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Nachricht vom 17.06.2015 |
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Region |
Hinterm Ruhestand geht´s weiter…. |
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Seniorenpolitik im Westerwald vor großen Herausforderungen. Acht Experten referierten beim „Westerwald-Dialog – Sozial“. Diskutiert wurde, wie die beschlossene Konzeption in den Orts- und Verbandsgemeinden umgesetzt wird und wo es klemmt. |
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Höhr-Grenzhausen. Die lokale Seniorenpolitik im Westerwaldkreis steht vor großen Herausforderungen! Deshalb hat der Westerwälder Kreistag vor drei Jahren einstimmig eine seniorenpolitische Konzeption beschlossen. Das Forum Soziale Gerechtigkeit hatte jetzt in den „Bienenstock“ nach Höhr-Grenzhausen zu einem weiteren „Westerwald-Dialog Sozial“ zum Thema „Hinterm Ruhestand geht´s weiter….“ eingeladen. Dabei wurde hinterfragt, wie diese Konzeption in den Orts- und Verbandsgemeinden umgesetzt wird und wo es klemmt.
Forumssprecher Uli Schmidt (Horbach), der die Veranstaltung moderierte, konnte dazu fast drei Dutzend aktive Senioren und Fachleute begrüßen. „Viele Gemeinden in unserem Kreis und alle Verbandsgemeinden nehmen die Herausforderungen an und wissen, dass sie neue Wege erproben und gehen müssen“, so Schmidt. Angela Roos vom gleichnamigen Pflegedienst als Träger, begrüßte die Gäste im „Bienenstock“: „Wir wollten damit ein Entlastungsangebot für Angehörige von Menschen mit Demenz mitten im Ort schaffen“. „Die Konzeption des Kreises wird in der VG Höhr-Grenzhausen schon seit Jahren gelebt und erfolgreich umgesetzt“, stellte Bürgermeister Thilo Becker in seinem Grußwort fest“. Das koste zwar auch Geld, das die VG für die älteren Menschen aber gerne ausgebe.
Jedem kommunal- und sozialpolitisch handelnden Menschen im Westerwaldkreis ist inzwischen klar, dass Seniorenpolitik viel mehr ist als Pflegepolitik. Zu acht wichtigen, in der Konzeption beschriebenen Handlungsfeldern (HF), wurde dann auf hohem fachlichen Niveau darüber diskutiert, welche Spielräume die Kommunen haben und wie diese genutzt werden. Zu jedem Handlungsfeld konnte ein beim jeweiligen Thema erfahrener Wäller für ein einleitendes Kurzstatement gewonnen werden. Darüber wurde dann jeweils 15 Minuten diskutiert. Bedauert wurde, dass die Kreisverwaltung – wie immer in solchen Fällen – eine Beteiligung abgelehnt hatte.
Zum HF „Ortsentwicklung“ forderte der ehemalige Renneroder Stadtbürgermeister Hans-Jürgen Heene in seinem Vortrag, dass alle Dörfer und Städte passende Freizeiteinrichtungen für Senioren mit geeigneten Aktivitäten initiieren müssen, um deren gesellschaftliche Insolation zu verhindern. Er regte auch eine neue Generation von Spielplätzen an, die um Bewegungsgeräte für ältere Menschen erweitert werden sollten.
Heike Wiebusch vom Pflegestützpunkt Ransbach-Baubmach leitete in das HF „Wohnen zu Hause“ ein. „Die älteren Leute wollen nicht mehr in große Altenheime, sondern bevorzugen immer mehr kleinere Wohngruppen“, so die Pflegeberaterin. Sei schilderte aus ihrer Praxis Fälle von Verwahrlosung alter Menschen, die in der eigenen Wohnung sich selbst überlassen bleiben.
Zum HF „Beratung, Information und Öffentlichkeitsarbeit“ beschrieb Werner Etzkorn die Situation in der VG Höhr-Grenzhausen. „Wir tragen als Seniorenbeirat mit anderen wie beispielsweise dem Seniorenbüro, dem Pflegestützpunkt und dem Seniorennetzwerk dazu bei, dass bei Beratung und Information möglichst wenig Wünsche offen bleiben“, so der Vorsitzende des regen Gremiums.
„Bis 2050 haben wir 88,6 Prozent mehr Pflegebedürftige zu betreuen“ meinte Angela Roos in ihrem leidenschaftlichen Statement zum HF „Betreuung und Pflege“ und stellte die Frage, woher die dafür auf Kreisebene benötigten Pflegefachkräfte kommen sollen. „Wenn die Entwicklung so weiter geht“, so die Pflegeexpertin, „gibt es bald nur noch überqualifizierte Häuptlinge, aber zu wenige Fachkräfte die noch am Bett praktisch pflegen wollen“.
Zum HF „Präventive Angebote“ kann im Kreis sicher niemand fundierter Stellung nehmen als der langjährige Sportkreisvorsitzende Albert Kram. Er machte sich dafür stark, die Sportstätten im Westerwald wo immer möglich durch geeignete Umbauten auch für ältere Menschen besser nutzbar zu machen. „Wir dürfen nicht mehr nur die Jugend im Blick haben, sondern müssen Mehrgenerationenanlagen bauen“, so Kram.
Karl Takes ist in vielen Bereichen der Seniorenpolitik erfahren und beschäftigt sich nicht erst seit kurzem mit dem HF „Gesellschaftliche Teilhabe“ älterer Menschen. Er war in den Verbandsgemeinden Wallmerod und Westerburg an der Umfrage „55 plus“ beteiligt. „Es ist erschreckend, wie viele Alte im Westerwald an Einsamkeit leiden“, meinte Takes. Auf einen anderen Aspekt wies ein rüstiger Rentner hin: „ Wir müssen den jungen Leuten heute klar machen, was im Alter auf sie zukommt!“
Weit über die Grenzen von Hillscheid hinaus wurde Hildegard Jöris mit der Bürgergemeinschaft „Mach mit e.V.“ bekannt. Zum HF „Bürgerschaftliches Engagement von und für Senioren“ belegte sie mit aufrüttelnden Zahlen, wie sehr wir auch im Westerwald die Umsetzung der Seniorenkonzeption und das Engagement älterer Menschen brauchen. „Menschen die zur Generation der Best Ager zählen, sind rüstig, neugierig und wollen noch etwas bewegen“, so die engagierte Seniorin.
Wohl bei keinem Thema hat sich auf Kreisebene in den letzten Jahren mehr bewegt als beim HF „Hospiz- und Palliativbewegung“. Hauptverantwortlich dafür ist der Hospizverein Westerwald e.V. Dessen Vorsitzender Heinz-Peter Rüffin stellte die Planungen des in Dernbach entstehenden Hospiz St. Thomas vor. „Damit wird sich bald die Lücke einer stationären hospizlichen Versorgung Sterbender im Westerwald schließen“, stellt der auch über die Kreisgrenzen hinaus gefragte Experte fest.
Aus Zeitgründen konnte das weitere Vorgehen im Hinblick auf die weitere Umsetzung der Seniorenpolitischen Konzeption in den Kommunen vor Ort nicht mehr vertieft werden. Das Forum Soziale Gerechtigkeit hat aber bereits weitere Veranstaltungen zu einzelnen Handlungsfeldern geplant. So am 22. September in Siershahn zu alternativen Wohnformen und im Dezember in Rennerod zur Mobilität für Ältere. Weitere Infos gerne bei Uli Schmidt per Mail unter uli@kleinkunst-mons-tabor.de.
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Nachricht vom 17.06.2015 |
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