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Nachricht vom 14.03.2015
Region
Windkraftanlage bei Gehlert wird demontiert
Seit etwa zwei Jahren steht die Windkraftanlage bei Gehlert still. Niemand wusste etwas, aber alle hatten eine Erklärung dafür. Warum drehen sich die wuchtigen Flügel der Windkraftanlage nicht mehr, die vor zwanzig Jahren als Pioniertat und Zeichen der Energiewende so oft gelobt wurde? Eine rechtzeitige Aufklärung hätte allen Spekulationen den Nährboden entzogen.
Die Windkraftanlage der Verbandsgemeinde Hachenburg (im Vordergrund) in der Nähe der Gemeinde Gehlert wird zurzeit demontiert. Eine Instandsetzung der 20 Jahre alten Windkraftanlage ist nach Meinung von Experten nicht wirtschaftlich. Foto: Reinhard PanthelGehlert/Hachenburg. Seit einigen Tagen ist ein Spezialunternehmen aus dem Raum Rennerod zu sehen, das sich an der verbandsgemeindeeigenen Windkraftanlage zu schaffen macht. „Was geschieht hier?“

Die Verbandsgemeinde Hachenburg war in vielen Bereichen Pionier, als es um den Eintritt in die Energiewende ging. Die VG baute eine eigene Windkraftanlage im Bereich der Gemeinde Gehlert und betreibt inzwischen auch ein eigenes Nahwärmenetz mit Blockheizkraftwerken, die Wärme und Strom dort erzeugen, wo sie benötigt werden. Der WW-Kurier wollte wissen was zurzeit mit der Windkraftanlage geschieht und fragte bei dem Bürgermeister der Verbandsgemeinde Hachenburg, Peter Klöckner, nach.

Seit wann ist die Windkraftanlage bei Gehlert in Betrieb und was hat sie gekostet?
Klöckner: "Das Windrad wurde im November 1994 in Betrieb genommen. Die Baukosten betrugen rund 307.000 Mark. Sie wurden mit rund 70.000 Mark bezuschusst".

Was hat der „fleißige“ Rotor im Laufe der Jahre eingespielt?
Klöckner: "Der erzeugte Strom – im Laufe der Jahre - immerhin rund 4.700.000 kWh und demnach der durchschnittliche jährliche Strombedarf von etwa 1200 Haushalten. Der Strom wurde überwiegend für die Trinkwassergewinnung verwendet. Die Verbandsgemeindewerke haben damit unter anderem drei Tiefbrunnen betrieben. Überschüssiger Strom wurde in die allgemeine Stromversorgung eingespeist. Im Laufe der Jahre konnten 365.000 Euro an Einspeisevergütung erzielt werden. Neben diesen wirtschaftlichen Aspekten hat die Anlage etwa 3000 Tonnen zur Einsparung von CO2 beigetragen".

Warum und seit wann steht die Anlage still?
Klöckner: "In den vergangenen zwei Jahren konnte das Windrad nicht mehr zur Stromgewinnung genutzt werden, da es sowohl mechanische, als auch steuerungstechnische Mängel aufwies. Eine Instandsetzung wäre in Anbetracht des Alters der Anlage und des inzwischen zu verzeichnenden technischen Fortschritts mit verbesserten Wirkungsgraden von Windenergieanlagen wirtschaftlich nicht vertretbar gewesen. Inzwischen haben sich auch die gesetzlichen Rahmenbedingungen geändert, wonach an dieser ortsnahmen Stelle eine neue Anlage nicht mehr genehmigungsfähig gewesen wäre.

Diese Absicht zum Repowering an einem anderen Standort innerhalb der VG Hachenburg hat sich im Zuge der Flächennutzungsplanung durch die ausgeprägte natur- und artenschutzfachlich relevante Population in unserer Region nicht realisieren lassen. Ich hege die Hoffnung, dass unser Vorhaben im „Oberholz“ umgesetzt werden kann. Dort möchten wir gemeinsam mit anderen Betreibern, die sich zusammengeschlossen haben, ein von Bürgerhand getragenes Projekt etablieren.

Was die Gehlerter Anlage betrifft, haben wir uns bereits im vergangenen Jahr für den vollständigen Rückbau der kompletten Anlage (einschließlich Fundamente) und den Verkauf entschieden. In wenigen Wochen werden diese Arbeiten abgeschlossen sein".
Die Fragen stellte Reinhard Panthel
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