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Nachricht vom 17.11.2015
Wirtschaft
Wirtschaft aufgeschlossen für Flüchtlinge
Die rheinland-pfälzische Wirtschaft zeigt sich sehr offen für die Beschäftigung von Flüchtlingen. Das belegt eine Umfrage der Industrie- und Handelskammern (IHKs) im Land. Das betrifft auch die Unternehmen im Kammerbezirk Koblenz. Die Unternehmen fordern aber Sicherheiten ein, insbesondere im Ausbildungsbereich.
Region. Die IHKs haben vor dem Hintergrund des anhaltend hohen Zustroms an Flüchtlingen ihre Mitgliedsunternehmen befragt. Rund tausend Betriebe aller Größen und Branchen haben sich an der Umfrage beteiligt.

Mehr als Dreiviertel aller befragten Unternehmen würden demnach Asylbewerber und Flüchtlinge einstellen, 58 Prozent planen sogar konkret eine Beschäftigung. „Die Unternehmen sind bereit, ihren Beitrag zur Integration der Flüchtlinge zu leisten“, sagt Arne Rössel, Sprecher der IHK-Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz und Hauptgeschäftsführer der IHK Koblenz. „Sie sind sich ihrer unternehmerischen Verantwortung bewusst und möchten dieser gerne nachkommen.“

Damit Flüchtlinge allerdings schnell in Ausbildung und Arbeit kommen, müssen aus Sicht der Befragten noch einige Hürden genommen werden. Acht von zehn Unternehmen empfinden die mangelnden Deutschkenntnisse der Flüchtlinge als maßgebliches Beschäftigungshemmnis. Problematisch sehen sie zudem die Unklarheit über die Aufenthaltsdauer der Flüchtlinge sowie die eigene Unkenntnis über die rechtlichen Regelungen. Von zentraler Bedeutung für die Beschäftigung von Flüchtlingen seien der zügige Spracherwerb und eine möglichst frühe Erfassung der schulischen und beruflichen Kompetenzen, sagt Rössel. „Partner wie Wirtschaftskammern und Arbeitsagenturen können dies nur dann systematisch und verlässlich realisieren, wenn dafür entsprechende, feste Strukturen geschaffen werden.“

Um für Auszubildende und Betriebe Planungssicherheit zu schaffen, fordern die IHKs außerdem schon seit längerer Zeit das Modell „3+2“. Sie wollen die staatliche Zusicherung, dass Flüchtlinge während einer dreijährigen Ausbildung und einer sich anschließenden mindestens zweijährigen Beschäftigung nicht abgeschoben werden. „Diese Regelung ließe sich kurzfristig auf Landesebene umsetzen“, sagt Rössel.

Einige der befragten Betriebe haben bereits Erfahrungen mit der Beschäftigung von Flüchtlingen. Neun Prozent haben Flüchtlinge als Hilfsarbeiter im Einsatz, bei fünf Prozent der Befragten arbeiten Flüchtlinge als Auszubildende, bei vier Prozent als Facharbeiter. „Langfristig wird die Zuwanderung der Wirtschaft helfen, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken", sagt Rössel. Jetzt gelte es, dafür die Weichen zu stellen. „Wir denken dabei aber vor allem auch an die Menschen, die bei uns eine Perspektive suchen. Ausbildung und Arbeit sind aus unserer Sicht ein zentraler Schlüssel, damit deren Integration gelingt und sie eine Zukunft in unserem Land haben."
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