WW-Kurier |
Ihre Internetzeitung für den Westerwaldkreis |
|
Nachricht vom 27.12.2017 |
|
Region |
12.130 Fahrzeuge rollen täglich durch Kirburg |
|
Die Belastungen für die Bürger der Gemeinde Kirburg durch den Verkehr von einer Bundesstraße, zwei Landesstraßen und einer Kreisstraße sind oft unerträglich. Abhilfe durch eine angedachte Umgehungsstraße ist kurzfristig nicht zu erwarten. |
|
Kirburg. Schon länger als dreißig Jahre lang wird über eine dringend benötigte Ortsumgehung der verkehrsgebeutelten Gemeinde Kirburg gesprochen. Geschehen ist eigentlich noch gar nichts, außer einer Erhebung des damaligen Straßenbauamtes Betzdorf, in dem auch eine grobe Skizze für eine angedachte Variante der möglichen Ortsumgehung beigefügt wurde. Basierend auf einer Doktorarbeit ist diese Idee allerdings nicht offiziell weiter entwickelt worden. Dabei sind die Planer davon ausgegangen, nicht eine durch den Südhang führende Trasse direkt an den Abzweig Norken zu verwirklichen, sondern eine aufwendigere Ostumgehung, die größtenteils durch den Gemeindewald der Nachbargemeinde Norken führt, was natürlich nicht auf Gegenliebe der Bürger aus Norken stieß. Ziel war es, die in Richtung Kirburg führenden Landessstraßen L 285 (von Langenbach kommend) und die L 287 (aus Mörlen) in die neue Trasse der stark befahrenen Bundesstraße B 414 anzubinden. Im Ortskern von Kirburg mündet auch die Kreisstraße K 60 in die B 414. Von derzeit täglich durch Kirburg rollenden 12.130 Fahrzeuge sind sogar 18 Prozent dem Schwerlastverkehr zuzuordnen.
In einem Gespräch zwischen Ortsbürgermeister Hans-Alfred Graics und dem Kurier-Reporter wurde die Gesamtsituation eingehend erläutert. Dabei stellte sich heraus, dass die Ortsumgehung Kirburg in dem dafür zuständigen Verkehrswegeplan (gültig bis 2030) durch das Land Rheinland-Pfalz lediglich eine Höherstufung in die Kategorie „weiterer Bedarf mit Planungsrecht“ eingestuft worden. Kosten für dieses Projekt wurden für dieses Teilstück von 2,6 km Länge mit 14,6 Millionen Euro beziffert. „Wann genau wir das Projekt nun anschieben können, steht noch nicht fest. Insofern ist es aus heutiger Sicht nicht möglich, einen Zeithorizont für einen Baubeginn zu prognostizieren“, teilte der Leiter der LBM Diez, Lutz Nink, auf Anfrage des Kurier mit.
Eine vom Südwestfunk in Auftrag gegebene Messung der Staubbelastung für den Straßenverkehr hat errechnet, dass vielerorts die Umweltbelastungen höher sind als die zugelassenen EU-Werte. Eine Gemeinde in Rheinland-Pfalz führt die negativen Spitzenwerte an, gefolgt von der Gemeinde Kirburg im Westerwald auf Platz 5. 250 Messröhrchen wurden im Ortsbereich freiwillig installiert um dieses Ergebnis zu untermauern, das allerdings nur als privates und damit kein amtlich bestätigtes Ergebnis bedeutet. Im Flächennutzungsplan der Verbandsgemeinde Bad Marienberg sind alle Voraussetzungen für eine Verwirklichung einer Umgehungsstraße gegeben. Aussicht auf eine zeitnahe Realisierung des Vorhabens hatte der Kirburger Ortsbürgermeister Hans-Alfred Graics leider auch nicht. Im gleichen Zusammenhang wies er auf das wachsende Verkehrsaufkommen mitten in seiner Ortsgemeinde hin. Allein auf den beiden in die Ortsmitte einmündenden Landesstraßen L 285 und L 287 wurden 6000 Fahrzeuge gezählt plus der Autos aus Bölsberg kommend auf der K 60.
