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Nachricht vom 15.10.2017
Kultur
Kabarett zum Mitsingen
Kabarett mit Frederic Hormuth: ein unterhaltsamer Abend mit Wortwitz und gelungenen Liedern, Tränen lachen und stutzen – sowie kleine Belehrungsspritzen, die durchaus (nach-)wirken. Das und mehr hat sich so im Stöffel-Park in Enspel zugetragen. Der Publikumskreis war überschaubar, dafür versprach Hormuth, der Mann mit dem Buzzer: „Wir machen es uns gemütlich!“
Frederic Hormuth in Enspel. Fotos: Tatjana SteindorfEnspel. Der Programmtitel „Halt die Klappe – wir müssen reden!“ verrät es schon: Es geht um Meinung, deren Intoleranz und ihre Bildung. Dazu liefert Hormuth immer wieder humorvolle Beiträge, bindet das Publikum ein (etwa mit einer kleinen Meinungsumfrage) – und endet pädagogisch. Aber auf angenehme Art. Seine Botschaften fasst Hormuth gut und gerne in Kabarettsongs wie: „Ich hab die Wahrheit gepachtet, ich bin das! Ich möchte, dass man das beachtet … sonst setzt es was.“ Wer möchte da nicht gleich mitsingen?

Hormuth kann mit wenigen Sätzen Alltagsszenen zugespitzt vor Augen führen – wie die kleinen Comicstrip-Serien in der Zeitung. Oder er nimmt sich wortkompetent eines Themas an, um es gewitzt zu zerpflücken und zurechtzurücken. Letzteres macht er beispielsweise genüsslich mit Werbematerialen von Firmen, die ihre Publikationen als Schulmaterial zur Verfügung stellen. Wundervolle „Sprüche“ formuliert Hormuth, die aber nicht isoliert stehen. Ihre Aussage wird immer wieder facettenreich in einem anderen Licht deutlich. So werden Sätze wie „Guter Rat ist teuer, also machen wir ihn billig“ zu einem Zwischenfazit verschiedener Aussagen zur Meinungsbildung.

Zur Hormuths Abizeit hieß es: „Seid der Sand im Getriebe…“ Heute soll man das Öl sein und sich dann am besten auch gleich selber wechseln, sagt er. Nicht für das Leben lernen wir, sondern für’s Hamsterrad? Was für die Kinder das „Seepferdchen“ ist, ist für den Erwachsenen der Burn-out, stellt der gebürtige Mannheimer fest. Und er singt von den „Helicopter-Eltern“: „Wenn wir jemanden erziehen, dann muss sich das auch lohnen.“

Hormuth erklärt, wie Tricks und Täuschungen in unserer Gesellschaft funktionieren, Desinformationen gezielt eingesetzt werden. Je mehr Unsinniges erzählt wird, desto annehmbarer wird das Abstruse. Oder: Wer weiß schon, dass der Begriff „Bodenhaltung“ bei Hühnern auch sehr bodenlos sein kann? Wie steht es mit dem Ruf nach der Bundeswehr, um Polizeilücken zu füllen? Warum nicht gleich Bundeswehr für die Post? Und Bundeswehr für die Bahn – dann kämen die Züge nicht pünktlich, sondern fünf Minuten früher… Themen wie die Entstehung des Politikers in der Steinzeit, die AfD und die Furcht vor dem Untergang des Abendlandes gehören zu seinem Programm.

Hormuth: Das Internet helfe bei der Meinungsbildung leider nicht wirklich. Auf dieser Meinungskirmes findet jeder, was er finden möchte. Sie wird zum Spiegelkabinett. Und jeder schwimmt nur noch in der eigenen (Meinungs-)Suppe. Aber dafür hat das Publikum in Enspel ja Hormuth, der einem aus dieser Patsche hilft.

Die Songs sind treffend, gut gesungen, melodisch, dazu kommt Hormuths fantastisches Klavierspiel. Seine Standpunkte werden mit der Aggressionsbereitschaft eines Winnie Puuh vorgetragen - nämlich keiner. An Engagement aber fehlt es ihm nicht. Am Ende fordert ein Song Hoffnung, der Refrain lautet: „Ab heute wird alles anders. Für immer Dasselbe gibt es wirklich keinen Anlass“. Und dann gibt es noch die Zugabe: Ein leidenschaftliches Liebeslied à la Winnie Puuh auf ein „Honigbrot“, das überdies in verschiedenen Pop- und Rockversionen anklingt. Da läuft die Augenflüssigkeit über. Viel Applaus. Der Abend war ein Vergnügen!

Veranstalter war das Kulturbüro der Verbandsgemeinde Westerburg in Kooperation mit dem Stöffel-Park – deren Vertreter, Johannes Schmidt wie Martin Rudolph, waren auch vor Ort. (Tatjana Steindorf)
       
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