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Nachricht vom 23.12.2015
Region
Ein friedliches Weihnachtsfest wünscht das Team der Kuriere
Unseren Lesern und Kunden wünschen wir ein fröhliches friedvolles Weihnachtsfest. Gedanken zu diesem Weihnachtsfest gibt es viele, denn so friedlich wie wir uns die Welt wünschen ist sie nicht. Kinder können uns manchmal ein Beispiel geben wie einfach doch Zuwendung zu geben ist und gegenseitiges Verstehen, auch wenn man sich nicht kennt und die Sprache des Anderen nicht spricht.
Die fast gleichaltrigen kleinen Mädchen, Nabeela (links) und Amalia begegneten sich in  diesen Tagen zum ersten Mal in ihrem Leben auf der Insel Sansibar. Sie spielen und sprechen ohne einander zu verstehen. Sie praktizieren einfach das Zusammenleben. Foto: Julia VerneRegion. Weihnachten 2015: Ein normales Weihnachtsfest in Deutschland? Es ist schön, wenn die Menschen in diesen Tagen zusammenrücken, die Familien sich treffen und das Fest der Liebe und des Friedens feiern. Die Kirchen sind voll wie nie, das ist immer so an Weihnachten. Aber ist nicht doch etwas anders an diesem Weihnachtsfest? Wir denken da an knapp eine Millionen Menschen die in Deutschland Zuflucht und Sicherheit suchten, und derzeit wie auch immer, mitten unter uns leben.

Unserem Mitarbeiter Reinhard Panthel fiel dazu eine Weihnachtsgeschichte ein. Sie schlägt eine Brücke zur Weihnachtslegende die unser christlichen Weihnachtsfest begründet in die jetzige Zeit. Hier seine Weihnachtsgeschichte:

Was ist der Unterschied zwischen einem Stall und einem Zelt?
Eine nicht ganz ernst gemeinte Frage und dennoch Grund genug zum Nachdenken. Vor mehr als zweitausend Jahren mussten sich die Menschen in der Region der Erde, in der jetzt vielerorts Krieg und Elend herrscht, registrieren lassen. Das Land stand unter Fremdherrschaft.

„Und da machte sich auch auf Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land, zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem mit Maria, seinem vertrauten Weibe. Die war schwanger“, soweit das Lukas-Evangelium, das zu Weihnachten in den christlichen Kirchen verlesen wird. „Was hat das mit einem Zelt und einem Stall zu tun?“ Eine ganze Menge, denn derzeit müssen sich tausende von Menschen auf der Flucht registrieren lassen, nicht in Bethlehem, sondern in den vielen Aufnahmelagern der Bundesrepublik Deutschland und an den Grenzen Europas.

Tagtäglich lesen und sehen wir im Fernsehen, was sich in Deutschland in der Flüchtlingsfrage tut. Sei es bei uns in der Westerwaldregion oder im fernen Berlin und anderswo in unseren Städten. Jetzt fliehen tausende von Menschen vor Krieg und Elend in ihrer Heimat und kämpfen auf dem Weg zu uns ums nackte Überleben. Sie sollen und wollen sich registrieren lassen. Aber wie lange müssen sie draußen auf der Straße stehen und Wochen und Monate warten, bis sie einen Antrag stellen können. Geschätzt leben rund 2000 Menschen aus den Krisengebieten dieser Erde in Rheinland-Pfalz in Zelten.

„Was finden sie in der Zwischenzeit vor?“ Ablehnung, Hass und Angst vor den Fremden. Aber nicht nur das, man will sie einfach nicht haben und zieht gegen diese Menschen auf die Straße und formiert sich zu Demonstrationen von Pegida-Anhängern oder anderen ausländerfeindlichen Gruppierungen. Noch nie war die Zahl der rechts motivierten Anschläge auf Asylunterkünfte so hoch wie im Jahr 2015.

