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Nachricht vom 01.12.2015 |
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Region |
Für guten Service spielt das Handicap keine Rolle |
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Schwerbehinderung tut der Leistung keinen Abbruch: Regina Winkler findet mit Unterstützung der Agentur für Arbeit Montabaur eine Stelle als Küchenkraft in der Grafenschloss-Jugendherberge. Agentur für Arbeit Montabaur informiert zur Woche der Menschen mit Behinderung – Potenzial für Betriebe. |
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Region. In der Grafenschloss-Jugendherberge Diez geht die Frühstückszeit zu Ende. Regina Winkler rollt einen Servierwagen mit Tellern in die Küche und wirft dabei einen Blick aufs Buffet. Jetzt muss abgeräumt werden, und gleichzeitig beginnen die Vorbereitungen fürs Mittagessen. Die 58-Jährige ist in ihrem Element. Die Freude, mit Unterstützung der Agentur für Arbeit Montabaur eine Stelle als Küchenkraft gefunden zu haben, ist ihr anzusehen. Dass sie schwerbehindert ist, fällt keineswegs auf.
Regina Winkler, die in Cramberg lebt, hat ursprünglich eine Ausbildung als Zahnarzthelferin gemacht, dann aber Jahrzehnte im Gastronomiebetrieb ihres Ehemanns gearbeitet – als „Allrounderin“ in Buchhaltung, Küche, Service und Catering. Nach der Trennung meldete sie sich zum 1. Juli dieses Jahres arbeitsuchend. Große Hoffnungen, rasch eine sozialversicherungspflichtige Stelle zu finden, machte sie sich nicht. Über 50-Jährige haben am Arbeitsmarkt bekanntlich nicht die besten Chancen, und bei Regina Winkler kommt hinzu, dass ihr wegen eines Rückenleidens und einer chronischen Magen-Darm-Erkrankung eine Schwerbehinderung attestiert wurde.
Die Agentur für Arbeit Montabaur richtet einen besonderen Fokus auf Menschen mit Handicaps. „Die meisten haben eine Qualifikation und sind hoch motiviert“, weiß Agenturchefin Madeleine Seidel. „Wir werben intensiv für ihre Integration am Arbeitsmarkt und können Einstellungen auch fördern. Bei all dem verfolgen wir mehrere Ziele: Ein Job garantiert Einkommen und damit Unabhängigkeit; zudem ermöglicht er ein gutes Stück Teilhabe am sozialen Leben. Vor allem aber können auch Schwerbehinderte dazu beitragen, dem Fachkräftebedarf gegenzusteuern. Dafür ist Frau Winkler ein gutes Beispiel. Die Gastronomie ist eine Branche, in der Personal besonders dringlich gesucht wird.“
Das kann Matthias Iffland, Betriebsleiter der Grafenschloss-Jugendherberge, bestätigen. „Wir brauchten Unterstützung in der Küche und haben die Stelle nicht detailliert beschrieben und waren offen für einen Koch, eine Hauswirtschafterin oder eine Küchenhilfe. Denn wir wissen, wie schwierig es ist, geeignete Mitarbeiter zu finden. Unerlässlich sind eine Basisqualifikation, auf der man aufbauen kann und natürlich die Bereitschaft, sehr flexibel zu arbeiten.“
„Das könnte für Frau Winkler passen“, dachte Martina Schmidt-Gail, als sie von dem Angebot erfuhr. Wie der gemeinsame Arbeitgeberservice der Agentur und der Jobcenter steht sie in direktem Kontakt mit dem Unternehmen, jedoch als Vermittlerin des Reha-Teams für diese besondere Personengruppe. Auf ihren Vorschlag hin schickte Regina Winkler ihre Bewerbung ins Grafenschloss, das als Familien- und Jugendgästehaus firmiert. Und als Matthias Iffland mehrere Tage darauf wartete, weil die Post zu lange brauchte, stellte die Crambergerin kurzerhand eine neue Mappe zusammen und gab sie persönlich ab.
Schon dieses Engagement kam gut an. Noch am selben Nachmittag bat Iffland zum Vorstellungsgespräch. Und dann gab es ein unerwartetes Wiedersehen. Als Regina Winkler und Küchenleiterin Marion Büsow aufeinander trafen, riefen beide: „Was machst du denn hier?“ Sie sind alte Bekannte und frühere Arbeitskolleginnen, die sich bestens verstehen. Nach einem „Schnuppertag“ in Küche und Speisesaal stand fest: Regina Winkler wird eingestellt. Seit dem 1. Oktober arbeitet sie als Küchenkraft an 130 Stunden im Monat, sechs Tagen die Woche und in drei verschiedenen Schichten. Für die 58-Jährige ist das kein Problem: „In der Selbstständigkeit ist man die Sieben-Tage-Woche ohne Feierabend gewöhnt. Ich fühle mich jetzt eher entlastet.“ Matthias Iffland jedenfalls ist rundum zufrieden mit seiner neuen Küchenkraft, die ihre Arbeit trotz körperlicher Einschränkung perfekt erledigt und dabei gute Laune ausstrahlt. Einziger Wermutstropfen: „Sie kann nur ein paar Jahre bleiben – bis zur Rente…“
Um die Beschäftigungschancen zu erhöhen, sind Unternehmen mit mindestens 20 Arbeitsplätzen gesetzlich verpflichtet, mindestens 5 Prozent dieser Stellen mit Behinderten zu besetzen (siehe Infokasten). Die neueste Statistik nach dem so genannten Anzeigeverfahren datiert wegen der Meldefristen aus dem Jahr 2013. Demnach gab es im Agenturbezirk Montabaur 558 Betriebe, die die „Fünf-Prozent-Klausel“ erfüllen mussten – 393 im Westerwald- und 165 im Rhein-Lahn-Kreis. Von insgesamt 2.299 Pflichtarbeitsplätzen (WW: 1.644, RL: 655) blieben 937 unbesetzt (WW: 736, RL: 201). In beiden Kreisen wurde der Sollwert deutlich unterschritten. Im Westerwald lag die Beschäftigungsquote Schwerbehinderter bei 2,9 Prozent; der Rhein-Lahn-Kreis bei 3,7 Prozent.
Der Arbeitgeberservice der Arbeitsagentur und der Jobcenter Westerwald und Rhein-Lahn wirbt bei den Betrieben für die Einstellung schwerbehinderter Menschen, die auf Jobsuche sind. Er bietet individuelle Beratung sowie umfassende Information über Gesetze und Regelungen. Unternehmen können außerdem Zuschüsse zur Ausbildungsvergütung oder Eingliederungszuschüsse bekommen. Technische Arbeitshilfen, die Behinderungen ausgleichen, können finanziert werden. Und manchmal führt der Weg in den Job auch über eine Probebeschäftigung, bei der Bewerber und Arbeitgeber sich in der Praxis kennen lernen.
Interessierte Unternehmen, die Kontakt zum Arbeitgeberservice aufnehmen möchten, wählen die kostenlose Servicenummer 0800 4 5555 20.
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Nachricht vom 01.12.2015 |
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