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Nachricht vom 26.11.2016 |
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Kultur |
Kölsche Weihnachtsfreude - Ein Buch zur Adventszeit |
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Exklusiv darf der AK-Kurier an den vier Adventssonntagen je eine Geschichte aus dem neuen Buch von Ludwig Kroner veröffentlichen. Erschienen in der Edition Lempertz sind es 24 Geschichten die in Köln angesiedelt sind und am Ende einer jeden Geschichte ist ein Rezept angefügt. Wer eine Geschichte liest, will sofort die nächste lesen und zum kochen und backen wird man ebenfalls inspiriert. |
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Wissen. Ludwig Kroner schmunzelte, als er das neue Buch zur Ansicht bringt, er weiß scheinbar schon genau was passiert wenn jemand in die Geschichten und das Buch hinein schaut. Man legt es nicht mehr aus der Hand. Beim ersten Reinlesen vergisst man schnell die Zeit und so kann diese Geschichte erst am Sonntagmorgen zum 1. Advent erschienen. An den kommenden drei Adventssonntagen wird es ebenfalls eine Geschichte geben, die dann vielleicht schon samstags erscheint.
Es sind im Buch "Kölsche Weihnachtsfreude" 24 Geschichten, die mal Historisches, Anekdoten, Familienerlebnisse erzählen, Gedichte und Verse sowie reizvolle Bilder sind verarbeitet. Am Ende jeder Adventsgeschichte ist ein Rezept, mal gibt es ein Back- oder Kochrezept mit Anleitung. Man erfährt das Hundekekse selbst backen hervorragend funktioniert und diese Kekse auch den Menschen schmecken. Leser können erfahren was ein Barbaratürmchen ist und wie man das zubereitet. Zum abendlichen Vorlesen an den Adventstagen sind die Geschichten bestens geeignet.
Ludwig Kroner, pensionierter Kriminalkommissar und Polizeiseelsorger schöpft aus einem großen Fundus von Geschichten und Erlebnissen seiner Heimatstadt Köln. In der Wahlheimat Wissen entstanden bereits Kriminalromane, die schnell einer breiten Leserschaft bekannt wurden. Jetzt gibt es ein Weihnachtsbuch, natürlich auch mit Dialektpassagen der Lieblingssprache des Autors. Aber keine Angst: Auch nicht Kölner verstehen es.
Hier die erste Geschichte:
Adventskranz und Zimtschnecken
Totensonntag war vorbei. Am nächsten Sonntag war der erste Advent. Johanna fuhr mit ihren Kindern Paul, Max und der kleinen Marie zum Großvater. Opa Toni, wie ihn die gesamte Familie nannte, wohnte am Stadtrand von Köln und hatte sie eingeladen in seinem Garten die Zweige für einen Adventskranz zu schneiden. Gestern hatte Johanna schon im Baumarkt einen Strohrohling und eine Rolle Bindedraht gekauft. Sie hatte sich überlegt, den Kranz aus unterschiedlichen Zweigen wie Fichte, Wacholder und Kiefer zu gestalten. Was für andere Materialien sie noch hinzunehmen konnte, wollte sie im Garten einmal schauen. Opas Garten war nicht nur für Kölner Verhältnisse ziemlich groß, sondern auch artenreich. Toni und seine Ehefrau Beate hatten früher von ihren Urlaubsreisen des Öfteren Ableger und Setzlinge der verschiedensten Pflanzen mitgebracht. So wuchsen heute in Garten einträchtig neben europäischen Nadelgehölzen eine Magnolie, ein Ginkgo und Opas Lieblingsbaum, eine mexikanische Hochland-Akazie, eine der wenigen winterharten echten Akazien. Opa trug immer am Revers seiner Jacke einen Pin mit einem kleinen goldenen Akazienzweig.
Für die ungefähr vierzig Kilometer von Porz-Langel in den Kölner Nordwesten benötigten sie diesem Nachmittag fast eine Stunde. Als sie bei Opa Toni und Beate ankamen, hatte die Oma schon den Tisch gedeckt. Der Geruch von frischen Kaffee und Kakao erfüllte das Wohnzimmer. „Die Zimtschnecken sind auch fast fertig. Ich komme gleich“, tönte aus der Küche Oma Beates Stimme. Als Oma mit der Platte heißer Zimtschnecken ins Wohnzimmer kam, mischte sich der Teilchenduft mit dem Kaffee- und Kakaoaroma.
Marie lief strahlend auf sie zu und rief:
„Oma, Oma, so riecht Advent!“ „Vorsicht, Mariechen, sonst lasse ich noch die Platte mit den Schnecken fallen.“ „Oma, das ganze Jahr über freue ich mich auf deine Zimtschnecken. Aber du backst sie immer nur am 1. Dezember. Warum eigentlich? Du könntest sie doch viel öfter backen.“
„Nun setzt euch doch erst mal an den Tisch, sonst werden die Kakao und die Schnecken kalt.“ Und den Kaffee machten sich Oma Beate keine Sorgen, denn der befand sich in ihrer alten Melitta-Thermohaubenkanne, die sie vor 42 Jahren zur Hochzeit geschenkt bekommen hatte und die noch immer treu ihren Dienst tat. Als alle am Tisch saßen, antwortete sie auf die Frage von Mariechen.
