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Nachricht vom 09.02.2016 |
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Politik |
„Integrierte Wärmenutzung" für Hachenburg |
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Die Verbandsgemeinde Hachenburg erarbeitet aktuell ein Klimaschutzkonzept, gefördert aus Mitteln des Bundesumweltministeriums. Unterstützt wird die Verbandsgemeinde dabei von der Transferstelle für Rationelle und Regenerative Energienutzung Bingen. Workshop „Zentrale Wärmeversorgung - Nahwärme und Wärmeatlas für die Verbandsgemeinde Hachenburg". |
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Hachenburg. Um die Bürgerinnen und Bürger als wichtige Akteure bei der Erstellung des Klimaschutzkonzeptes mit einzubinden, veranstaltet die Verbandsgemeinde Hachenburg in Kooperation mit der Transferstelle Bingen regelmäßig Workshops zu unterschiedlichen Themenbereichen. Am 21. Januar fand ein Workshop mit dem Titel „Zentrale Wärmeversorgung - Nahwärme und Wärmeatlas für die Verbandsgemeinde Hachenburg" statt, zu dem sich zahlreiche Teilnehmer aus der regionalen Landwirtschaft sowie Vertreter von Ortsgemeinden, der Verbandsgemeindeverwaltung und den Verbandsgemeindewerken einfanden. Durch den Workshop führten nach der Begrüßung durch Cathrin Horn-Schmidt von der Verbandsgemeinde Hachenburg Michael Münch und sein Kollege Joachim Comtesse von der Transferstelle Bingen.
Münch stellte den Teilnehmern zunächst die Ergebnisse der Energie- und C02e-Bilanz vor und verwies darauf, dass der Wärmeverbrauch, vor allem in den Privathaushalten, einen Großteil der in der Verbandsgemeinde Hachenburg aufgewendeten Energie ausmache. Bei den eingesetzten Energieträgern entfalle dabei der Hauptanteil auf Heizöl, ein geringerer Anteil auf Erdgas. Hier könnte der Ausbau von Nahwärmenetzen auf Basis von Bioenergieträgern, Solarenergie und / oder Kraft-Wärmekopplung eine wirtschaftliche und ökologische Alternative darstellen, um von den starken Preisschwankungen der fossilen Energieträgern unabhängiger zu werden.
Dabei ging Münch auf die Möglichkeiten ein, verschiedene regenerative Wärmeerzeuger (zum Beispiel Biomasse oder Solarthermie) oder Kraft-Wärme-Kopplung innerhalb eines Wärmenetzes zu nutzen. Die zu verlegenden Wärmeleitungen hätten aufgrund der Tiefbauarbeiten einen entscheidenden Anteil an den zu tätigen Investitionskosten. Innerhalb der Gebäude würden die Wärmeerzeuger durch eine Wärmeübergabestation ersetzt. Die vorhandenen Wärmeverteil- und Übergabestationen könnten weiterhin verwendet werden. Vor allem bei Heizölkesseln ergäben sich hierdurch Platzgewinne, da der Heizöltank nicht mehr benötigt werde. Die Vorteile einer zentralen Wärmeversorgung lägen in der langen Nutzungsdauer sowie der großen Effizienz bei relativ kurzer Amortisationszeit. Zudem könnten sich aufgrund des Wegfalls von Wartungs- und Reinigungskosten und einer größeren Preisstabilität der jährlichen Heizkosten auf Dauer niedrigere Heizkosten einstellen.
Für eine erste Wirtschaftlichkeitsbetrachtung eines Nahwärmenetzes seien der Wärmeabsatz und die Wärmegestehungskosten ausschlaggebend. Der Wärmeabsatz gibt hierbei den möglichen Absatz von Wärme bezogen auf die benötigte Länge der Wärmetrasse an. Er ist ein Maß für die Refinanzierung der Netzinvestition. Die Wärmegestehungskosten hingegen geben die spezifischen Kosten für die Erzeugung und den Transport einer Kilowattstunde Wärme vom Heizwerk an die Nutzer an. Dieser Wert stellt jedoch noch keinen Verkaufspreis dar.
