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Nachricht vom 26.07.2017 |
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Luther und die Juden - Predigt über ein unbequemes Thema |
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Im Rahmen des 500-jährigen Reformationsjubiläums des Thesenanschlages Martin Luthers an die Schlosskirche zu Wittenberg, beschäftigten sich die Gottesdienstbesucher der Evangelischen Kirche in Kirburg mit einer umstrittenen Seite des großen Reformators. |
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Kirburg. Pfarrer Rüdiger Stein machte in seiner Predigt deutlich, dass Martin Luther, trotz seiner großen Verdienste für die Evangelischen Christen, kein Heiliger war. Er zitierte erschreckende Äußerungen des Reformators über die Juden, die das Lutherbild vieler Gottesdienstbesucher in Frage stellten. Zunächst ging Pfarrer Stein auf Luthers Schrift „Dass Jesus Christus ein eingeborener Jude sei“ aus dem Jahr 1523 ein und verdeutlichte, dass der Reformator hier noch von den Christen Freundlichkeit und Brüderlichkeit im Umgang mit den Juden forderte: „Will man ihnen, den Juden, helfen, so muss man nicht des Papstes, sondern christlicher Liebe und Gesetz an ihnen üben und sie freundlich annehmen, mit lassen werben und arbeiten, damit sie Ursach und Raum gewinnen, bei und um uns zu sein, unsere christliche Lehre und Leben zu hören und zu sehen.“
20 Jahre später jedoch, kam Luther zu einer völlig entgegengesetzten Einstellung in seiner Schrift „Von den Juden und ihren Lügen“. Dem 60-jährigen Luther ging es darin nicht mehr um die Bekehrung der Juden zum christlichen Glauben. Er wollte die Christen vor den Irrlehren der Juden warnen und abschrecken und gibt im Schlusskapitel verheerende Ratschläge an die Obrigkeit, wie sie mit den Juden umzugehen hätten: „Ich will meinen treuen Rat geben. Erstens, dass man ihre Synagogen oder Schulen mit Feuer anstecke. Zum anderen, dass man auch ihre Häuser desgleichen zerbreche und zerstöre…, und sie aus dem Land ausgetrieben werden.“ Luther habe seiner Kirche durch seinen Antijudaismus und Judenhass ein schweres Erbe hinterlassen, das im Jahr des Reformationsjubiläums durchaus kritisch zu würdigen sei, führte Pfarrer Stein aus.
Die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) habe sich 2015 in einer Klärung unter dem Titel „Martin Luther und die Juden“ deutlich von Luthers antijüdischen Schriften distanziert und das schuldhafte Versagen der Evangelischen Kirche in der Geschichte, insbesondere zur Zeit des Nationalsozialismus, deutlich angesprochen. Am 9. November 2016 erklärte die Synode darüber hinaus in einer Schrift unter dem Titel „Christen und Juden als Zeugen der Treue Gottes“, dass sie zukünftig auf die Missionierung von Juden verzichtet.
Die nächsten Termine zum Reformationsjubiläum in der Kirchengemeinde Kirburg sind die Gemeindefahrt „Auf den Spuren Martin Luthers“ zur Partnergemeinde nach Sandersdorf Ende August und die Kinderbibeltage „Luther entdecken“ vom 22. bis 24. September mit abschließendem Mittelalterlichen Gemeindefest. |
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Nachricht vom 26.07.2017 |
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