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Nachricht vom 15.02.2015
Region
Feuerwehren auch zukünftig mit dezentralen Strukturen
Bereits 2014 hat die CDU Kreistagsfraktion ihre Gesprächsreihe „Westerwälder Impulse“ eingeläutet und sie wird diese auch im neuen Jahr konsequent fortführen. In einer sehr gut besuchten Auftaktveranstaltung zum Thema „Zukunft der Feuerwehren - Perspektive 2020“ konnten Strukturen besprochen werden.
Gesprächsrunde CDU-Politker und Feuerwehrvertreter. Fotos: privat.Selters. Der Fraktionsvorsitzende Dr. Stephan Krempel konnte neben Landrat Achim Schwickert den stellvertretenden Vorsitzenden des Innenausschusses, Ralf Seekatz MdL, Wehrleiter Tobias Haubrich, Bernd Dillbahner (Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbandes), Kreisinspekteur Axel Simonis, Landtagsabgeordnete Gabi Wieland auch zahlreiche Vertreter der kreisweiten Feuerwehren begrüßen. „Wir betreiben keine Politik im luftleeren Raum, sondern wollen konkret wissen, wie die aktuellen Bedingungen der Feuerwehren aussehen – wird es 2020 noch eine aktive freiwillige Feuerwehr im ländlichen Raum geben?“ Mit dieser bewusst provokanten Frage eröffnete Krempel eine intensive und von wechselseitigen Impulsen geprägte Diskussionsrunde zwischen Kommunalpolitik und Feuerwehr.

Sorge bereitet den Feuerwehren der Rückgang der Mitgliederzahlen. Um künftig neue aktive junge Menschen für die Feuerwehr zu gewinnen, müsse man bereits in den Kindergärten Projekte starten, damit das Interesse und die Begeisterung geweckt werden. „Wir haben circa 3500 aktive Feuerwehrleute im Kreis“, sagte Kreisinspekteur Simonis. „Bei den 1005 Jugendlichen in der Jugendfeuerwehr haben wir einen Frauenanteil von 20 Prozent, Tendenz steigend“, zog er ein positives Fazit. Die Jugend- und Bambinifeuerwehr muss eine unserer Hauptaufgaben werden, erklärte auch Bernd Dillbahner für den Kreisfeuerwehrverband. Derzeit sind im Westerwaldkreis 30 Bambinifeuerwehren aktiv mit 190 Kindern. „Nur über die Jugend können wir für die Feuerwehr neue Mitglieder gewinnen.“

Auch Ralf Seekatz machte die Bedeutung deutlich, indem er das Pilotprojekt aus der Pfalz mit dem Pflichtfach Feuerwehr vorstellte, das dort an vielen Grundschulen erfolgreich eingeführt wurde. Wichtig bei aller Mitgliederwerbung, auch das wurde deutlich, sei es aber auch, die aktuellen Mitglieder zu halten und die Attraktivität einer freiwilligen Feuerwehr zu erhalten. Bürgermeister Klaus Müller zeigte sich in seinem Grußwort erfreut darüber, dass der Feuerwehrstützpunkt Selters auch eine gute Nachwuchsarbeit leiste und eine starke Bambinifeuerwehr aufbaue.

Weitere Gründe, warum die Mitgliederzahl der Feuerwehren derzeit zwar landesweit noch die zweitgrößte ist, jedoch aktuell stagniere, sei auch, dass die Belastung für die aktiven Mitglieder sehr hoch sei. „Die Vorschriften werden immer mehr, der Bürokratieaufwand ist enorm für einen Ehrenamtlichen, der die Geräte wartet. Man muss mancherorts auch über eine Hauptamtlichkeit nachdenken, wie beispielsweise in der Verbandsgemeinde Montabaur bereits erfolgreich eingeführt“, sagte Bernd Dillbahner. Seekatz warnte hierzu allerdings aus seiner Feuerwehrerfahrung, dass die Einführung solch einer Hauptamtlichkeit innerhalb der Kameradschaft gewiss ein hohes Konfliktpotential mit sich bringe und deshalb in jedem Fall sorgfältig geprüft werden müsse.

