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Nachricht vom 07.08.2013 |
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Region |
Jugendliche mit Handicap werden künftig gebraucht |
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In der Vergangenheit hat das Forum Soziale Gerechtigkeit wiederholt auf die Situation benachteiligter Jugendlicher im Westerwaldkreis ohne Chancen auf eine berufliche Integration hingewiesen. Das Problem hat sich auch wegen des sich abzeichnenden Fachkräftemangels und zurückgehender Schulabgänger nicht von selbst gelöst, zumal der Arbeitsmarktreport für den Monat Juli eine Zunahme der Zahl der arbeitslosen Jugendlichen bis 25 Jahre im Westerwaldkreis von 429 auf 699 im Jahresvergleich zu 2012 zeigt. Auch wenn davon ein Teil noch versorgt wird, zeigt sich: die Jugendlichen ohne Chancen, die im „Überganssystem“ landen, werden nicht spürbar weniger. |
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Westerwaldkreis. Ein positiver Automatismus ist auch aus diesem Grund im Westerwald nicht festzustellen: seit Beginn des Berichtsjahres geht die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen im Jahresvergleich zu 2012 um 119 oder 9,9 % auf 1.084 zurück. Von 228 auf 280 gestiegen ist dagegen die Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen im Westerwaldkreis.
Trotzdem setzen viele Unternehmen in der Region verstärkt auf Ausbildung auch von schwächeren Bewerbern, um ihren Fachkräftebedarf von morgen sichern zu können. Das bedeutet für die Unternehmen meist einen höheren Betreuungsaufwand. Davon müssen nach Ansicht des Forums Soziale Gerechtigkeit künftig noch mehr leistungsgeminderte Jugendliche profitieren. Projekte wie das "JUWEL" des Jobcenters in Montabaur sind geeignet, noch nicht ausbildungsreife junge Leute auf den erfolgreichen Einstieg ins Arbeitsleben vorzubereiten. Mit einer Integrationsquote auf einen Ausbildungsplatz von 78 % gehört auch die Berufseinstiegsbegleitung der Arbeitsagentur an der Theodor-Heuss-Realschule plus in Wirges zu den beispielhaften Initiativen in der Region.
Gleiches gilt für das Berufsbildungswerk (BBW) in Neuwied, in dem zahlreiche Jugendliche aus dem Westerwald mit einem Handicap mit viel Engagement betreut und ausgebildet werden. Gute Erfolge gibt es auch mit der „Einstiegsqualifizierung“, bei der noch nicht ausbildungsreife Jugendliche bis zu einem Jahr im Betrieb und von der Arbeitsverwaltung gefördert auf eine Lehre vorbereitet werden.
Nach Einschätzung des Forums wurden in der Vergangenheit im Westerwaldkreis jährlich bis zu 100 junge Menschen ohne Abschluss und Zukunftsperspektive ins Leben entlassen. Aber viele engagierte Menschen in Schulen, Unternehmen und Gesellschaft wollen sich nicht länger mit diesem wenig beachteten gesellschaftlichen Skandal abfinden und suchen nach Lösungen. Bei einer der vom Forum zu diesem Thema bisher organisierten Veranstaltungen wurde von einem Teilnehmer festgestellt: „Es ist schrecklich mitanzusehen, wie die Gesellschaft Teile ihrer Jugend auf den Müll wirft“. Gemeint waren damit diejenigen, auf die am Ende des Ausbildungs- und Schulsystems allzu oft ein Leben in der Sozialhilfe am Rande der Gesellschaft wartet. Vielfach nur deshalb, weil sie aus einem bildungsfernen Umfeld stammen und nicht früh genug nachhaltig gefördert werden.
Es ist also keineswegs so, dass auch für die bisher chancenlosen Jugendlichen jetzt mit dem Demografischen Wandel goldene Zeiten anbrechen. „Es werden künftig auch diese jungen Leute gebraucht. Aber wir müssen damit anfangen, sie darauf vorzubereiten, dass sie jetzt ebenso wie die leistungsstarken ein wichtiger Teil des künftigen Arbeitsmarktes sind“, meint der Sprecher des Forums Soziale Gerechtigkeit, Uli Schmidt (Horbach). Auch bei uns im Kreis gebe es immer noch zu viele Schulabgänger, die aus ganz unterschiedlichen Gründen keinen Ausbildungsplatz finden können. „Dabei werden diese jungen Leute künftig dringend gebraucht“, so Schmidt. Im vergangenen Jahr sind von den Schulabgängern immer noch zu viele (bundesweit 270.000) nicht in eine duale oder fachschulische Berufsausbildung eingemündet, sondern in das so genannte "Übergangssystem", in dem viele von ihnen teilweise mehrere Jahre in einer Warteschleife geparkt werden.
Besonders fatal ist in der derzeitigen Situation, dass bei allen sicher zu würdigenden Verbesserungen der Ausbildungssituation, auch auf Kreisebene sich der Eindruck verfestigt, es gebe diese anderen jungen Menschen gar nicht mehr. Prof. Dr. Stefan Sell von der Uni Koblenz-Remagen meint dazu: „Den real davon betroffenen Jugendlichen wird der Eindruck vermittelt, es muss in jeden Fall nur an ihnen liegen, dass sie keinen Ausbildungsplatz gefunden haben“. Was sicher bei dem einen oder anderen auch der Fall sei, aber eben nicht bei allen, so Sell.
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Nachricht vom 07.08.2013 |
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