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Nachricht vom 27.01.2018 |
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Region |
Migrantenkinder haben es schwerer |
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Erfolg in der Schule ist für Ausländerkinder und Kinder aus Familien mit Migrationshintergrund deutlich schwerer zu erreichen als für deutschstämmige Schüler, stellte Professor Rainer Geißler bei einem Vortrag im Evangelischen Gymnasium Bad Marienberg fest. |
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Bad Marienberg. Nach einer Begrüßung durch Schulleiter Dirk Weigand belegte der renommierte Soziologe der Universität Siegen vor rund 80 interessierten Zuhörern mit Hilfe zahlreicher Statistiken den nachteiligen Einfluss eines Migrationshintergrundes auf die Schulleistung. Dabei spiele auch eine Rolle, dass Migranten häufiger in der unteren sozialen Schicht stärker vertreten seien, als in Mittel- oder Oberschicht, sagte Geißler. Nach einer Untersuchung der PISA Studie ist es für Kinder von Akademikern und Unternehmern sechsmal wahrscheinlicher ein Gymnasium zu besuchen als für Kinder aus anderen Schichten. Die Leistungsbeurteilung von Grundschülern unterliege häufig einem Phänomen, das Geißler „wohlwollende Diskriminierung“ nannte. Er belegte anhand von Statistiken zur Lesefähigkeit, dass Kinder von ungelernten Arbeitern durchschnittlich einen Lernvorsprung von zwei Jahren haben müssen, um für das Gymnasium vorgeschlagen zu werden. Während Kinder aus oberen Schichten auch vorgeschlagen werden, wenn sie unterdurchschnittlich gut lesen. Geißler sagte, die Annahme, im Elternhaus gebe es keine oder wenig Unterstützung bei den Hausaufgaben, bewege Grundschullehrer zu einer schlechteren Beurteilung der Schüler. Professor Geißler berichtete beispielhaft von einer seiner türkischstämmigen Studentinnen, die aus einem Analphabetenhaushalt stammte. Die Studentin erhielt für ihre Abschlussarbeit in der sozialwissenschaftlichen Fakultät der Uni Siegen den Preis für die beste Arbeit. In der Grundschule war sie jedoch nicht für das Gymnasium vorgeschlagen worden. Generell seien Kinder aus türkischen Familien, die gleichzeitig einen relativ hohen Anteil der rund 4,4 Millionen Schüler an deutschen Schulen (Zahlen aus dem Schuljahr 2011/2012) stellen, besonders stark benachteiligt. Professor Geißler beklagte eine schlechte Förderkultur im deutschen Bildungssystem, die auch im statistischen Vergleich zu anderen Mitgliedstaaten der OECD besonders negativ sei. Die OECD-ist eine internationale Organisation mit 35 Mitgliedstaaten, die sich der Demokratie und Marktwirtschaft verpflichtet fühlen. Die meisten OECD-Mitglieder gehören zu den Ländern mit hohem Pro-Kopf-Einkommen und gelten als entwickelte Länder. Während in Kanada und Australien kein Unterschied in den Bildungschancen von Ausländern und Einheimischen ausgemacht werden könne, sei es als Migrantenkind in Deutschland viel schwerer den gleichen Abschluss zu erzielen wie für ein deutschstämmiges Kind. Deutschland habe eine „stark unterentwickelte Förderkultur“, sagte Geißler. Auch die Beurteilung der Lehrerleistung rangiere auf den unteren Plätzen. Es gebe in Deutschland höchstens halb so viele schulische Fördermaßnahmen wie im Durchschnitt der OECD-Länder.
Hier werde das geistige Potential der Bevölkerungsgruppe der Migranten verschenkt, resümierte Geißler. Er forderte höhere Ausgaben für die Bildung, die im OECD-Vergleich in Deutschland auf dem fünftletzten Platz rangieren (5,3 Prozent im Haushalt 2009). Geißler schloss seinen Vortrag mit einem Zitat von John F. Kennedy: “There is only one thing in the long run more expensive than education: no education. (Das Einzige, das auf lange Sicht teurer ist als Bildung ist: keine Bildung.)”
Der Vortrag „Verschenkte Ressourcen – Bildungschancen und Bildungserfolg von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund“ wurde ermöglicht vom Bildungsforum des Evangelischen Gymnasiums, das vom Förderverein der Schule finanziert wird. Professor Rainer Geißler ist Verfasser mehrerer sozialwissenschaftlicher Werke, unter anderem „Die Sozialstruktur Deutschlands“, das im Bereich Sozialwissenschaften als Standartwerk gilt. Sein wichtigstes Forschungsgebiet ist die Sozialstrukturanalyse und die Erforschung sozialer Ungleichheit. (shg) |
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Nachricht vom 27.01.2018 |
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