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Nachricht vom 10.03.2014 |
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Neue Mogendorfer Schulleiterin: Ohne klare Worte läuft nichts |
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„Pädagogik darf nicht stehen bleiben“ ist das Credo der neuen Mogendorfer Schulleiterin. Carola Löffler ist Vollblutpädagogin. Die Augen der neuen Schulleiterin der Evangelischen Grundschule Mogendorf/Nordhofen funkeln, wenn sie von „ihren“ Kindern spricht; von den Zielen, die sie hat; von dem, was sie dem Nachwuchs vermitteln will. |
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Mogendorf. Die Schulleiterin redet nicht nur über Dinge, die ihr wichtig sind. Sie ist auch bereit, dafür Opfer zu bringen. Um an einer nicht-staatlichen Schule wie der Mogendorfer arbeiten zu können, verzichtet Carola Löffler auf ihren Beamtenstatus. Das ist in Ordnung, sagt sie. Denn in Mogendorf kann sie diejenigen Dinge umsetzen, die ihr wirklich am Herzen liegen. Am kommenden Samstag wird Carola Löffler in der Evangelischen Kirche Mogendorf um 10 Uhr in ihren Dienst eingeführt. Zeit für ein Interview mit der neuen Leiterin.
Frau Löffler, Sie sind seit 35 Jahren Lehrerin – zuerst in Sachsen-Anhalt, später in Siershahn, Rennerod, Niederahr und schließlich in Langenhahn: Dort haben Sie vieles bewegt – und brechen trotzdem zu neuen Ufern auf. Warum nun der Wechsel nach Mogendorf?
Carola Löffler: Der Abschied aus Langenhahn ist mir sehr schwer gefallen. Es ist eine Schule mit einer tollen Gemeinschaft, und das ehrenamtliche Engagement ist an der dortigen Sonnental-Grundschule vorbildlich. Aber das Mogendorfer Konzept hat mich derart überzeugt, dass ich nicht nein sagen konnte. Hier kann ich Ideen wirklich in die Tat umsetzen, was nicht zuletzt an der Struktur der Schule liegt: Es gibt eine Elterninitiative, die gleichzeitig Schulträgerin ist, und der Geschäftsführende Vorstand leistet große Unterstützung, ist sehr interessiert und offen für Neuerungen. Außerdem überzeugt mich natürlich, wie die Kinder unterrichtet werden: Jede Klasse ist doppelt besetzt; wird also von einer Lehrerin oder einem Lehrer geleitet und einer pädagogischen Fachkraft unterstützt. Zwei Menschen können natürlich viel besser auf individuelle Stärken und Schwächen der Schüler eingehen als einer.
Die Mogendorfer Grundschule ist eine kirchliche Schule. Welche Rolle spielt der christliche Glaube für Sie und für Ihren Unterricht?
Die Glaubenserziehung ist natürlich wichtig, und christliche Rituale, etwa Gebete oder das gemeinsame Singen, haben bei uns ihren festen Platz. Das finde ich toll – nicht nur, weil mir der Glaube ganz persönlich eine große Stütze ist. Wir zeigen den Kindern, an wen sie sich wenden können, wenn sie mal nicht mehr weiter wissen. Aber das alleine reicht noch nicht: Wir nehmen uns viel Zeit für sie und verfolgen eine klare pädagogische Linie. Und damit fahren wir gut: Die Grundschule ist beliebt, wir haben mehr Anfragen nach einem Schulplatz als wir Kinder aufnehmen können, und die Eltern schätzen gerade das hohe Maß an individueller Betreuung, das dank der Doppelbesetzung möglich ist.
Was könnte Ihrer Ansicht nach denn noch besser laufen?
Wir könnten unsere Räumlichkeiten optimaler nutzen. Es fehlen Ecken, in denen Kinder in Kleingruppen gefördert werden beziehungsweise ihre Kreativität entfalten können. Aber bei aller Kreativität und Individualität: Wir unterliegen dem Schulgesetz. Deshalb müssen wir uns um eine strukturierte Aufgabenverteilung innerhalb des Kollegiums kümmern und um eine Verbesserung der Qualität der Lernarbeit. Ich wünsche mir mehr Fachkonferenzen, eine bessere Abstimmung unter den Kollegen, möchte verstärkt Möglichkeiten zur Fortbildung geben und vor allen Dingen regelmäßigere Dienstbesprechungen einführen. Denn das Wichtigste ist für mich der Austausch untereinander. Davon lebt die Pädagogik. Wenn sie nicht im Fluss ist, läuft etwas grundlegend schief. Statt stehen zu bleiben, müssen wir uns gemeinsam immer wieder auf Veränderungen einlassen, um das Beste für die Kinder zu erreichen. Das geht aber nur, wenn wir im Kollegium viel miteinander reden und zusammenarbeiten.
Wie werden Sie die Eltern in diesen Austausch mit einbeziehen?
Wir wollen an der Schule eine Kommunikationskultur etablieren, damit Informationen künftig schneller bei den Eltern ankommen. Dazu gehören zum Beispiel regelmäßigere Lehrersprechstunden. Denn das persönliche, direkte Gespräch bringt mehr als Unmengen von E-Mails, die andauern hin und hergeschickt werden. Mir ist das alles zu schriftlich und bürokratisch. Ich möchte, dass miteinander gesprochen wird, damit das Menschliche nicht zu kurz kommt und Beziehungen aufgebaut werden können. Emotionen lassen sich nun einmal nicht per Mail versenden. Um es auf den Punkt zu bringen: Es ist wichtig, jede und jeden an der Schule mit einzubeziehen, wenn es darum geht, unser Haus zu gestalten.
Wenn Sie nicht als Schulleiterin, sondern als Klassenlehrerin sprechen: Welche Dinge möchten sie den Kindern mit auf den Weg geben?
Dass sie in jeder Hinsicht Rücksicht aufeinander nehmen. Dass sie mehr Respekt vor Erwachsenen haben. Dass sie ihre musischen Talente entdecken und ausleben. Denn dann fallen ihnen auch die Schwerpunktfächer leichter. Und schließlich: Die digitale und analoge Spielzeit muss ausgeglichen sein. Natürlich ist es sehr wichtig, dass die Jungs und Mädchen lernen, wie sie mit einem Computer oder dem Internet umgehen. Aber das Klettern und das Spielen im Wald dürfen sie nicht vernachlässigen.
Und was geben Sie den Eltern mit auf den Weg?
Haben Sie bitte mehr Vertrauen in unsere pädagogische Arbeit.
Das Gespräch führte Peter Bongard.
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Nachricht vom 10.03.2014 |
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