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Nachricht vom 28.08.2013 |
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Region |
Keine sommerliche Entlastung am Arbeitsmarkt |
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Die Zahl der Arbeitslosen im Bezirk Montabaur steigt im August leicht an, die Quote liegt mit 4,4 Prozent aber deutlich unter dem Bundesdurchschnitt. Die Übergänge aus Ausbildung in Beschäftigung schlagen sich noch nicht nieder. Es gibt derzeit im Agenturbezirk 1.695 offene Stellen, 7.620 Menschen sind ohne Job. Die Arbeitsagentur startet das bundesweite Projekt für junge Erwachsene ohne Berufsausbildung und will den "Spätstartern" Chancen bieten. |
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Montabaur. In der Region Montabaur ist die Zahl der arbeitslosen Menschen während des vergangenen Monats leicht gestiegen. Derzeit sind für den Bezirk der Arbeitsagentur Montabaur, also den Westerwald- und den Rhein-Lahn-Kreis, 7.620 Männer und Frauen ohne Job gemeldet, 92 mehr als im Juli. Die Arbeitslosenquote kletterte um 0,1 auf 4,4 Prozent.
Noch deutlicher fällt der Vergleich zum August 2012 aus: Damals war die Arbeitslosenzahl um 678 Personen niedriger, die Quote lag bei glatten 4 Prozent. Der jetzt beobachtete Spätsommer-Anstieg ist ungewöhnlich, lässt sich jedoch erklären.
„Der Arbeitsmarkt bewegt sich in bestimmten Zyklen“, erklärt Dieter Knopp, Bereichsleiter der Agentur für Arbeit Montabaur. „Wir kennen die Frühjahrs- und die Herbstbelebung und das Wintertief. Im Hochsommer gibt es alljährlich eine Spitze in der Arbeitslosigkeit, weil viele junge Menschen nach Schule, Ausbildung oder Studium den Übergang in Beschäftigung suchen. Diese Kurve flacht wieder ab. Wegen der recht späten Sommerferien schlägt sich die Entlastung diesmal nicht schon im August nieder. Wir dürfen sie aber im September erwarten“, ist er sich sicher.
Die große Welle der Zugänge ist jedenfalls verebbt: Meldeten sich im Juli 334 unter 25-Jährige nach einer dualen Ausbildung arbeitslos, waren es im August nur noch 83. Umgekehrt verhält es sich mit den Abmeldungen: im Juli wurden 78 registriert, im August bereits 126. Hier zeichnet sich die erhoffte Entspannung bereits ab. Insgesamt stehen im ablaufenden Monat 2.536 Zugängen in Arbeitslosigkeit 2.454 Abgänge gegenüber. Darunter ist die Zahl derer, die eine Erwerbstätigkeit aufnehmen konnten, gegenüber Juli leicht gestiegen. Dies wertet Dieter Knopp als positives Signal.
Auch auf dem Stellenmarkt geht es etwas verhaltener zu. Die Betriebe gaben der Arbeitsagentur 646 offene Jobs bekannt. Das ist ein Minus von 95 im Vergleich zum Vormonat, jedoch ein Plus von 54 verglichen mit dem August 2012. Der Bestand an Stellen bleibt seit Monaten auf fast unverändert hohem Level. Derzeit kann die Agentur 1.695 offene Arbeitsplätze vermitteln; fast alle sind sozialversicherungspflichtig und könnten sofort besetzt werden.
Der Ausbildungsmarkt hat sich in den zurückliegenden Wochen erwartungsgemäß deutlich entspannt. Gab es Ende Juli noch 624 unversorgte Lehrstellenbewerber, so hat sich ihre Zahl auf 320 nahezu halbiert. „Wie jedes Jahr fällt im Spätsommer bei vielen jungen Menschen eine Entscheidung – für eine Ausbildung, einen fortgesetzten Schulbesuch oder ein Studium“, sagt Dieter Knopp.
Auch jetzt gibt es noch 253 offene Ausbildungsplätze. Berufswünsche, Eignung, Mobilität und Flexibilität der Bewerber sind die Hauptgründe, dass unversorgte Bewerber und offene Stellen nicht immer 1 zu 1 zueinander passen. Aber es gibt etliche Chancen, „auf den allerletzten Drücker“ einen Ausbildungsvertrag zu unterschreiben. Dieter Knopp rät allen, die jetzt noch suchen, schleunigst Kontakt mit der Berufsberatung aufzunehmen.
Die kostenlose Servicenummer: 0800 4 5555 00.
„Eine Ausbildung erhöht die Perspektiven im Arbeitsleben auf lange Sicht und ist der beste Schutz vor Arbeitslosigkeit“, betont Knopp. Da Fachkräfte zunehmend gesucht werden und das Eintrittsalter für die Rente ansteigt, lohnt sich es auch für „ältere Semester“, eine Ausbildung zu beginnen. Die Arbeitsagentur richtet daher ihr Augenmerk verstärkt auf die 25- bis 35-Jährigen. Sie möchte sie zu einem späten Start ermuntern und sie dabei unterstützen.
