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Nachricht vom 27.02.2013
Region
Winter-Effekt lässt Zahl der Arbeitslosen leicht steigen
Noch zeigt sich der Arbeitsmarkt im Westerwaldkreis von der kühlen Seite. Insgesamt sind dort, wie die Agentur für Arbeit Montabaur bekannt gab, derzeit 4.790 Menschen ohne Beschäftigung. Die Arbeitslosenquote im Bezirk Montabaur liegt bei 4,5 Prozent. Nun will man mit gezielter Qualifizierung Fachkräfte und Perspektiven schaffen.
Montabaur/Westerwaldkreis. Der Februar hat mit Eis und Schnee bewiesen, was ein echter Winter ist. Entsprechend zeigt sich auch der Arbeitsmarkt noch von der kühlen Seite. In den vergangenen Wochen ist die Zahl der Arbeitslosen im Bezirk der Agentur für Arbeit Montabaur erneut gestiegen, diesmal allerdings nur leicht. Derzeit sind 7.839 Menschen ohne Beschäftigung gemeldet – 234 mehr als im Januar. Die Arbeitslosenquote kletterte von 4,4 auf 4,5 Prozent. Vor einem Jahr waren es bei gleicher Quote 96 Personen mehr, die keinen Job hatten.

„Den aktuellen Anstieg können wir als Saisoneffekt verbuchen“, erklärt Agenturleiterin Heike Strack, „Bei der anhaltenden Kälte müssen viele Tätigkeiten in den Außenbereichen ruhen. Sobald es wärmer wird, wird die alljährliche Frühjahrsbelebung einen unmittelbaren Beschäftigungsschub bringen.“ Erste Anzeichen gibt es bereits. Seit November hatte Monat für Monat die Zahl derer zugenommen, die aus dem Job heraus arbeitslos wurden, während immer weniger Personen aus Arbeitslosigkeit ins Erwerbsleben gegangen waren. Jetzt beginnt diese Schere sich wieder zu schließen. Im Februar mussten sich 931 Männer und Frauen nach vorheriger Berufstätigkeit arbeitslos melden, 604 fanden wieder Beschäftigung. Im Januar betrug dieses Verhältnis noch 1.720:501. Gleichzeitig belebt der Stellenmarkt sich wieder: 601 Jobangebote bekam die Arbeitsagentur von den Unternehmen gemeldet – ein deutliches Plus von 159 gegenüber Januar.

1.448 Stellen kann die Arbeitsagentur Montabaur zurzeit vermitteln, die fast alle sozialversicherungspflichtig und sofort zu besetzen sind. Dieser Bestand hat sich sowohl gegenüber dem Vormonat als auch dem Vorjahr erhöht. „Hierin spiegelt sich eine der großen Herausforderungen am Arbeitsmarkt: der Bedarf an Fachkräften“, sagt die Agenturchefin, „Viele Betriebe suchen qualifiziertes Personal und haben Mühe, geeignete Kräfte zu finden. Dieses Problem wird sich durch die demografische Entwicklung verschärfen, denn der Nachwuchs schwindet.“

Als „Brennpunkte“ mit besonders hohem Bedarf und entsprechend vielen Jobangeboten nennt Heike Strack das verarbeitende Gewerbe (190 Stellen), die Baubranche (143) und das Gesundheits- und Sozialwesen (146): „Hier müssen wir gegensteuern und Potenziale erschließen. Ein großes sind die Frauen, die oft seit Jahren wegen Kindererziehung oder Angehörigenpflege aus dem Beruf sind. Ihnen sollten wir den Weg ebnen und Mut machen, zurückzukehren.“ Damit dies gelinge, müssten alle Beteiligten an einem Strang ziehen: Von den Eltern seien grundsätzlich Bereitschaft und Flexibilität gefragt. Außerdem müsse es ausreichende und ortsnahe Angebote für Kinderbetreuung geben. Und schließlich sollten die Unternehmen eine familienfreundliche Personalpolitik mit variablen Arbeitszeiten und Arbeitsmodellen noch stärker in den Fokus rücken. Heike Strack: „Mit guten Rahmenbedingungen lassen sich gute Kräfte binden.“

Während diese sogenannte stille Reserve – in der Regel sind es die Mütter – mit soliden Berufsabschlüssen punkten kann, fehlt anderen dieser Schlüssel zu einem erfolgreichen Berufsleben. „Auch hier müssen wir aktiv werden“, stellt die Agenturchefin fest, „Deshalb richten wir unser Augenmerk besonders auf junge Erwachsene, für die es noch nicht zu spät ist, eine Ausbildung zu machen.“

Dabei ziehen Arbeitsagentur und Jobcenter an einem Strang: Wer Eignung und Interesse mitbringt, kann gefördert werden, egal, ob er oder sie Arbeitslosengeld I als Versicherungsleistung bezieht oder von der Grundsicherung lebt. Gefördert wird dort, wo Bedarf ist, so beispielsweise in der Altenpflege und im Metallbereich. Ausdrücklich nennt die Agenturchefin zudem das Handwerk, das ständig und querbeet Kräfte sucht – vom Bäcker über den Fleischer bis hin zum Installateur. „Unsere Offensive nutzt allen Beteiligten und ist eine gute Investition in die Zukunft“, fasst Heike Strack zusammen, „Die Betriebe bekommen Fachkräfte, und die Menschen, die wir unterstützen, ein großes Stück Sicherheit. Denn eine Qualifikation ist der beste Schutz vor Arbeitslosigkeit.“

Um Transparenz zu bieten, veröffentlicht die Arbeitsagentur zusätzlich zur Arbeitslosenquote allmonatlich die sogenannte Unterbeschäftigungsquote. Sie bezieht alle Personen ein, die arbeitsmarktpolitisch gefördert werden und in dieser Zeit statistisch nicht als arbeitslos zählen. Die Unterbeschäftigungsquote liegt derzeit bei 5,8 Prozent, nach 5,6 im Januar und glatten 6,0 Prozent im Februar 2012.

Abschließend ein Blick auf die beiden Landkreise, die der Agenturbezirk Montabaur umfasst. Im Westerwaldkreis sind derzeit 4.790 Menschen ohne Job sind, 115 mehr als im Januar und 27 mehr als im Februar 2012. Die Quote kletterte von 4,3 auf 4,4 Prozent und erreicht damit den Vorjahreswert. Im Rhein-Lahn-Kreis sind aktuell 3.049 Männer und Frauen arbeitslos gemeldet, das sind 119 mehr als im Januar und 69 mehr als vor einem Jahr. Die Quote stieg im Monatsverlauf von 4,6 auf 4,8 Prozent. Im Februar vergangenen Jahres wurden 4,7 Prozent errechnet.
 
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