Intensiv besprochen wurde auch die Einsatzfähigkeit der Feuerwehren mit den bisherigen Strukturen. Wie sieht es mit dem Bestehen der Dorffeuerwehren aus, wenn viele Ehrenamtliche tagsüber in Frankfurt oder Köln ihrer Arbeit nachgehen? Landrat Achim Schwickert sagte dazu: „Wenn nicht genügend ehrenamtliche Feuerwehrleute da sind, kann die Tagesbereitschaft nicht aufrecht erhalten werden. Daher muss die Freistellung für den Arbeitnehmer von der Arbeitgeberseite geregelt sein, das hilft, um für Einsätze bereit zu sein.“ Es sei daher wichtig, in der Fläche vertreten zu sein, übergreifend zusammen zu arbeiten und organisatorisch alles miteinander zu verbinden, dann könne eine Entlastung der Dorffeuerwehren entstehen und gleichzeitig eine Sicherstellung der Tagesbereitschaft. Umfassend wurden auch Anreize für Unternehmer für die Einstellung von Feuerwehrleuten besprochen, beispielsweise über Quoten, steuerliche Anreize oder deutlich höhere Erstattungsbeträge für den Arbeitsausfall. Einigkeit herrschte bei allen Beteiligten, dass auch für den Arbeitgeber deutliche Anreize gesetzt werden müssten, damit der Arbeitsausfall des Mitarbeiters während des Einsatzes ausgeglichen werde. Daneben müsste aber auch verstärkt die Möglichkeit geschaffen werden, dass Aktive bei Einsätzen auch am Ort ihres Arbeitsplatzes eingesetzt werden könnten.

Mahnende Worte gab es auch in Richtung des Bildungsministeriums in Mainz, denn es gebe zu wenig ausgebildete Lehrer an den Feuerwehrschulen. „Es sind zahlreiche Planstellen vakant und das Land handelt leider nur unzureichend“, mahnten Simonis und Dillbahner an.

Dass die technische Ausstattung nicht alles für das Bestehen der Feuerwehr ist, wurde bei der Veranstaltung auch deutlich. Ralf Seekatz wies darauf hin, dass viel stärker in das Bewusstsein der Gesellschaft eindringen müsse, welche kulturelle Bedeutung gerade die Dorffeuerwehren hätten.

Dieser Aussage stimmte auch der Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbandes, Bernd Dillbahner zu. „Wir sind nicht nur dann da, wenn es brennt, sondern sorgen auch vor Ort für ein hohes Maß an Sicherheit und das geschieht alles im Ehrenamt. Mehr Wertschätzung für unser Tun ist daher ein Gebot des Respekts.“ Kreisfeuerwehrinspektor Axel Simons ergänzte: „Wir sind nicht nur da, um Einsätze zu fahren, sondern wir helfen in Not und uns zeichnet ein hohes Maß an Kameradschaft aus.“ Technik und Gemeinsinn gehen daher einher und sind untrennbar.

Abschließend wurde über einen Ausblick auf die Feuerwehr im Jahr 2020 gesprochen. Muss mehr zentralisiert werden, um leistungsfähig zu bleiben? Sind alle Aufgaben mit dem bisherigen System zu bestreiten? Dazu sagte Axel Simonis: „Alle Lasten auf die drei im Kreis bestehenden Stützpunktfeuerwehren zu verlagern, kann nicht sein. Das Rückgrat unserer Feuerwehr sind die vielen Dorffeuerwehren.“ Dillbahner meinte, dass es auf eine verstärkte Kooperation mit möglichen Fusionen ankomme, wenn die Zukunft weiterhin so stabil und zuverlässig verlaufen solle. Dr. Stephan Krempel machte zum Abschluss deutlich, dass er sich gemeinsam mit der CDU Kreistagsfraktion für die Bedürfnisse der freiwilligen Feuerwehren weiterhin gerne einsetzen werde. „Wir müssen dafür werben, dass wir die Kontinuität der ehrenamtlichen Arbeit der Feuerwehren nur dann halten können, wenn diese von der Gesellschaft ausreichend gestützt wird und die Rahmenbedingungen stimmen.“
 
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