewand, als in der großen Bachmotette. Als Continuoinstrument erklang hierbei wieder das wertvolle Truhenpositiv, gespielt von Susanne Schawaller, das die Montabaurer Kantorei bei Konzerten stets mit sich führt. In gekonnt virtuoser Art und Weise ließ sie im weiteren Verlauf Bachs großes meditatives Orgelwerk über "O, Mensch, bewein dein Sünde groß" erklingen, bei dem die Gäste und Ausführende Zeit zur inneren Einkehr hatten, um sich dem Karfreitagsgeschehen zu eröffnen.
Mit einer mehrstimmigen Kyriekomposition des zeitgenössischen englischen Tonschöpfers Malcolm Archer antworteten die Praising Teenvoices auf den Bachschen Orgelchoral und wurden dabei vom Streichorchester sanft begleitet. Gemeinsam mit allen Anwesenden musizierten Kantorei, Jugendchor, Streichorchester und den Orgeln kontrastreich den Gesang "In dir ist Freude", der direkten Bezug zum Thema der Passionsmusik nahm. Auf musikalische Art und Weise wurde der Bußgedanke der Passionszeit in Schawallers mehrsätziger Choralkantate über "Wenn meine Sünd mich kränken" für vierstimmigen Chor, Streichorchester und Orgel zusammengefasst. Hier konnten sich die Streicherinnen und Streicher des Sextetts des Diezer Instrumentalensembles noch einmal als erfahrene Könnerinnen und Könner ihres Faches zeigen.
Als besonders schön gelungen muss das Solo für Violoncello hervorgehoben werden, mit dem die studierte Violoncellistin Isabel Walter hervortrat. Mit dem ebenfalls modernen Lied "Nun gehören unsere Herzen ganz dem Mann von Golgatha" endete das große Konzert, das wie jedes Jahr bei freiem Eintritt gegeben wurden. Pfarrvikar Frank Dittmann aus Roßbach und Pfarrer Johannes Seemann aus Montabaur dankten allen Beteiligten, Besucherinnen und Besuchern und beschlossen die Chor- und Orchesterkonzerte jeweils mit dem Vater Unser und dem Segen.
"Wir verdanken es dem evangelischen Dekanat Selters, dass wir zu unseren Konzerten wieder einmal mehr unentgeltlich einladen können", erläutert Dekanatskantor Schawaller die Situation. Gemeinsam mit dem Dekanat und dem Förderverein der Montabaurer Kantorei Musica Sacra e. V. sei es möglich, dies Angebot in unserer Region machen zu können, so der agile Kirchenmusiker. Die Zuhörerinnen und Zuhörer erhoben sich nach dem geistlichen Konzert anstelle eines Applauses zu einem andachtsvollen und dankbaren Schweigen.
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Nachricht vom 08.04.2012 |
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