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Nachricht vom 25.07.2015
Kultur
Ich weiß nicht, was soll es bedeuten...
Wie schreibt man ein Theaterstück über die Mythen, Sagen und Legenden entlang des Rheins für ein örtliches Sommerfestival? Die Aufgabe kann leicht zu Albträumen führen. Doch genau diese bringen dann die unerwartete Lösung: Bruder Markus erlöst Elisabeth von Eppstein, die Loreley streitet sich mit Nibelungen-Siegfried um einen Kamm und Schinderhannes trifft auf Idilia Dubb, das Mädchen aus dem Turm der Burg Lahneck.
Nibelungenheld Siegfried schmachtet die Loreley an. Fotos: Wolfgang Tischler.Bendorf. Bei der Premiere des Stückes „Ich weiß nicht, was soll es bedeuten...“ zeigte das Schauspielerensemble „Die Findlinge“ in siebenköpfiger Besetzung sehr wandlungsfähig eine ganze Reihe historischer Gestalten und rheinischer Sagen-Helden. Dazu brauchten sie nur sechs Bilder auf der Bühne, fantasievolle Masken – beides von Renate Steinkamp gestaltet - und wenige Requisiten für die Rollenwechsel.

Zu Beginn gingen die bangen Blicke der Zuschauer immer wieder zum Himmel. Der baute drohende Wolken auf, die zum Glück weiter zogen. Kühl war es an den historischen Eisenerzröstöfen, aber auf der Bühne ging es heiß her. Dem verzweifelt ratlosen Stückeschreiber Heinz Hunger begegneten in seinem Arbeitszimmer der Braubacher Herr von Eppstein und seine wunderschöne Tochter Elisabeth, die Siegbert von Lahnstein liebte, der im Krieg verschollen blieb und die dann den vom Teufel besessenen Rochus von Andechs heiraten sollte. Davor wurde sie von dem Burgkaplan Bruder Markus bewahrt, der daraufhin Namensgeber der St. Markusburg, später kurz Marksburg genannt, wurde. Die schöne Elisabeth ging ins Kloster. Genau wie die schöne Hildegard, um die sich die Brüder Heinrich und Konrad von Boppard stritten. Hildegard starb an gebrochenem Herzen am gleichen Tag wie ihr ewig geliebter untreuer Konrad, der ebenfalls im Kloster endete. Übrig blieben die beiden eng beieinander liegenden Burgen Sterrenberg und Liebenstein bei Kamp-Bornhofen, die „Feindlichen Brüder“.

„Dumm gelaufen“, kommentierte Nachbarin und Freundin Gudrun lakonisch. Auf ihre Frage: „Warum müssen sich die Dappesse immer die Köppe einschlagen?“ antwortete Schreiber Hunger: „Weil die Dappesse nichts anderes gelernt haben.“

Schlagfertig mit Mund und Schwert erstürmte Jung-Siegfried, Held der Nibelungen-Sage, mehrfach die Bühne. Auf der Durchreise nach Königswinter und zu dem Drachen Fafnir begegnete er bei Hunger der lieblichen mannsgroßen Loreley, die ständig auf der Suche nach ihrem goldenen Kamm umherirrte. Siegfried, der Womanizer mit dem Asterix-Flügelhelm, schmachtete die langhaarige Schöne mit der schrecklichen Singstimme an. Nachdem er den Drachen besiegt hatte, zog er mit der lispelnden Loreley zusammen auf den Felsen. Die amtierende „Loreley“, Theresa Lambrich, die als Ehrengast anwesend war, hatte Freude an ihrer legendären Kollegin.

Im Vorgarten stolperte Gudrun über den Linzer „Strünzer“ Jupp, der im Dreißigjährigen Krieg mit Strünzen im Sinne von Übertreiben die Schweden aus Linz vertrieb. Ihm zu Ehren stiftete der Bürgermeister den Linzer Strünzer-Brunnen. Einen Brunnen als Denkmal errichteten auch die Andernacher ihren Bäckerjungen, die die Stadt vor einem Angriff der Linzer Soldaten bewahrten.

Schreiend erschien der hartherzige Hatto II, Bischof von Bingen, ebenfalls auf der Vierwindenhöhe. Nachdem der Bischof eine Scheune voller armer Menschen anzünden ließ und sarkastisch äußerte: „Man meint, man könne die Kornmäuse rufen hören“, wurde er von Mäusen gejagt. Er floh in den Binger Zoll- und Wachturm, wo er von Mäusen aufgefressen wurde. Diese Sage ist mit dem „Mäuseturm“ verbunden.

In räuberischer Absicht schlichen sich Johannes Bückler, der Schinderhannes und sein Julchen in Hungers Haus. Dort trafen sie nicht nur auf den Schreiber, sondern auch auf Siegfried und die Loreley. Schließlich erschien auch noch durstig und ausgehungert die Schottin Idilia Dubb, die im Jahr 1851 auf einem der Türme der Burg Lahneck verdurstet sein soll, weil die Holztreppe einstürzte, während die Malerin oben auf dem Turm war.

Bevor Heinz Hunger endgültig den Verstand verlor, gab Siegfried der Loreley eine Ohrfeige und zog weiter als Drachentöter. Julchen, die den ohnmächtigen Schinderhannes hinter sich her zog, zog weiter in den Hunsrück, begleitet von der Loreley, die auf ihrem Felsen zurückging. Auch Idilia wollte heim nach Edinburgh.

So kehrte wieder Ruhe ein und Heinz hatte endlich eine Idee für seine Theatergeschichte. Eine Idee, mit der sich das Unesco-Weltkulturerbe Mittelrheintal in unterhaltsamer Weise vermarkten lässt. Weitere Vorstellungen im Rahmen der Festspiele am Rheinblick Bendorf finden am Sonntag, 26. Juli, Freitag, 31. Juli, Freitag, 7. August, Freitag, 14. August, Samstag, 15. August und Sonntag, 16. August statt. Vorstellungsbeginn ist jeweils um 19.30 Uhr an den historischen Eisenerzöfen. htv
       
       
       
       
     
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