Ortsbürgermeister Hans-Alfred Graics war in der Zeit von 1989 bis 2014 mit Begeisterung Chef der Gemeinde und machte danach freiwillig Platz für die jüngere Generation. Ihm folgte Dr. Annabell Kehl, die bis August 2016 die Geschicke der Gemeinde lenkte und erkennen musste, dass sie als Mutter eines Kleinkindes dieser Aufgabe nicht mehr gerecht werden konnte. Nachdem Hans-Alfred Graics von seiner engagierten Ehefrau Juliane „günes Licht“ für eine neue Amtsperiode erhielt, hat er das Ruder erneut übernommen und fühlt sich in seiner Gemeinde im Ort mit einigen Vereinen – MGV, Fußballclub, Skiclub und der engagierten Freiwilligen Feuerweher - anerkannt und dadurch sehr wohl. repa
Dazu ein Kommentar von Reinhard Panthel: Verpasste Chance für Neuorientierung
In der Regel wird für die Projektierung einer Straße ein Zeitraum von etwa 20 Jahren und mehr angenommen. In der Praxis sieht das allerdings anders aus. Allein das kurze Teilstück für den dreispurigen Ausbau der Strecke von der Schneidmühle bis Kirburg sind mehr als 20 Jahre ins Land gegangen. Gezänk um benötigte Grundstücksfragen erschwerten seit der Planung den Fortgang der Maßnahme. Nun wird wieder ein „Stück des Flickenteppichs“ ins Visier genommen. Ausgeklammert die dringend benötigte Umgehungsstraße für Kirburg und danach wieder einige Teilstücke Richtung Herborn für die Weiterführung der dreispurigen B 414 hin zur A 45.
Ein Verzicht auf die damals mutig konzipierten Autobahn A 45, die das Sauerland in Richtung Nord-Süd an das internationale Fernstraßennetz anbindet und diverse Industrieansiedlungen erst ermöglichte, mag sich heute niemand mehr vorstellen. Spätestens als die Wiedervereinigung Deutschlands umgesetzt werden konnte, hätten die damals Verantwortlichen erkennen müssen, dass eine West-Ost-Verbindung notwendig und durch nichts zu ersetzen sei. Politiker entscheiden jedoch nicht immer zukunftsweisend, sondern hatten sich für den Fortbestand der Postkutschen-Trassen der ehemaligen Köln-Leipziger-Straße festgelegt und durch den Verzicht auf die dringend benötigte Westerwaldautobahn sich dazu entschieden, mit Ortsumgehungen und Teilstrecken Abhilfe für das Verkehrschaos zu schaffen. Kostenersparnisse waren dadurch jedoch nicht zu erzielen.
Der teilweise vorhandene dreispurige Ausbau der B 255 ist nur ein Versuch mit spärlichem Effekt und ersetzt keine Autobahn. Und bis dieser Lückenschluss komplett zur Verfügung steht, sind viel Geduld auf den Straßen und bei den betroffenen Bürgern in den jeweiligen Gemeinden erforderlich. Nicht anders sieht es aus für die Bundesstraßen B 413 in Richtung Neuwied/Dierdorf (A 3) und die Weiterführung der B 8 und B 414 Richtung Köln (Abschluss Hennef an die A 3). Mit dem Ergebnis einer deutlich erkennbare Negativentwicklung für die ländlichen Bereiche des Westerwaldkreises und Kreis Altenkirchen, was man eigentlich nicht verstehen kann. Zumal im ländlich strukturierten Gebiet das öffentliche Nahverkehrskonzept zu wünschen übrig lässt und den Pendlern im Laufe ihres Berufslebens dadurch viel Lebensqualität verloren geht. |
|
|
|
Nachricht vom 27.12.2017 |
www.ww-kurier.de |
|
|
|
|
|
|