Erste Abschätzungen zur Eignung verschiedener Gebiete in Bezug auf eine Nahwärmeversorgung lassen sich mit Hilfe eines sogenannten Wärmeatlasses, der den Wärmeverbrauch in der Verbandsgemeinde Hachenburg geografisch darstellt, treffen.
Für einen solchen Wärmeatlas werden zunächst über historische topografische Karten das Gebäudealter sowie über deren Geometrie (mittels 3D Modell) die Gebäudeart und Nutzfläche bestimmt. Den Gebäuden kann schließlich ein spezifischer durchschnittlicher Wärmeverbrauch zugeordnet werden. Über die bebaute Fläche wird schließlich ein Raster von 1 Hektar Größe gelegt, innerhalb dessen der Wärmeabsatz ermittelt wird.
Mit Hilfe eines Wärmeatlasses kann somit für jede Ortsgemeinde und Stadt eine erste Einschätzung getroffen werden, ob ein Nahwärmenetz in diesem Bereich sinnvoll ist. Die Darstellung ist dabei so gewählt, dass kein direkter Rückschluss auf einzelne Gebäude möglich ist. Diese Karten dienen der Entwicklung von Wärmenetzvorschlägen.
In einer beispielhaften Analyse betrachtete Joachim Comtesse die Ortsgemeinden Roßbach, Geniert, Höchstenbach, Merkelbach und Mündersbach genauer. In Abhängigkeit von zusammenhängender Bebauung, Alter der Gebäude und Straßenverlauf hat er die Orte in Siedlungszellen eingeteilt, und sowohl den Wärmeabsatz als auch die Wärmegestehungskosten ermittelt. So konnten relativ schnell erste Aussagen über die Eignung eines Gebiets für ein Nahwärmenetz getroffen werden.
Dank moderner Technik konnte Comtesse den interessierten Teilnehmern auf Nachfrage direkt zu weiteren Gebieten oder Straßenzügen Auskünfte hinsichtlich des zu erwartenden Wärmeabsatzes und den voraussichtlichen Wärmegestehungskosten erteilen.
In der sich anschließenden von Münch moderierten Fragerunde zeigte sich, dass die Themen Wirtschaftlichkeit und Akzeptanz von großem Interesse sind. Er verwies darauf, Synergien zu nutzen, wenn beispielsweise bei anstehenden Infrastruktur-Tiefbaumaßnahmen notwendige Rohrleitungen für eine spätere Nahwärmenutzung mitverlegt würden oder bei anstehenden Heizungsmodernisierungen eines größeren bzw. öffentlichen Gebäudes gegebenenfalls weitere Anlieger mitversorgt werden könnten.
In diesem Zusammenhang berichtete Münch von der Initiative „Smart Villages" des Landes Rheinland-Pfalz, bei der Kommunen zu Modellorten werden sollen, die nicht nur Strom aus erneuerbaren Energien gewinnen, sondern auch ein umfassendes Konzept für mehr Energieeffizienz bei der Strom- und Wärmeversorgung entwickeln. Mit einer klimaschonenden Mobilität und einer Verbesserung der dörflichen Infrastruktur solle gleichzeitig die regionale Wertschöpfung positiv beeinflusst werden.
Abschließend skizzierte Michael Münch den möglichen Weg bei konkreten Nahwärmeideen. Zunächst sei es erforderlich, mit Hilfe von Quartierskonzepten die Möglichkeiten einer Nahwärmeversorgung konzeptionell aufzuarbeiten, um schließlich das Thema wie auch die Ergebnisse mit den Bürgerinnen und Bürgern vor Ort zu diskutieren. Im Großen und Ganzen habe die Erfahrung gezeigt, dass ein Nahwärmeprojekt im privaten Bereich viel Zeit und Kommunikation bedürfe.
Die Erstellung eines solchen Quartierkonzepts kann durch die KfW-Bank gefördert werden (65 Prozent der Konzepterstellungskosten). Bei konkreten Fragen steht Michael Münch von der Transferstelle Bingen gerne zur Verfügung (Telefon 0 67 21 / 98 424 - 264, muench@tsb-energie.de).
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Nachricht vom 09.02.2016 |
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