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Nachricht vom 01.11.2016 |
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Region |
Notfallseelsorge sucht dringend neue Helfer |
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Für den Dienst in der Notfallseelsorge entscheidet man sich nicht mal eben so. Denn die ehrenamtliche Tätigkeit geht an die Substanz. Notfallseelsorger werden immer dann alarmiert, wenn es ein Unglück gegeben hat und die Betroffenen, deren Angehörige oder die Einsatzkräfte betreut werden müssen. Kurz: Sie begegnen Menschen, die plötzlich vor einem Scherbenhaufen stehen. |
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Westerwaldkreis. Aber die Helfer erleben auch, wie wichtig der Beistand unmittelbar nach der Katastrophe ist. Um diesen wertvollen Dienst auch künftig gut bewältigen zu können, braucht die Notfallseelsorge im Rhein-Lahn- und Westerwaldkreis dringend weitere Freiwillige. Deshalb hat das Team nun zu einem Infoabend nach Ötzingen eingeladen, an dem rund zwei Dutzend Besucher die Arbeit und die Ausbildung kennenlernen konnten – und erfahren haben, wie wichtig diese „Erste Hilfe für die Seele“ ist.
Keiner der Gäste, die im katholischen Pfarrheim Platz genommen haben, ist ein ausgesprochener Seelsorge-Profi. Stattdessen sitzen dort ganz normale Leute. Hausfrauen, Kraftfahrer, Beamte, Typen wie Du und ich. Und: Typen mit Tiefgang. Denn viele von ihnen hatten schon mit dem Thema Tod zu tun; sind in der Hospizarbeit aktiv, in der Feuerwehr, als Rettungssanitäter oder in anderer Form für andere da. Die Notfallseelsorge braucht eben keine Superhelden, stellt auch Rainer Dämgen am Anfang des Abends klar. „Wir brauchen Männer und Frauen, die mit beiden Beinen im Leben stehen, psychisch einigermaßen stabil sind und über einen gesunden Menschenverstand verfügen.“
Dämgen ist neben Christiane Quirmbach, Andrea Kuhl und Stephan Geller einer der vier Referenten und ebenfalls kein „Superheld“, sondern jemand, der die Notfallseelsorge seit Jahren kennt und schon oft ausgerückt ist. Deshalb weiß er inzwischen aus dem FF, wie ein Einsatz im Normalfall abläuft: Schlägt der Funkmelder des diensthabenden Notfallseelsorgers Alarm, setzt der sich mit der Funkmeldestelle in Verbindung und erfährt dort, wo etwas passiert ist. Vor Ort kümmert er sich in Abstimmung mit den Einsatzkräften um die Betroffenen. Mehr müssen und sollen die Helfer im Grunde nicht tun, unterstreicht Stephan Geller. „Es geht nicht darum, Menschen nach Unglücken langfristig zu begleiten. Das ist Aufgabe der Seelsorger vor Ort. Wir leisten ,Erste Hilfe für die Seele’.“
Wie diese Hilfe aussieht, ist freilich von Einsatz zu Einsatz unterschiedlich. Mal können es tröstende Worte oder ein Gebet sein. Mal ist jedes Wort zu viel. „Das Wichtigste ist, dass wir da sind“, sagt Andrea Kuhl. „Das kann auch bedeutet, dass wir mehrere Stunden lang schweigend neben einem Betroffenen sitzen und dessen Hand halten. Denn bei manchen Schicksalsschlägen fehlen nun einmal die Worte.“
Solche Schicksalsschläge gehen natürlich auch an den Notfallseelsorgern nicht spurlos vorbei. Deshalb legt deren Leitung großen Wert auf die Betreuung und den Austausch. Nach jedem Einsatz gibt es ausführliche Gespräche; jeder und jede hat Anspruch auf mehrere Supervisionen pro Jahr, und bevor die ehrenamtlichen Helfer in ihren ersten Einsatz geschickt werden, erwartet sie eine umfangreiche Grundausbildung. „In der lernen die Teilnehmer Wichtiges zu seelsorgerlichem Handeln; es geht um Themen wie Teamwork, Stressbewältigung; wir stellen Einsätze mit Rollenspielen nach, und wir blicken auch nach innen: auf unsere eigenen Grenzen und die eigenen wunden Punkte“, sagt Rainer Dämgen. Der Kurs dauert eine Arbeitswoche. Darüber hinaus warten ein Wochenendkurs sowie kleinere Praktika auf die künftigen Notfallseelsorgerinnen und Notfallseelsorger. Insgesamt ein überschaubarer zeitlicher Aufwand. „Nichtsdestotrotz: Der Dienst in der Notfallseelsorge kostet Zeit. Und es ist ein schwieriger Dienst. Aber auch einer, der auch dem eigenen Leben neue Tiefe geben kann“, glaubt Geller.
Wahrscheinlich werden sich am Ende des Abends nicht alle der Besucherinnen und Besucher für den Dienst in der Notfallseelsorge entscheiden. Aber viele von ihnen gehen mit vielen neuen Gedanken nach Hause, die wohl noch einige Tage in ihnen arbeiten. Aber das ist in Ordnung. Schließlich gibt es Dinge im Leben, für die man sich nicht mal eben so entscheidet. (bon)
Die Notfallseelsorge braucht Helfer. Wenn auch Sie sich für die Aufgabe interessieren, können Sie sich bei der Leiterin der Notfallseelsorge, Pfarrerin Ulrike Braun-Steinebach, melden: Telefon 02602/950459, Mobil: 0160/90229231, E-Mail: nfs.ww@t-online.de. Weitere Infos im Internet unter www.evangelischimwesterwald.de (unter „Themen und Angebote / Seelsorge“). Der Grundkurs findet vom 6. bis zum 10. Februar 2017 statt.
Im Detail: Die Notfallseelsorge im Rhein-Lahn- und Westerwaldkreis
Die Notfallseelsorge im Rhein-Lahn- und Westerwaldkreis gibt es seit rund 16 Jahren. Damals bewältigten die ehrenamtlich tätigen Helferinnen und Helfer nur etwa 20 Einsätze pro Jahr, inzwischen sind es deutlich über 100. Und auch das Team ist im Laufe der Jahre gewachsen: Heute sind rund 50 Menschen dabei – sowohl hauptamtliche Seelsorgerinnen und Seelsorger beider Konfessionen als auch Männer und Frauen aus nicht-theologischen Berufen. Die Notfallseelsorge steht in engem Kontakt mit der Polizei, der Feuerwehr und anderen Rettungsdiensten und stellt nach dem Einsatz Verbindung zum Gemeindeseelsorger vor Ort oder zu psychologischen Fachkräften her.
Besonders häufig rückten die Notfallseelsorgerinnen und Notfallseelsorger im vergangenen Jahr wegen eines häuslichen Todes aus (45-Mal). 30-Mal wurden sie zum Überbringen einer Todesnachricht gerufen, jeweils 14-Mal wegen eines Suizids oder eines Verkehrsunfalls alarmiert. (bon)
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Nachricht vom 01.11.2016 |
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