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Nachricht vom 31.05.2012
Region
Lernpaten im Westerwaldkreis werden dringend gesucht
Seit einem Jahr läuft das Lernpatenprojekt im Westerwaldkreis mit großem Erfolg. Der Bedarf von Lernpaten ist groß und nach Sommerferien startet ein neuer Kurs für die Paten. Die Kreissparkasse Westerwald wird das Lernpatenprojekt unterstützen.
Roman Frank, Vorstand der Kreissparkasse Westerwald, überreichte die erste Lernpatenbox an Schulleiterin Christa Marx. Jede Schule, an der Lernpaten aktiv sind, wird eine solche Box mit Spielen, Lern- und Bastelmaterialien erhalten. Die Kreissparkasse Westerwald finanziert die Anschaffung der Boxen. Von links: Roman Frank, Landrat Achim Schwickert, Lernpaten-Trainer Frank Simon, Lernpatin Margret Corzelius, Projekt-Koordinatorin Alexandra Khan und Schulleiterin Christa Marx. Westerwaldkreis. „Was wären wir ohne unsere Lernpaten?“ - so Schulleiterin Christa Marx aus Selters. Sie berichtete von einem erfolgreichen Projekt an ihrer Schule. „Es kann einfach nicht genug Lernpaten geben. Wir brauchen mehr davon“, so lautet das Fazit und gleichzeitige Appell einer Veranstaltung im Kreishaus in Montabaur, bei der das Lernpatenprojekt „Keiner darf verloren gehen“ vorgestellt wurde.
Landrat Achim Schwickert hatte alle Verbandsbürgermeister als Vertreter der Schulträger sowie die Schulleiter der Grundschulen eingeladen. Sie alle sollten die gute Idee der Lernpatenschaft weiter tragen und dafür mit ihren Möglichkeiten werben.
Seit einem Jahr läuft das Projekt im Westerwaldkreis und alle, die damit in irgendeiner Form zu tun haben, sind begeistert: Lernpaten, Lehrer, Schulleiter und Patenkinder.
„Derzeit betreuen im Kreis 27 Lernpaten, alle im reiferen Alter, 31 Grundschulkinder. Weil das Projekt so erfolgreich verläuft und die Grundschulen händeringend nach weiteren Paten suchen, wollen wir ab Herbst zehn neue Ehrenamtliche schulen“, erklärt Alexandra Khan vom Kreisjugendamt in Montabaur. Sie hat die Idee der Lernpatenschaften aus der Pfalz (dort gibt es bereits 150 Patenschaften) in den Westerwaldkreis importiert und koordiniert hier das Projekt.
Vor allem engagierte männliche Paten aus dem nördlichen Kreisteil könnten Kindern in einer entscheidenden Schul- und Lebensphase ihre Aufmerksamkeit widmen. Vier zukünftige Paten haben bereits ihre Bereitschaft signalisiert, kleinen Grundschülern bei der Bewältigung ihres Alltags zur Seite zu stehen.

Was es mit den Lernpaten auf sich hat und welche Bedeutung sie für Grundschulen und für die Kinder haben können, machte der Bericht von Christa Marx, Schulleiterin an der Grundschule in Selters deutlich, den wir hier wiedergeben:

„Auf die Frage ´Was wäre, wenn wir keine Lernpaten hätten?` antworteten befragte Patenkinder ohne zu zögern: ´Ohne Lernpaten wären wir hilflos`. Ein anderes Kind berichtete: "Früher, als es noch keine Lernpaten gab, blieb ich gerne länger im Bett liegen. Da wollte ich nicht aufstehen und in die Schule gehen. Aber jetzt, da stehe ich dienstags schon im Badezimmer, wenn ich geweckt werde. Dann bin ich ganz schnell am Bus und freue mich auf die Schule".
Der Dienstag, das ist der Lieblingstag unserer Patenkinder. Da sind sich alle einig.
Wir, die Grundschule Selters mit rund 240 Kindern und 22 Kollegen/-innen haben das Glück, drei Lernpaten zu haben. Unsere Lernpaten helfen uns, die Qualität schulischer Arbeit zu verbessern, Lernchancen zu vertiefen, Lebenschancen zu erweitern, indem sie helfen, dass Kinder sich dem Lernen gegenüber öffnen.
Jeder weiß, Kinder lernen stets für jemanden: für die Eltern, für die Lehrerin/den Lehrer, für jemanden, der ihnen wichtig ist. Erst später lernen sie für sich.
Lernpaten schaffen wichtige Beziehungen, die unsere Patenkinder in vieler Hinsicht fördern und stabilisieren können. Sie fühlen sich dem Motto verpflichtet:
„Keiner darf verloren gehen – jeder wird gebraucht!“

Einmal in der Woche kommen sie in die Schule, jeweils für zwei Stunden. Sie kommen während der Ganztagszeit, unterstützen die Schüler in der Lernzeit und begleiten sie anschließend in Projekte oder unternehmen unabhängig von den schulischen Angeboten Ausflüge in die nähere Umgebung. Sie lernen und spielen miteinander, sie lernen sich kennen – und das Wichtigste: Sie haben Zeit füreinander. Zeit, die andere Kinder in der Form nicht erhalten.

Lernpaten schenken Zeit und Zuwendung. Dafür danken wir ihnen. Es tut auch uns gut, wenn uns am Dienstag freudestrahlende Patenkinder begegnen, die mit einem gemalten Bild auf ihre Patinnen warten.
Keiner darf verloren gehen – weil jeder wichtig ist! Das erleben die Patenkinder jede Woche zwei Stunden lang. Stunden, auf die sie sich verlässlich freuen können. Schulische Erfolge sind dabei nicht immer schnell erreichbar – sind auch nicht sofort zu erkennen. Da müssen auch die Paten ihre Erwartungen den Möglichkeiten der Patenkinder anpassen, dürfen sich nicht entmutigen lassen, wenn die gemachten Anstrengungen nicht sofort Früchte tragen. Müssen sich freuen über strahlende Augen. Was wir bei allen Kindern sehen, ist eine sichtbare Stärkung und Förderung persönlicher Kompetenzen.
Selbstbewusst stehen sie dienstags im Flur und warten auf ihre Paten.Drei Paten, das sind mehr als drei Tropfen auf einen heißen Stein. Drei Paten, das sind drei Chancen. Drei Paten, das ist mehr Hilfe, als wir vorher hatten. Drei Paten geben Hoffnung, dass Kinder zusätzliche Orientierung erhalten, dass schulisches und persönliches Lernen ihnen zum Erfolg verhilft.
Wir sind dankbar, dass wir sie haben. Ich brauche wohl nicht mehr zu sagen, dass wir gerne noch mehr Kinder zu Patenkindern machen möchten.
Ohne danach gefragt zu werden, meinte eins der Patenkinder bei der anfangs gestellten Frage: "Das müsst ihr weitermachen, auch wenn wir nicht mehr da sind.
Das ist eine gute Sache! Dem kann ich mich nur anschließen.“
Soweit der persönliche Bericht, den wir ungekürzt veröffentlichen.

Wer Lernpate werden oder weitere Informationen zu dem Projekt haben möchte. kann sich an Alexandra Khan unter Telefon 02602/124-397 wenden. Email: alexandra.khan@westerwaldkreis.de.
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