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Nachricht vom 16.05.2014 |
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Region |
Eine neue Idee vom Wohlstand |
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Zukunftsforscher Matthias Horx definiert den Wohlstand neu. Auf Einladung der Westerwald Bank sprach er in Ransbach-Baumbach. Seine Überzeugung: Mehr Wohlstand brauche nicht immer mehr Material, Gütervermehrung und mehr Verbrauch. „Wohlstand 2.0“ setzt er daher mit Lebensglück gleich. |
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Ransbach-Baumbach/Region. Der Wohlstand der Zukunft bemisst sich nicht mehr in Euro und Cent, in Statussymbolen und Wertsteigerungen von Geldanlagen. Davon ist Trend- und Zukunftsforscher Matthias Horx überzeugt. In seinem Vortrag, zu dem die Westerwald Bank gemeinsam mit der genossenschaftlichen Union Investment Privatfonds GmbH nach Ransbach-Baumbach eingeladen hatte, skizzierte er die Zukunft des Wohlstands. Eine seiner Thesen: Langfristig könne das Bruttosozialprodukt als Gradmesser für Wohlstand und Wachstum durch den so genannten Gross National Happiness-Indikator (GNH) abgelöst werden, ein Wert, der Glück und Zufriedenheit der Bevölkerung angibt.
Mehr Wohlstand brauche nicht immer mehr Material, Gütervermehrung und mehr Verbrauch. „Wohlstand 2.0“ setzt er daher mit Lebensglück gleich. „Ich glaube, wenn wir eine neue Idee vom Wohlstand dieser zweiten Ebene haben, dann können wir auch angstfreier mit Ökonomie umgehen.“ In der Kannenbäckerstadt machte er dazu vor rund 250 Gästen deutlich, dass die Krisen- und Angstphänomene vielfach medial vermittelt, aber nur selten belegt würden. Richtig sei vielmehr, dass positive Entwicklungen kaum wahrgenommen würden. Zudem: „Krisen gab es immer schon. Sie sind ein Treiber von Innovation. Der Welt geht es aber besser, als Sie denken. Denn es gibt positive globale Trends, die Sie noch nie in der Zeitung gelesen haben“, erklärte der in Wien lebende Zukunftsforscher und machte dies am Beispiel der vermeintlichen Bevölkerungsexplosion und der zunehmenden Urbanisierung deutlich: Im Jahr 2055, so Horx, sei mit 8,9 bis 9,3 Milliarden Menschen das Maximum auf der Erde erreicht, rund 75 Prozent der Weltbevölkerung würden in Städten leben. Dieses Szenario müsse jedoch niemandem Angst machen, weil es sich zum Beispiel in der Stadt viel energieeffizienter leben ließe als auf dem Land. Wenn es gelinge, diesen Wandel „intelligent zu steuern, können wir eine Menge Umweltdruck von der Erde nehmen.“ Horx, Gründer des Kelkheimer Zukunftsinstituts und Autor von Büchern wie „Wie wir leben werden“ und „Anleitung zum Zukunftsoptimismus“, gilt als einflussreichster Zukunftsforscher im deutschsprachigen Raum.
