WW-Kurier
Ihre Internetzeitung für den Westerwaldkreis
Nachricht vom 14.12.2014
Region
Syrische Familie darf vorerst in Höhr-Grenzhausen bleiben
Die syrische Familie, die seit dem Sommer im Kirchenasyl der Evangelischen Kirchengemeinde Höhr-Grenzhausen lebt, kann vorerst aufatmen: Die Ausländerbehörde des Westerwaldkreises hat ihr die Duldung bis zum 7. Februar 2015 gewährt.
Foto: privatHöhr-Grenzhausen. Das bedeutet, dass Familie Khello bis zu diesem Termin nicht abgeschoben werden kann. Zudem wird das Kirchenasyl um ein halbes Jahr verlängert – unabhängig davon, wie es nach dem 7. Februar weitergeht. Das hat der Kirchenvorstand während seiner jüngsten Sitzung beschlossen.

Nun wünscht sich der Höhr-Grenzhäuser Pfarrer Matthias Neuesüß, dass aus dieser kurzfristigen Lösung eine dauerhafte wird. „Wir hoffen, dass die Duldung in eine Aufenthaltserlaubnis aus humanitären Gründen umgewandelt wird. Der Hauptgrund dafür ist die Erkrankung der Mutter, die auch ausschlaggebend für die Duldung war: In ihrer jetzigen Lage würde Sonia Hamsoro eine Abschiebung auch nur eines ihrer Familienmitglieder sicher nicht verkraften.“

Die Familie selbst ist über die Duldung bis Februar erleichtert. „Es gibt uns wieder“, sagt Sohn Ferhad, und sein Bruder Rezan ergänzt: „Ich werde das erste Mal seit Monaten ruhig schlafen können.“ Nun hoffen nicht nur die beiden, dass der Lichtblick der erste Schritt zum Bleiberecht ist. Auch beim Rest der Familie hat das Signal aus Montabaur neue Kräfte freigesetzt: Rezan hat sich vor einigen Tagen in Bonn um ein Stipendium beim Deutschen Akademischen Austauschdienst und bei Brot für die Welt beworben und hat offenbar gute Chancen, angenommen zu werden. Ein solches Stipendium wird für ein Jahr gewährt und kann verlängert werden. Außerdem nehmen Rezan und Ferhad am nächsten B2-Sprachkurs der Volkshochschule als Gäste teil.

Seit Anfang 2014 sind Kameran Khello und seine Frau Sonia Hamsoro mit ihren Kindern Rezan, Ferhad und Berivan in Deutschland und sind nach Ansicht Matthias Neuesüß ein Musterbeispiel für Integration: „Die Eltern sind Akademiker; die Kinder haben innerhalb weniger Monate Deutsch gelernt, sind in Schulen und Vereinen beliebt und sind begabt: Rezan ist beispielsweise Gasthörer in der Keramischen Hochschule Höhr-Grenzhausen, und Ferhad besucht die 11. Klasse des Gymnasiums.“

Bevor sie nach Deutschland kam, musste die aus Aleppo stammende Familie mehrmals vor dem syrischen Bürgerkrieg fliehen: zunächst innerhalb Syriens und wenig später nach Bulgarien. Dort lebte sie unter widrigen Umständen in völlig überfüllten Camps und Flüchtlingswohnungen. Wegen der so genannten Drittstaatenregelung würden die Khellos im Falle der Abschiebung wieder dorthin zurückkehren. Denn Bulgarien gilt als sicherer EU-Staat. (bon)

Nachricht vom 14.12.2014 www.ww-kurier.de