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Nachricht vom 26.09.2014
Kultur
13. Westerwaldpreis international vergeben
Menschen aus der ganzen Welt reisten nach Höhr-Grenzhausen um die Ausstellungseröffnung „Keramik Europas“ sowie die 13. Überreichung des Westerwaldpreises am Freitagabend, den 26. September mitzuerleben. Fünf bekannte Persönlichkeiten aus der Politik hatten die Ehre die Preise und Belobigungen an internationale Keramik-Künstler zu vergeben.
Foto: Julia HeinzHöhr-Grenzhausen. Am Freitagabend, den 26. September strömten die Menschen in das Keramikmuseum. Menschen aus der ganzen Welt sind nach Höhr-Grenzhausen angereist um die Ausstellungseröffnung „Keramik Europas“ sowie die 13. Vergabe des Westerwaldpreises mitzuerleben. Es waren so viele gekommen, dass die Anzahl der Stühle bei weitem nicht ausreichte und viele Besucher stehen mussten oder sich auf die Treppe setzten.


Der Westerwaldpreis unterteilt sich in fünf Kategorien und wurde an sechs Künstler vergeben:
Den Preis für Salzbrand: Steinzeug und Porzellan von der Kannenbäckerstadt Höhr-Grenzhausen mussten sich gleich zwei Gewinnerinnen teilen, da sich die Jury nicht nur für einen entscheiden konnte. Ester Kröber aus Deutschland teilt diesen jedoch gerne mit Susanne Lukacs-Ringel, ebenfalls aus Deutschland, wie sie verkündete.

Den Preis für Design, Serie und industrielle Entwürfe bekam der Koreaner Kyungmin Lee für sein Werk „IceKingdom“ überreicht.

Die 65 jährige Deirdre McLoughlin aus den Niederlanden gewann den Preis für Gefäß, Form und Dekor mit ihrem Werk „silver, light horn“.

Für seine Arbeit „from the mud“ erhielt der Deutsche Matthias Hirtreiter den Preis für freie Arbeiten, Skulptur und Installation.

Der Förderpreis für junge Künstler bis 35 Jahre bekam die 32 jährige Caroline Tattersall aus England für ihr Werk „intervention“.

In allen Preisen sind 5000 Euro enthalten, außer dem Förderpreis- die Gewinnerin Tattersall erhielt für diesen 4000 Euro.

Überdies gab es noch Belobigungen für sieben Künstler. Diese erhielten Ule Ewelt aus Deutschland, Andreas Hinder ebenfalls aus Deutschland, Ljubica Jocic Knezevic aus Russland, Barbara Kaas aus Deutschland, Maciej Kasperski aus Polen, Shauna Mc Cann aus England und Kyra Spieker aus Deutschland.


Achim Schwickert, Landrat des Westerwaldkreises verkündete als erstes in seiner Begrüßungsrede, dass ihm ein bestimmtes Autokennzeichen aus den Niederlanden aufgefallen sei, wo in dem Auto noch das Licht brenne. „Aus Gastfreundlichkeit möchte ich dies nur kurz erwähnen, damit die Leute auch gut wieder nach Hause kommen.“, erklärte er. Doch erstaunlicherweise stand niemand auf und fühlte sich angesprochen.

So lobte Schwickert als nächstes Christian König mit der Gitarre und Friedhelm Schneider mit dem Saxophon, die die ganze Veranstaltung musikalisch begleiteten und machte eine elegante Überleitung von schönen Musik-Tönen zu dem Material Ton, um den es an diesem Abend ging.
Er stellte die Frage, ob der Westerwaldpreis denn auch europäisch sei. Um sie gleich rhetorisch mit einem ja zu beantworten. 728 Personen aus 15 europäischen Staaten mit 720 Arbeiten bewarben sich für den Preis. Darunter waren 111 Deutsche Bewerber und eine Quote war ebenfalls unnötig, da mehr Frauen als Männer teilnahmen, erklärte Schwickert. Die Arbeiten wurden wiederrum von einer internationalen Jury bewertet.

Darüber hinaus sei der Literweise geflossene Schweiß der Museumsmannschaft nicht zu vernachlässigen, beteuerte Schwickert, denn auch die filigransten Keramik-Objekte mussten erst aus ihrer Kiste geholt werden, damit sie im Keramikmuseum ausgestellt werden können.

Des Weiteren erinnerte Schwickert an den Bürgermeister der Stadt Höhr-Grenzhausen Michael Thesen, der seinen 60. Geburtstag an diesem Tag feierte und dennoch anwesend war. Gleich darauf spielten König und Schneider ein Geburtstagslied und das ganze Publikum sang ihm ein Ständchen. „So kommt man zu vielen Gästen am 60. Geburtstag.“, scherzte Schwickert hinterher. Zum Schluss wünschte er allen noch viel Freude bei der Besichtigung der Kunst im Museum.


