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Nachricht vom 23.03.2018
Region
Ein Herz fürs Evangelische Leben im Westerwald
Wolfgang Weik nimmt Abschied. Konkreter: Er geht zurück in die zweite Reihe, übergibt sein Amt als Dekan an Dr. Axel Wengenroth. Weiks Abschiedsbotschaft: Christen müssen erkennbar sein. Der offizielle Abschied der alten Dekanatsspitze und die Einführung der neuen findet am Sonntag, 22. April, um 14 Uhr in der Evangelischen Schlosskirche Westerburg statt.
Auch wenn Dekan Wolfgang Weik in den vergangenen Jahren viel zu tun hatte: Sein Hund Max war oft mit von der Partie. Der Labrador Retriever gehört ebenso zum scheidenden Dekan wie der große Einsatz fürs evangelische Leben im Westerwald. (Foto: Evangelisches Dekanat Westerwald) Selters/Westerwald. Die vergangenen sieben Jahre waren für Wolfgang Weik bewegt und bewegend. Als Dekan des Evangelischen Dekanats Selters erlebt er in dieser Zeit Aufbrüche und Herausforderungen, Abschiede und Neuanfänge. Seit Januar 2018 ist das Dekanat Selters Geschichte, und im neuen Dekanat Westerwald tritt er in die zweite Reihe zurück: Wolfgang Weik übergibt im April sein Amt an seinen Nachfolger Dr. Axel Wengenroth. Doch das Herz fürs Evangelische Leben im Westerwald behält er.

Arbeitsintensive Jahre
Bewegend ist seine zurückliegende Amtszeit wegen der schönen, aber auch schwierigen Aufgaben, die er als Dekan meistern muss. Bewegt wegen ihrer schieren Menge. Wolfgang Weik ist von 2011 bis 2018 nicht nur Dienstvorgesetzter der Pfarrer- und Mitarbeiterschaft, sondern auch Seelsorger, Krisenmanager, Repräsentant. Darüber hinaus ist er Vorsitzender im Evangelischen Regionalverwaltungsverband Rhein-Lahn-Westerwald, Mitbegründer und Vorsitzender der Trägerkonferenz Evangelischer Kindertagesstätten, Mitglied der Kirchensynode. Er begleitet eine Verwaltungsprüfung, verabschiedet ein Dutzend Pfarrer und führt fast ebenso viele neue ein, bringt die Fusion der Dekanate Selters und Bad Marienberg mit auf den Weg. Kurz: Die vergangenen Jahre sind für ihn, gelinde gesagt, arbeitsintensiv.


Trotzdem beklagt er sich nicht über sein Pensum. Er sieht es als seine Aufgabe, oder geistlich gesprochen: als seine Vision an, den Menschen einen lebensnahen Glauben nahe zu bringen. Dieser Vision verliert er nicht aus dem Blick. Auch während eines Mammut-Projektes wie dem Zusammenschluss der beiden Westerwälder Dekanate nicht. „Kirche ist nach wie vor wichtig. Der christliche Glaube ist ein Fundament, das trägt und das nicht in reinen Verwaltungsangelegenheiten untergehen darf. Die Arbeit der Kirche muss immer aus dem Glauben heraus motiviert sein.“ Aus dieser Glaubenshaltung heraus engagiert er sich für die Projekte, die er heute seine Herzensangelegenheiten nennt: den Kirchlich-Sozialen Arbeitskreis, einem Bund zwischen Kirche und Kommune, der sich für soziale Fragen engagiert. Oder für die evangelischen Kindertagesstätten und die Jugendarbeit, die für ihn gleichbedeutend mit der Zukunft der Kirche sind. Er setzt sich für die Flüchtlingshilfe ein; ebnet den Weg für den Arbeitskreis Willkommenskultur, macht sich für die Partnerschaft mit Tansania stark.

Über den Tellerrand schauen
Nicht alle dieser Herzenssachen gibt es heute noch. Aber auch das gehört für den scheidenden Dekan dazu: das Loslassen des Alten, Festgefahrenen. Auch wenn das schmerzt und besonders für den Gemeinden vor Ort bitter ist: „Unsere Mitgliederzahlen gehen nun einmal zurück, und ja, es gibt einen Pfarrermangel“, sagt Weik. „Deshalb müssen wir über den Tellerrand schauen und den Mut haben, uns von Dingen zu trennen. Wir werden als Kirche nicht mehr alle Gebäude halten können. Und wir werden 2020 bis 2030 viele Vakanzen haben, da die Pfarrer der geburtenstarken Jahrgänge in den Ruhestand gehen. Nur wenn sich Gemeinden zusammenschließen, lassen sich diese Vakanzen vermeiden.“

Wolfgang Weik weiß, dass sich die Gesellschaft verändert – und dass auch die Kirche darauf reagieren muss. Natürlich nicht nur mit Umstrukturierungen. „Es geht vor allem darum, dass wir als Christen erkennbar sind – nicht, welcher Konfession wir angehören. Deshalb ist die ökumenische Zusammenarbeit künftig wichtiger denn je.“ Genauso wie die Arbeit an der Basis, also den Kirchengemeinden vor Ort: „Kirche lebt vom Miteinander im Kleinen – auch im Großdekanat Westerwald. Mir war es immer wichtig, dass das Dekanat im engen Dialog mit den Kirchengemeinden steht; dass wir nachspüren, wo deren Nöte sind und wir ihre Arbeit fördern. Ich hoffe, dass die Gemeinden das Dekanat auch als Entlastung und Unterstützung wahrgenommen haben.“

Künftig lernt Wolfgang Weik diese Unterstützung aus der anderen Perspektive kennen. Er bleibt im Dekanat und wird nach einem Studienurlaub voraussichtlich wieder als Gemeindepfarrer tätig sein. In welcher, ist noch offen. Aber es wird die richtige sein, glaubt er: „Ich helfe in der Gemeinde, in der ich am meisten gebraucht werde.“

Das ist Wolfgang Weik
Wolfgang Weik, Jahrgang 1956, ist seit 1991 im Dekanat Selters als Pfarrer tätig, seit 1994 auf Dekanatsebene. 1999 bis 2005 war er Stellvertreter des damaligen Dekans Karl-Heinz Schell, 2009 Stellvertreter der Dekanin Ursula Jakob. Vom Juni 2011 bis zum Juni 2017 war er schließlich Dekan des Dekanats Selters, danach Kommissarischer Dekan. Sein Nachfolger ist ab dem 1. April Dr. Axel Wengenroth. Der offizielle Abschied der alten Dekanatsspitze und die Einführung der neuen findet am Sonntag, 22. April, um 14 Uhr in der Evangelischen Schlosskirche Westerburg statt. (PM)
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