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Nachricht vom 24.10.2017 |
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Region |
Dekan Martin Fries geht in den Ruhestand |
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24 Jahre im Dienst des Dekanats und seiner Gemeinden: Dekan Martin Fries hat die Evangelische Kirche im Westerwald in den vergangenen Jahrzehnten geprägt. Vor 30 Jahren wurde er in der Evangelischen Bartholomäuskirche in Altstadt ordiniert. 1993 wählte ihn die Dekanatssynode des Evangelischen Dekanats Bad Marienberg zum Dekan. |
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Hachenburg-Altstadt/Westerburg.Im Jahre 2005 wurde das Dekaneamt im Zuge der Dekanatsstrukturreform hauptamtlich. Somit war Dekan Fries seitdem mit einem 75 Prozent Dienstauftrag als Dekan im Evangelischen Dekanat Bad Marienberg und mit einem 25 Prozent Dienstauftrag als Pfarrer in der Evangelischen Kirchengemeinde Altstadt tätig.
Das Evangelium von der Barmherzigkeit Gottes allen Menschen weitersagen, die Zusammenarbeit der Gemeinden, der Pfarrerinnen und Pfarrer und der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stärken, Einheit in Vielfalt leben, das Wohl der Menschen im Westerwald im Auge haben – das waren und sind wichtige Ziele für Dekan Martin Fries während seiner langen Tätigkeit. Zu seinen Aufgaben im Dekanat gehörte die Wahrnehmung kirchenleitender Aufgaben in der Region, die Leitung der Dekanatssynoden und des Dekanatssynodalvorstandes gemeinsam mit dem Präses der Dekanatssynode, die Mitverantwortung für die Pfarrstellenbesetzung, die Personalverantwortung und -Entwicklung der Pfarrerinnen und Pfarrer und der Mitarbeiterschaft, die Begleitung und Beratung der Gemeinden und ihrer Kirchenvorstände, die Verantwortung für den Dienst der Prädikantinnen und Prädikanten, die Zusammenarbeit mit dem regionalen Diakonischen Werk, die Pflege der ökumenischen Beziehungen zur katholischen Kirche. Der Kirchlich-Soziale Arbeitskreis im Westerwald wurde gebildet. Darin besprechen Vertreter der Kirchen und ihrer Wohlfahrtverbände zusammen gesellschaftliche Fragen und Entwicklungen im sozialdiakonischen Bereich. Außerdem war Dekan Fries im der Gesellschafterversammlung und im Kuratorium des Evangelischen Gymnasiums Bad Marienberg tätig.
In den letzten Jahren lag ein zusätzlicher Schwerpunkt seiner Arbeit in der Vorbereitung der Vereinigung der Evangelischen Dekanate Bad Marienberg und Selters zum Evangelischen Dekanat Westerwald, die am 1. Januar 2018 vollzogen wird.
Ein weiterer thematischer Schwerpunkt seiner Arbeit war und ist der Bereich Mission und Ökumene. „Die Zusammenarbeit mit anderen Christen, sei es aus anderen Glaubensbereichen oder aus anderen Ländern war mir immer wichtig. Für mich ist Mission und Ökumene ein Wesensmerkmal von Kirche. Kirche besteht in der Vielfalt von Menschen, die durch ihren Glauben verbunden sind, die verschieden sind, aber voneinander lernen können.“ sagt Fries. 1989 wurde Martin Fries im Dekanat Bad Marienberg Dekanatsbeauftragter für Mission und Ökumene und ist seitdem Mitglied der Deutschen Regionalversammlung der Vereinten Evangelischen Mission in Wuppertal. 1993 beschloss die Dekanatssynode die Partnerschaft mit der indonesischen Simalungun-Batak-Kirche (GKPS) in Nordsumatra. „Wir müssen erkennen, dass wir nur dann Kirche sein können, wenn wir uns in der weltweiten Gemeinschaft wahrnehmen und für die Welt da sind. Es gibt nicht nur unsere Sichtweise. Eine Gemeinde, die nur auf sich selbst blickt, verarmt. Christliches Leben gelingt in Gemeinschaft – in Gemeinschaft vor Ort und weltweit. Christen brauchen einander.“
Im Rahmen seines Engagements für Mission und Ökumene initiierte er im Jahre 2008 den Missionsweg Nord Nassau. Es ist ein Wanderweg zwischen Liebenscheid und Haiger, der an das Leben und den Einsatz von Missionarinnen und Missionaren der Rheinischen Missionsgesellschaft erinnert. Der Weg folgt ein Stück dem Rothaar-steig und stellt zwölf Männer und Frauen vor, die aus den Dörfern am Rande der Route stammen und im Zeitraum von 1844 – 1932 ihren Dienst der Mission und Krankenpflege in Afrika und Asien wahrgenommen haben. Martin Fries ist es ein Anliegen, an diese Menschen und ihren Aufbruch zu erinnern, und zugleich zu fragen, was Mission heute bedeutet. So bekommen jedes Jahr Wanderer einen Einblick in die geistige Prägung des hohen Westerwaldes.