Dann gibt es die unzähligen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer in diesem Land die der Gesellschaft ein menschliches Antlitz geben. Ihnen gehört der Dank und die Hochachtung, denn sie leben das Gebot der Nächstenliebe. Sogar gegen bürokratische Hemmnisse und Widerstände. Und was steht in der Bibel aus der nicht nur zu Weihnachten von christlicher Nächstenliebe gepredigt wird? Weiter im Lukas-Evangelium: „Und sie gebar ihren ersten Sohn, legte ihn in eine Krippe, denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge“. Heute heißt ein Säugling, der auf der Flucht geboren wird nicht Jesus, sondern vielleicht Mohamed, Achmet oder Fatima. Aber die Not der Eltern ist gleich geblieben. Und auch die räumliche Enge und die oftmals fehlende Hilfsbereitschaft der Mitmenschen. Es gibt kaum noch Plätze in einer Krippe, dafür aber dünnwandige Zelte, die nicht für winterliche Temperaturen geeignet sind. Dorthin verfrachten wir diese Mitmenschen, denen wir nicht nur eine warme Herberge versagen, sondern auch Toiletten zumuten, die wir später als weitere Gründe für die Ablehnung der andersfarbigen und andersgläubigen Menschen ins Feld führen.

Wie geht es weiter im Lukas-Evangelium?: „Und alsbald war bei den Engeln die Menge der himmlischen Heerscharen die lobten Gott und sprachen: Ehre sei Gott in der Höhe, und Frieden auf Erden, und den Menschen ein Wohlgefallen!“ Haben wir den Begriff Mitleid verloren? Schämen wir uns nicht, wenn wir allabendlich die Fernsehberichte und die Behandlung der Menschen in den Flüchtlingsaufnahmelagern sehen? Wenn das Mittelmeer zum Massengrab wird? Wo steht denn geschrieben, dass Muslime von Gottes Gnade ausgeschlossen werden müssen? Hier sind die Prediger gefordert, die die Ziele der Heiligen Schrift nicht nur zu Weihnachten verdeutlichen müssen. „Liebe Deinen Nächsten“, eine Aufforderung, der so wenige Menschen im Laufe der Jahrhunderte gefolgt sind.

Als die Christen ins „Heilige Land“ gezogen sind und den Juden und Muslimen den "wahren" Glauben mit Waffen aufzuzwingen versuchten, gab es keine Warnung der Kirchen an die todbringenden Aktivisten der Kreuzzüge, die das Gebot „Du sollst nicht töten“, ignorierten. Jetzt kommen diese Menschen aus der Region der Erde in der einst die großen monotheistischen Weltreligionen (Judentum, Christentum, Islam) entstanden, und suchen Schutz und Hilfe. Schnell sind Politik und Gesellschaft mit ihren Urteilen dabei: Das sind alles Wirtschaftsflüchtlinge, Schmarotzer, Faulenzer, Gefährder unserer Jugend und mehr.

Nun gibt es aber eine ganze Menge von Menschen, noch in der Mehrzahl, die sich schützend vor die Flüchtlinge stellen und ihnen mit Tat und Rat zur Seite stehen und ihnen das Gefühl von einer Willkommenskultur entgegen bringen. Ihnen eine Herberge gönnen und eine warme Stube, und helfen das Erlebte in der Kriegszeit zu Hause zu vergessen. Vor allen Dingen für die traumatisierten Kinder, die für jedes freundliche Wort oder eine nette Geste dankbar sind. Wir sollten es einfach mal versuchen unser christlichen Menschenbild zu transportieren. Denn die Kinder sind die Zukunft, erleben sie friedfertige und freundliche Erwachsene, werden sie es nicht vergessen, auch wenn sie vielleicht in ihre Heimat zurückkehren müssen.

Die Schreckensherrschaft eines selbsternanntes Gottesstaates in einer historisch bedeutsamen Region will niemand, auch nicht die vielen Muslime weltweit. Ebenso wenig die seit rund 30 Jahren andauernde Schreckensherrschaft der Terroristen in Afghanistan. Die vielen irregulären und selbsternannten Islamverteidiger auf dem afrikanischen Kontinent in den unterschiedlichen Ländern will niemand - schon garnicht die Menschen, die von dort fliehen.

Wir sollten vielleicht jetzt daran denken, dass eine Krippe im Stall mit der Zuwendung der dort lebenden Menschen (Hirten) immer noch besser und wärmer war, als ein Zelt im Winter in einer deutschen Großstadt.

Für unsere Weihnachtsgeschichte haben wir bewusst das Bild der beiden Mädchen gewählt, beide feiern Weihnachten auf Sansibar und haben sich vor wenigen Tagen kennengelernt. Die fast gleichaltrigen kleinen Mädchen, Nabeela und Amalia spielen und sprechen ohne einander zu verstehen. Sie praktizieren einfach das Zusammenleben. Die Mutter gab uns die Freigabe für das Foto und eine kleine Geschichte aus Sansibar. (hws)
Nachricht vom 23.12.2015 www.ww-kurier.de