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Nachricht vom 11.06.2017
Region
Das Gesicht der Stadt Selters wird 175
Mit seinen klaren Linien ist es das Schmuckstück des Selterser Ortskerns: das evangelische Kirchen- und Schulgebäude. Es einzige, das als gemeinsames Schulhaus und Kirche und im reinem Stil des Klassizismus erschaffen wurde. Doch das Gebäude ist mehr als ein architektonisches Kleinod: Es ist das Symbol für ein gutes Miteinander zwischen Kommune und Kirche. Mit einem großen Fest haben Hunderte Menschen nun den 175. Geburtstag des Hauses gefeiert und sind auf eine unterhaltsame Zeitreise ins Jahr 1842 aufgebrochen.
Moderator Eckhard Schneider stellt einen limitierten Druck vor. Fotos: Peter BongardSelters. Eine Zeitreise, die mit einem Festgottesdienst in der Evangelischen Kirche begann. Unter den Klängen des Dekanats-Bläserensembles „Frechblech“ zogen nicht nur die Vertreter der Evangelischen Kirchengemeinde und des Evangelischen Dekanats, sondern auch die der Kommune und der katholischen Kirche ein. Ein schönes Symbol der Verbundenheit, die auch dem Selterser Stadtbürgermeister Rolf Jung am Herzen liegt: „Ich finde es wichtig, den Gemeinschaftsgedanken vorzuleben und weiterzugeben“, sagte er zu Beginn des Gottesdienstes. Für den Evangelischen Pfarrer Christian Elias symbolisiert das Gebäude diesen Gemeinschaftsgedanken besonders gut. Schließlich ist die Schule ein Ort der Bildung und die Kirche ein Ort der Herzensbildung. Beides ist gut für den Menschen, und beides eng miteinander verbunden, betont der Pfarrer.

Dass das Bauwerk dem Ort gut tut, glaubt auch die Pröpstin der Propstei Nord-Nassau, Annegret Puttkammer, die während des Festgottesdienstes predigte. Das Haus ist nicht nur das bezaubernde Gesicht des Ortszentrums, wie sie es formuliert. Es ist auch ein Symbol für die gemeinsame Geschichte von Kirche und Staat, die nicht immer segensreich ist, sich inzwischen aber zu einem inspirierendem Miteinander entwickelt hat – ohne die Abhängigkeiten, die es früher einmal gab: „Glaube und Bildung haben viel miteinander zu tun“, sagt die Pröpstin „Menschen dürfen und sollen ihren Verstand schärfen. Das Nachdenken und Hinterfragen gehört zum Glauben ebenso dazu wie das sich Anvertrauen. Manches kann nur die Seele erfassen, manches der Verstand. Deshalb ist es wichtig, gerade in diesen Zeiten die Bildung und die Wissenschaft hochzuhalten. Schön, dass dieses Gebäude das vereint.“

Dann schlägt die Pröpstin den Bogen ins Jahr der Gründung. Aus alten Dokumenten geht hervor, dass die Einweihung der Kirche unter einem Mut machenden Bibelwort stand: „,Alles was Odem hat, lobe den Herrn! Halleluja!’ Das Gebäude wurde mit der Aufforderung eröffnet, Gott zu loben und ihm dankbar zu sein. Er hat denkende Menschen aus uns gemacht, die glauben, aber auch zweifeln dürfen. Und dafür können wir Gott heute noch loben – erst recht an so einem so schönen Ort, an einem so schönen Tag.“

Nach dem Gottesdienst, den neben Frechblech auch der Selterser Singkreis musikalisch gestaltete, zeigte sich die Stadt tatsächlich von ihrer schönsten Seite. Unter strahlend blauem Himmel und begleitet von den Klängen des Musikvereins Sessenhausen brachen die Gottesdienstbesucher und zahlreiche Schaulustige zu einem Festumzug durch die Stadt auf, der schließlich auf dem Marktplatz endete. Dort, unter dem schattigen Festzelt, genossen Hunderte Besucher noch viele angenehme Stunden und zahlreiche interessante Einblicke in das Leben Anno 1842. So zitierten Schüler beispielsweise die inzwischen etwas angestaubt wirkenden Verhaltensregeln der damaligen Schulordnung, und Moderator Eckhard Schneider präsentierte einen streng limitierten historischen Stich, der eine seltene Ansicht des alten Selters zeigt.

Doch die Zeitreise beschränkte sich nicht nur auf historische Kostüme, Texte und Rückblenden: Die Besucher konnten das alte Selters an diesem Tag auch schmecken. mit Bier, Brot und Wurst, die aufwändig nach historischen Rezepten hergestellt worden sind und dem Festtag einen ausgesprochen schmackhaften Ausklang bescherten. (bon)
       
     
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