Im Rahmen seines Dienstes in der Kirchengemeinde Altstadt hat er neben den regelmäßigen Aufgaben in Gottesdienst, Seelsorge und Verkündigung einen starken Akzent im Arbeitsfeld Integration und Asyl gesetzt. Im Jahr 2000, lange vor der „Flüchtlingswelle“, leisteten Fries und einige Mitstreiter Pionierarbeit in Sachen Willkommenskultur. Sie gründeten den „Arbeitskreis Integration und Asyl“ und riefen damit eine Einrichtung ins Leben, die Flüchtlingen und ausländischen Mitbürgern Perspektiven gibt. Der Arbeitskreis, eine Kooperation der evangelischen und katholischen Kirchengemeinden und unterstützt von der Verbandsgemeinde Hachenburg, stellt Sprachkurse auf die Beine, organisiert Einzelhilfen für Flüchtlinge, den Internationalen Frauentreff und gestaltet Gottesdienste und kulturelle Angebote. Inzwischen hat die Kirchengemeinde Altstadt auch eine Kleiderkammer und einen Nähkurs. „Es braucht solche Begegnungsstätten, um Fremdheit, Ängste und Vorurteile zu überwinden“, sagt Fries.
Vor mehr als 20 Jahren begründete Martin Fries auch die Partnerschaft der Kirchengemeinde und der Grundschule Altstadt mit der Grundschule Sangya in Nundu, der Region Süd-Kivu im Kongo.
„Ich bin dankbar für unendlich viele gute Erfahrungen der Zusammenarbeit, für entgegengebrachtes Vertrauen“, sagt Dekan Fries im Rückblick auf seine 30-jährige Amtszeit als Pfarrer und 24-jährige Amtszeit als Dekan.“ Ich gehe mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Meine Frau und ich werden weiterhin in Hachenburg wohnen, soziale Kontakte können so erhalten bleiben“. Einige Dinge wird er auch nach seinem Ruhestand weiterführen, zum Beispiel die Leitung des Arbeitskreises Integration und Asyl, den Vorsitz des Förderkreises der Westerwaldkreis-Tafel, die Förderung der Partnerschaft zur indonesischen Partnerkirche und die weitere Entwicklung des „Erlebnisraum Bibel“ - eine pädagogische Einrichtung, die Kirchengemeinden, Schulen und allen an der Welt der Bibel Interessierten zugutekommen soll. Für den Erhalt dieser Einrichtung bittet Dekan Fries um besondere Aufmerksamkeit der Westerwälder und um Unterstützung. Dekan Fries ist außerdem Mitglied im Präsidium des Bibel-Erlebnismuseums in Frankfurt. Seit 1993 arbeitet er im Vorstand der Frankfurter Bibelgesellschaft mit.
Aber er sagt auch: „Ich werde mich wieder den Dingen widmen, die in den vergangenen Jahren zu kurz gekommen sind. Der Ruhestand ist auch so etwas wie ein Neuanfang, auf den ich mich freue. Ich möchte mehr Zeit für meine Frau haben, ohne deren Rückhalt ich viele Dinge nicht hätte tun können, Zeit zum Lesen, reisen, Indonesisch lernen, im Garten arbeiten, Kinder und Ihre Partner, Geschwister und Freunde besuchen, mich musikalisch betätigen und mich im Malen üben und mehr Zeit für meine Mitarbeit im Rotary-Club finden.
Hintergrund: Geboren wurde Martin Fries 1952 in Gütersloh, wuchs aber am Fuße des Westerwaldes in Neuwied auf und besuchte die Schule in Neuwied und Koblenz. Nach dem Abitur trat er in die Jesus-Bruderschaft Gnadenthal in Hünfelden ein. Die Jesus-Bruderschaft ist eine kommunitäre Lebensgemeinschaft von Menschen aus unterschiedlichen Kirchen und Konfessionen. Von 1974 bis 76 lebte Fries in den Kommunitäten der Bruderschaft in Israel. 1976 begann er ein Theologie-Studium, er studierte in Berlin, Rom und Heidelberg. Während des Studiums trat er aus der Jesusbruderschaft aus und arbeitete nach seinen theologischen Examen als Vikar in Dodenau im oberen Edertal. Danach arbeitete er zweieinhalb Jahre im Comenius-Institut in Münster, einem Arbeitsstätte der Evangelischen Kirche in Deutschland. Hier befasste er sich vor allem mit den Themen Ökumenisches Lernen, außerschulische Bildungs-arbeit, Gemeindepädagogik und der Stellung des Kindergottesdienstes im Gemeindeaufbau. Von dort wechselte er zur Kirchengemeinde Altstadt und ins Evangelischen Dekanat Bad Marienberg.
Am 31.Oktober, dem Tag des Reformationsjubiläums, hat er seinen letzten Arbeitstag als Pfarrer und Dekan.
Seine Verabschiedung als Dekan des Evangelischen Dekanats Bad Marienberg und Pfarrer der Kirchengemeinde Altstadt findet am 18. November um 16 Uhr in einem Gottesdienst in der Evangelischen Bartholomäuskirche in Hachenburg-Altstadt statt. (shg)
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Nachricht vom 24.10.2017 |
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