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Nachricht vom 06.09.2016
Region
Christian Hählke sagt musikalisch adieu
Höchstenbach, kurz vor zwölf Uhr. Die Vögel zwitschern, Autos rauschen über die B8. Dann ein Klang, der alles andere übertönt: Eine Trompete spielt „Allein Gott in der Höh’ sei Ehr“. Es gehört schon ein gesundes Maß an Selbstbewusstsein dazu, sich mitten am Tag auf den Kirchhügel zu stellen und Gottes Lob in die Welt hinauszutrompeten. Pfarrer Christian Hählke hat damit kein Problem.
Pfarrer Christian Hählke. Foto: Peter BomgardSelters. Sein Glaube und seine Musik gehören zu ihm wie seine schwarze Baskenmütze. Doch bald wird es im Westerwald ein bisschen stiller. Denn der bekannte Pfarrer geht in den Ruhestand, und mit ihm seine ganz eigene Art der Verkündigung.

Der Musikliebhaber hatte eben immer „seinen Sound“, wenn er von Gottes Liebe sprach oder sang. Vielleicht, weil Christian Hählke nicht auf klassische Art und Weise in den Pfarrberuf gekommen ist, sondern über Umwege. Zunächst lässt er sich zum Verwaltungsangestellten ausbilden, merkt später aber, dass ihn der Glaube zu sehr beschäftigt, um ihn Privatsache sein zu lassen. Er geht ans Johanneum, eine theologische Akademie in Wuppertal, und kommt 1974 als Pfarrdiakon in den Westerwald. Die kommenden 40 Jahre ist er an ganz unterschiedlichen Orten tätig: in den Dekanaten Biedenkopf, Bad Marienberg und seit 1993 als Jugendpfarrer in Selters und Gemeindepfarrer in Höchstenbach.

23 Jahre bleibt er in dem Ort mit dem fast 900 Jahre alten Gotteshaus. Währenddessen ruft er eine Kirchenband ins Leben, ist Ansprechpartner bei seelsorgerischen Anliegen, kümmert sich um die Frauenhilfe und vor allen Dingen um die Jugend. „Am meisten freut es mich, wenn ich sehe, wie meine Schützlinge immer noch ihren Weg mit Gott gehen, wenn sie erwachsen sind“, sagt Hählke und erzählt von Jugendlichen, die sich in der Gemeinde engagiert haben und heute immer noch in der Kirche aktiv oder sogar Pfarrer geworden sind. Hählkes Credo, wenn’s um die jungen Leute geht: „Wir Pfarrer müssen die Menschen wertschätzen, sie ermutigen und auch mal Klartext mit ihnen reden.“

Christian Hählke hatte mit klaren Aussagen nie ein Problem. Auch nicht außerhalb Höchstenbachs, etwa während seiner Radiosendungen im Evangeliumsrundfunk, als Bordseelsorger auf Schiffen oder als Komponist eigener geistlicher Lieder. „Das alles werde ich so Gott will nach meinem Ruhestand fortführen “, sagt Hählke. Nur auf die Kanzel will er vorerst nicht mehr. „Als Pfarrer werde ich nicht mehr in Erscheinung treten. Denn im Moment bin ich müde. Deshalb passt das kirchliche Wort ,Entpflichtung’ ganz gut: Ich genieße es, keine Pflichten mehr zu haben.“

Um seine Abschiedspredigt am Sonntag, 11. September, kommt Christian Hählke natürlich nicht herum: An diesem Tag sagt er seiner Gemeinde mit einem Gottesdienst und einem Konzert Adieu. Ein Termin, der passt. Und mit dem der Mann mit der Baskenmütze noch einmal seinem Dickkopf treu geblieben ist, wie er sagt: „Eigentlich bin ich schon seit dem 1. September im Ruhestand. Aber ich wollte unbedingt am ,Tag des offenen Denkmals’ verabschiedet werden. Schließlich findet die Reihe seit 1998 bei uns statt, und ich habe sie all die Jahre hochgehalten.“ Und noch einen Wunsch möchte sich der 64-Jährige am kommenden Sonntag erfüllen: ein Konzert zum Abschied. Um 17 Uhr lässt er sich vom Vokalensemble 2000 ein Ständchen bringen.

Christian Hählke verabschiedet sich also so, wie ihn die Menschen gekannt haben: musikalisch. Ob seine Nachfolgerin oder sein Nachfolger ein ebenso großes Herz für die Musik hat, weiß er nicht. „Ich hoffe, dass der oder die Richtige zur richtigen Zeit kommt“, sagt er mit Blick auf die anstehende Vakanzzeit in Höchstenbach, in der Pfarrerin Ilona Fritz die Vertretung übernimmt. „Was mich angeht: Ich lebe als Bote Gottes weiter. Mal sehen, was er noch für mich hat.“ (bon)

Die Verabschiedung von Christian Hählke beginnt am kommenden Sonntag um 10.15 Uhr in der Evangelischenm Kirche Höchstenbach. Ab 14 Uhr kann die Kirche im Rahmen des „Tags des offenen Denkmals“ besichtigt werden. Ein Konzert des Vokalensembles 2000 (Eintritt: 10 Euro) beendet den Tag um 17 Uhr.
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