Dr. Werner Langen, Mitglied des Europaparlaments betonte was für eine herausragende Veranstaltung die Ausstellungseröffnung sei. Werke aus Keramik zeigen nicht nur viel handwerkliches Können sondern auch Kreativität und Fantasie. „Bereits seit über 20.000 Jahren wissen die Menschen um den Prozess der Keramikherstellung.“, erklärte Langen. Seit dem hat sich vieles in der Branche getan: Von Zündkerzen über Gefäße bis zu Hüftgelenken wird alles aus Keramik hergestellt und selbst um in den Weltraum zu gelangen, braucht der Mensch Keramik.

Eveline Lemke, Staatsministerin und stellvertretende Ministerpräsidenten in Rheinland-Pfalz gestaltete ihre Rede bilingual – auf Englisch und Deutsch-, sodass auch die angereisten Gäste aus dem Ausland etwas verstehen konnten. Sie fasste die Keramik zur Kreativwirtschaft zusammen, die mehr als nur Kunst sei. Schließlich wird die Keramik im High-Teckbereich und in der Medizin eingesetzt. So gehen Moderne und Tradition eine Symbiose ein. Lemke wünschte sich, dass die Gewinner des 13. Westerwaldpreises auch weiterhin „more innovative products“ kreieren werden. Zum Schluss sagte sie noch, dass es hoffentlich nicht so anstrengend war ihre Rede in gleich zwei Sprachen zu hören: „I hope it wasn’t quite exhausting listening in two languages.“

60 Jahre lebt Michael Thiesen schon in Höhr-Grenzhausen. Daher erlebte er auch noch die Hochzeit der Keramik und des Salzbrandes. Damals mussten die Tunnelöfen rund um die Uhr bestückt werden. Höchstens an Weihnachten liefen sie nicht. Die Keramik wurde Wagonweise nach ganz Europa verschickt. „Doch das Blatt wendete sich“, erzählte Thiesen. Die Nachfrage ließ wegen den Niedriglohnländern nach. Die Keramik wurde Tod geredet. Dennoch gab es einige wenige Firmen, die überlebten, da sie doch das nötige Know-How hatten.
Heute hat sich wieder das Blatt gewendet. Es wird jedoch nicht mehr Massen produziert und auch der traditionelle Salzbrand wird kaum noch praktiziert. Der Schwerpunkt hat sich nun auf Bildung und Forschung verlagert, erklärt Thiesen. In Höhr-Grenzhausen und Umgebung gibt es acht Institute, die sich mit der Keramik beschäftigen und dies ist europaweit einzigartig. „Jetzt schaut Europa wieder nach Höhr-Grenzhausen.“, sagt Thiesen stolz und verabschiedete sich mit einem „Hui Wäller“ vom Publikum.

Julia Klöckner, Landtagsabgeordnete und Landes- und Fraktionsvorsitzende der CDU Rheinland-Pfalz bestellte erstmal Grüße von der Kanzlerin, um dann zu Dr. Werner Langen überzugehen, der an dem Tag Opa geworden ist. „Alles fällt heute auf einen Tag“, lächelte Klöckner. Sie hat im Museum bereits viele verschiedene Sprachen gehört und Kunst sei eine wundervolle Sprache deren Vokabeln alle verstehen, erklärte sie. Da sie aus einer Winzerfamilie stammt, verdeutlichte sie, dass ein grauer Burgunder in einem Tonkrug am besten kühl und frisch bleibt. Klöckner wünschte den Gewinnern noch viel Erfolg in ihrer Branche.

Hendrik Hering, Landtagsabgeordneter und Fraktionsvorsitzender der SPD Rheinland-Pfalz betonte vor allem, dass Höhr-Grenzhausen der bedeutendste Ort für Keramik und dieses Museum das größte Keramikmuseum in Europa sei. Die vorherigen Redner hatten ihm bedauerlicherweise schon vieles für seine Rede vorweggenommen, so dass er sich wiederholen musste.

Monika Gass, die Museumsleiterin, stellte die ganze Arbeit und Mühe dar, die sie und ihr Team mit den Bewerbungen hatten. „Viele Bewerber waren so ehrgeizig und haben alles gleich dreimal geschickt, so dass sie sich auch sicher sein konnten, dass ihre Unterlagen nicht verloren gehen würden.“, erklärte Gass. Dies bedeutete jedoch noch mehr Arbeit. Dennoch steht sie hinter dem Preis und möchte ihn sogar erweitern: „Vielleicht erlaubt uns die Politik an das Museum noch weiter anzubauen, so dass noch mehr ausgestellt werden kann“ Ebenfalls würde sie den Preis gerne öfter- mindestens alle drei Jahre- vergeben können. Woraufhin ein zustimmender Applaus ausbrach. (jkh)
       
       
       
       
   
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