Wer an einer Qualifizierung oder Förderung teilnimmt, wird in dieser Zeit laut Gesetz nicht als Arbeitsloser gezählt. Um in diesem Bereich Transparenz zu schaffen, publiziert die Bundesagentur für Arbeit jeden Monat die so genannte Unterbeschäftigungsquote. Sie bezieht alle ein, die zur Erhöhung ihrer Integrationschancen arbeitsmarktpolitisch gefördert werden. Diese erweiterte Quote bleibt im Agenturbezirk Montabaur auf dem Vormonatswert von 5,4 Prozent; vor einem Jahr waren es 5,3 Prozent.
Zum Schluss der „geteilte Blick“ auf die beiden Landkreise, die die Arbeitsagentur Montabaur betreut:
Für den Westerwald wurden 4.757 Menschen ohne Job gezählt. Das sind 20 mehr als im Juli und 565 mehr als im August 2012. Die Quote stieg im Monatsverlauf um 0,1 auf 4,4 Prozent. Ein Jahr zuvor waren es 3,9 Prozent.
An Rhein und Lahn gibt es 2.863 Arbeitslose – 72 mehr als im Juli und 113 mehr als vor einem Jahr. Aktuell beträgt die Quote 4,5 Prozent, was einen Anstieg von 0,2 Punkten gegenüber dem Juli 2013 und gegenüber dem August 2012 bedeutet, als sie bei 4,3 Prozent lag.
Mit Verspätung auf Erfolgskurs
Arbeitsagentur Montabaur will junge Erwachsene in Ausbildung bringen
Der Arbeitsmarkt steckt mitten in einem tiefgreifenden Wandel. Während die demografische Entwicklung dazu führt, dass Unternehmen zunehmend Schwierigkeiten haben, qualifiziertes Personal zu finden, gibt es im Zuge von technischem Fortschritt und Globalisierung immer weniger Stellen für Ungelernte. Damit droht die Gefahr, dass Arbeitnehmer sich in zwei Lager aufteilen, meint Dieter Knopp, Bereichsleiter der Agentur für Arbeit Montabaur.
„Diejenigen, die über fundiertes Fachwissen verfügen, werden von den Arbeitgebern umworben. Wer keine Ausbildung mitbringt, hat es dagegen sehr schwer, einen Job zu bekommen.“ Hinzu kommt: Geringqualifizierte Menschen sind nicht nur viel stärker von Arbeitslosigkeit bedroht, sie haben auch große Schwierigkeiten, wieder Fuß zu fassen, wenn sie erst einmal arbeitslos sind.
Hier wollen die Arbeitsagenturen und die Jobcenter gegensteuern. Bundesweit läuft die Aktion „AusBILDUNG wird was – Spätstarter gesucht“. Erklärtes Ziel ist, möglichst allen Schulabgängern zu einer Ausbildung zu verhelfen und ihnen so den Weg in ein erfolgreiches Berufsleben zu ebnen.
Die Initiative zur Integration junger Erwachsener hat diejenigen im Blick, die eigentlich zu alt für eine Ausbildung sind, den größten Teil ihres Erwerbslebens aber noch vor sich haben. Dieter Knopp: „Untersuchungen haben ergeben, dass deutschlandweit derzeit mehr als zehn Prozent der 25- bis 35-Jährigen keine abgeschlossene Ausbildung haben und dass Ungelernte fast die Hälfte der Arbeitslosen in dieser Altersgruppe stellen.“
Allerdings ist es nicht leicht, dieses Potenzial zu erschließen. Denn nicht jeder aus der anvisierten Klientel hat die Voraussetzungen für eine nachträgliche Ausbildung. Und nicht jeder ist begeistert von der Aussicht, ganz von vorn anzufangen. „Diese jungen Leute haben oft bewusst auf eine Ausbildung verzichtet, weil sie als ungelernte Arbeiter schneller Geld verdienen konnten – und weil sie vielleicht auch keine Lust hatten, sich Berufsschule und Prüfungen auszusetzen“, erklärt Dieter Knopp. „Außerdem sind sie jetzt in einem Alter, in dem sie oft nicht nur sich selbst, sondern auch eine Familie ernähren müssen.“
So wichtig und richtig die Initiative auch ist: Die Arbeitsagentur muss also auch Überzeugungsarbeit leisten. Für jene, denen zum Beispiel die schulischen Voraussetzungen für eine Ausbildung fehlen, suchen die Arbeitsvermittler gezielt nach Alternativen, die ihre Qualifizierung verbessern. Unter Umständen müssen Vermittler, Kunde und Arbeitgeber gemeinsam nach Lösungen für Probleme suchen, die eine Ausbildung mit sich bringt.
Auch wenn das oft ein hohes Maß an Geduld und Kreativität erfordere, lohne sich der Aufwand für alle Beteiligten, meint Knopp: „Am Ende gibt es nur Gewinner: Die jungen Leute bekommen eine berufliche Zukunft, auf die sie ihr Leben aufbauen können. Arbeitgeber kommen zu den dringend benötigten Fachkräften. Und die Gesellschaft profitiert ohnehin von jedem, der nicht arbeitslos wird oder bleibt.“
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Nachricht vom 28.08.2013 |
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