„Mariechen, ich war mit dem Opa damals, deine Mutter war noch nicht geboren, im Advent für einige Tage in Göteborg. Dort haben wir eine Freundin besucht, die einen Schweden geheiratet hatte. Von ihr habe ich das Rezept bekommen und in Schweden backt man die Schnecken nur im Advent. Sie heißen dort Kanelbullar. Unser Bäcker hier macht seine Zimtsterne auch nur im Advent. Dadurch freuen wir uns das ganze Jahr auf die Adventszeit.“
„Wenn isch im September beim Aldi schon die ezte Dominostein sinn und ä Speckulatius, dann kann isch dat Zeusch an dä Fessdaach schon nit mieh sinn. Als isch klein wor, jov et sojar Appelsine nur em Dezember. Do woden die en Marokko oder Spanien jeerntet un kommen dann met däm Lassware noh Kölle. Die ezte Appelsin jov et immer bei uns op däm Nikolausteller. Wobei et nit schläsch es, dat et Appelsine hückzedaach et janze Johr jitt, vunwäje de Vitamine.“
Paul betrachtete die ganze Zeit das Gebilde, das auf einem kleinen Beistelltisch im Wohnzimmer stand, und offenbar einen Adventskranz darstellte. Dies schloss er aus den vier Kerzen, die darauf befestigt waren. Der Hauptbestandteil war ein Rad, Holz mit einem Eisenreifen, welches, wie er wusste, von Opas Bollerwagen stammte. „Opa Toni, was hast du dieses Jahr für einen seltsamen Adventskranz gebaut. Hat der Bollerwagen oder du jetzt ein Rad ab“, meinte Paul scherzend.
„Paul, och wenn du jetz su jroß bis, dat de mir op dä Kopp luure kanns, säht met da zo singem Besteva? Evver do häs Rääsch, dä Bollerware, isch han in suwiesu nit mieh jebruch, hätt jetz kein Rädder mieh. Us einem vun dä kleine Rädder han isch he dä kleine Kranz met dä vier Käze jemaat. Us einem vun dä jrße Rädder han eine für uns Kersch met 24 Käze jeschruf. Dä müsse mer uns anluure jon. Dä hät vier jroße Käze un zwanzisch kleene. En die Speische vun däm Radd han isch Zweije vun ener Kiefer und dä aale Tann hinge us dm Jaade jeflochte. Ungen draan han isch Kienäppele un Nöss jehange. Jenausu wie domols dä Pastur Wiechers in Hambursch.“
„Opa, wer war der Pastor Wiechers aus Hamburg?“ unterbrach Max seinen Großvater. „Der Pastur Wiehchers hat für üvver 180 Johr die Idee für ärme un verloßene Pänz e neu Zehuss zo schaffe. Su gründete hä dat ezte Jurenddörp in Hambursch. Die wonnten do wie in Familije zesamme. Dat Dörp woot dat „Rute Hus“ jenannt weil et Backsteinhüser wore, dursch e ne Üvversetzungsfähler us däm Hamburjer Platt in e Huhdeutsche woot dann „Rauhes Haus“ druss. Die hatte do och en Kirsch. Un für die Kirsch hät dä Pastur für die Pänz ne runde Adventskalender gebaut: op nem zwei Meter jroße Karrerad hät hä vier jroße Käze für die Sondare un zwanzisch kleene Käze für die Dare en der Woch monteet. Wenn alle vierundzwanzig Käze brannte, wor Hellischovend. Dat jov et dann immer öfter en evanjelische Kirsche. Met der Zick lot mer die kleene Käze weg, denn dat Dinge wor ze jroß. Un do et einfacher ze maache wor, nohm mer statt nem Karrerad ne Tannekranz, Un esu hat mer die Adventskränz. Die wullte die Lück dann och ze Huss han. Dä ezte Adventskranz en ene katholischen Kirsch jov et 1925 en Kölle en Zint Frings op dr Fringsstroß, do, wo ming Eldere jeläv han. Max, jetz weiß do, wä dr Pastur Wiechers es: dä Erfinder vun dä Jurenddörfer un vum Adventskranz.“
Johanna stand vom Tisch auf: „Ich gehe jetzt in den Garten. Ich muss unseren diesjährigen Adventskranz noch erfinden. Kinder, wie ich Opa kenne, werdet ihr euch bestimmt nicht langweilen.“
Zu dieser Geschichte gehört natürlich das Rezept der Zimtschnecken.
Das Buch: Kölsche Weihnachtsfreude" ist erschienen im Verlag Mathias Lempertz, Königswinter, Edition Lempertz, 119 Seiten, ISBN 978-3945152-61-4, kostet 14,99 Euro und ist über den Buchhandel zu beziehen.
Anmerkung der Redaktion: Ludwig Kroner liest an den vier Adventssonntagen jeweils um 11.30 Uhr aus seinem Buch im "Der Garten" in Wissen. Am Freitag, 16. Dezember, 18 Uhr gibt es eine besondere Lesung im Bestattungshaus Heer in Wissen. Wer Kontakt zum Autor wegen Lesungen haben möchte, soll bitte eine Mail an redaktion@ak-kurier.de mit allen erforderlichen Angaben schicken. Wir sorgen dafür, dass die Anfragen zeitschnell Ludwig Kroner erreichen. (hws)
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Nachricht vom 26.11.2016 |
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