Die Zukunft wird sozio-zentriert
Er prognostizierte andere Familienformen, an Familien- und Lebensphasen angepasste Arbeitsmodelle (Stichwort: Flexicurity), eine neue Kultur der Selbstverwirklichung, neue Führungs- und Firmenkulturen, neue Steuerungs-Modelle zur Ermöglichung von Selbstorganisation, neue Kooperationsformen, kollaborativen Konsum (Shareconomy). „Wer hätte beispielsweise gedacht, dass Carsharing in deutschen Großstädten sich einmal etablieren würde?“ Ähnliches gelte für die so genannten Coworking Spaces - vor allem von jungen Kreativen in urbanen Räumen gemeinsam genutzte Büro- oder Arbeitsräume, oder Modelle das Cohousing. Hier gehe es nicht um die Wohngemeinschaft herkömmlicher Prägung, sondern zum Beispiel um genossenschaftlich organisierte Wohnbauprojekte. Die Rückkehr des Lokalen in der Globalisierung (Glokalisierung), die zunehmende Bedeutung der weiblichen Ökonomie für die Märkte der Zukunft (Womanomics) und der Abschied von der männerbasierten Präsenzkultur, der Erfolg des skandinavischen Kooperatismus (Nordic Code) als Vorbild für Staat, Gesellschaft und Ökonomie waren weitere Entwicklungen, die er in den Blick nahm. „Hochkooperative Modelle“, so ein Resümee seines Vortrages, „werden sich langfristig in allen Bereichen durchsetzen. Die alte Ära war ökonomie-zentriert, die neue wird sozio-zentriert.“ Nicht zuletzt deshalb halte er die Genossenschaftsbanken für diejenige Bankengruppe, die erkennbar am besten die zurückliegenden Krisenjahre gemeistert hätte.
Eine Auswirkung dieser Jahre auf Anlagestrategien und -möglichkeiten stand im Fokus des einleitenden Vortrags von Jochen Volz, Vertriebsdirektor der Union Investment, und zwar die anhaltende Niedrigzinsphase. In Deutschland, so die Lesart des Experten, kannte der steigendende Wohlstand lange Zeit nur eine Richtung, nämlich immer weiter nach oben. Das Geldvermögen der Deutschen erreichte Ende 2013 ein Rekordniveau, derzeit lägen 1,3 Billionen Euro abrufbereit auf deutschen Sparer-Konten. „Aktuell stellen jedoch die nachhaltig anhaltenden niedrigen Zinsen eine neue Herausforderung dar. Im Zusammenhang mit der Inflationsrate bedeutet dies oft eine negative Rendite für die Geldanlage und damit reale Vermögensrückgänge für die Zukunft.“ Die persönliche Vermögensstruktur müsse einer Überprüfung unterzogen werden. Eine zwei-prozentige Verzinsung für eine zehnjährige Bundesanleihe etwa bringe keinen Mehrwert.
Vermögensanlage strukturieren!
Grundsätzlich gelte es, nicht alles auf eine Karte zu setzen, sondern die Vermögensanlage breit zu streuen. Und: „Sie müssen sich mit Ihrer Anlage wohl fühlen, die Sicherheit haben, selbst zu entscheiden und dabei stets entsprechend beraten zu werden.“ Volz erklärte anhand des bewährten Vier-Säulen-Modells seine Empfehlungen: Für die nötige kurzfristige Liquidität seien Sparbuch, Tages- und Festgeld und Geldmarktfonds die richtige Wahl, zu den mittel- und langfristigen Instrumenten gehörten Geld- und Ertragswerte in Form von Sparbriefen, Anleihen, Rentenfonds oder Versicherungslösungen, zu den Substanzwerten Aktien oder Aktienfonds, zu den Sachwerten schließlich selbst genutzte oder vermietete Immobilien sowie Immobilienfonds. Dabei hätten sich innerhalb des letzten Jahrzehnts vor den Erfahrungen der Krise die Gewichtungen insbesondere von den Geld- und Ertragswerten hin zu den Liquiditätswerten verschoben. Volz zitierte John Davison Rockefeller und verband damit seine Empfehlung an die Gäste: „Es ist besser, einen Tag im Monat über sein Geld nachzudenken, als einen ganzen Monat dafür zu arbeiten.“ Wilhelm Höser, Vorstandssprecher der Westerwald Bank, hatte bereits zu Beginn auf die Auswirkungen des Niedrigzinsumfeldes hingewiesen und erinnerte an die seit rund 20 Jahren dauernde Niedrigzinsphase in Japan. Umso wichtiger sei es, der eigenen Anlage Strukturen zu geben. (Andreas Schultheis) |
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