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Nachricht vom 30.03.2018 |
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Region |
Erste Wald-Matinée der „NATURSCHUTZINITIATIVE e.V.“ |
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Die „NATURSCHUTZINITIATIVE e.V.“ (NI) hat mit ihrer ersten Wald-Matinée in Bad Marienberg ein neues Veranstaltungsformat ausprobiert – mit Erfolg: 100 Besucher und spannende Vorträge sprechen für sich. Die Botschaft des Tages: Wälder müssen naturnäher werden! |
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Bad Marienberg. Anlässlich des Internationalen Tag des Waldes kamen 100 Teilnehmer zur ersten Wald-Matinée der „NATURSCHUTZINITIATIVE e.V.“ (NI) in das Wildparkhotel nach Bad Marienberg. Unter den zahlreichen Gästen konnte die NI den Landtagsabgeordneten Michael Wäschenbach, Freiherr Friedrich von Hövel, stellvertretender Landesvorsitzender des Waldbesitzerverbandes Rheinland-Pfalz, Monika Runkel, Leiterin des Forstlichen Bildungszentrums und Udo Stratemann, Geschäftsführer des Waldbauvereins Rheinland-Pfalz, Kreisgruppe Westerwald, sowie zahlreiche Vertreter aus dem Naturschutz, Kommunen und dem Forst willkommen heißen. Renommierte Referenten wie Norbert Panek, Dr. Martin Flade und NI-Landesvorsitzender Harry Neumann setzten sich mit der „Bundeswaldinventur – Was sagt der Naturschutz dazu?“, der „Integration von Naturschutzzielen in die Bewirtschaftung von Buchenwäldern“ sowie der zunehmenden Industrialisierung unserer Wälder „Zu viel Wind im Wald?“ auseinander.
Kritik an der Bundeswaldinventur
Norbert Panek kritisierte die aktuelle Bundeswaldinventur, da diese bei 160-jährigen Bäumen aufhöre und die wichtigen Mikrostrukturen nicht genügend erfasse. Vor allem dicke Buchen seien Mangelware im deutschen Wald. Nur 0,7 Prozent der Buchen im Hauptbestand seien dicker als 70 Zentimeter. Auch ökologisch wertvolles Stark-Totholz sei so gut wie nicht vorhanden. Zugenommen habe ausschließlich Schwach-Totholz, insbesondere bei den Nadelbäumen, die Wirkung von aufgelegten Totholzprogrammen sei so gut wie nicht nachweisbar. Obwohl Deutschland eine sehr hohe Verantwortung für die Buchenwälder habe, könnten nur auf 3 Prozent der Buchenwaldfläche störungsfreie natürliche Entwicklungsprozesse ablaufen. Und diese Flächen seien auch noch mit zumeist unter fünf Hektar viel zu klein. Zusammenfassend stellte er feste: „Die 10-prozentige Zielforderung der Biodiviversitäts-Strategie wird nicht erfüllt. Die Schutzgebiete sind meist zu klein, die forstliche Nutzung ist darin kaum eingeschränkt. Der Erhalt der biologischen Vielfalt in (Buchen-)Wäldern ist nicht gewährleistet! Deutschland nimmt de facto seine Welterbe-Verantwortung für den Schutz der Buchenwälder nicht wahr!“
Waldbewirtschaftung geht auch anders
Dass die Waldbewirtschaftung auch anders geht, verdeutlichte Dr. Martin Flade, indem er die Integration von Naturschutzzielen in die Bewirtschaftung von Buchenwäldern herausstellte. Diese finden sich im „Praxishandbuch Naturschutz im Buchenwald“, das unter seiner Federführung mit Unterstützung u.a. des Bundsamtes für Naturschutz und des Biosphärenreservates Schorfheide-Chorin herausgegeben wurde. Untersucht wurden die Avifauna, holzbewohnende Insekten, Pilze, Laufkäfer, Gefäßpflanzen/Moose und Säugetiere. Hierbei geht um die Umsetzung der Ziele der Nationalen Biodiversitätsstrategie in Wäldern. Als umfassendes Kernziel des Naturschutzes in Buchenwäldern stellte Dr. Martin Flade die räumliche und zeitliche Kontinuität des Waldstandortes und des Waldbodens, der Baumarten, der Waldentwicklungsphasen, alter Bäume, verschiedener Totholztypen und -dimensionen, der Mikrohabitate und terricoler (erdgebundener) Strukturen heraus.
Waldentwicklungsphasen ziehen unterschiedliche Arten an
Spannend waren für die Teilnehmer der Zusammenhang zwischen Waldentwicklungsphasen und biologischer Vielfalt. Hier stellte sich heraus, dass unterschiedliche Arten unterschiedliche Waldentwicklungsphasen bevorzugen. Während das Rotkehlchen beispielsweise Verjüngungsphasen und Zerfallphasen bevorzugt, bevorzugt der Kleiber die mittlere Optimalphase und die Totholz- und Zerfallphase. Der Zaunkönig hingegen fühlt sich am wohlsten in Waldmooren und Habitaten, die sich in der Zerfallphase befinden. Daher sei es sehr wichtig, so Martin Flade, dass ein relativ kleinräumiges Mosaik von möglichst allen Waldentwicklungsphasen geschaffen werde. In Schutzgebieten müsse die Kleinräumigkeit besonders stark ausgeprägt sein.
Wälder ohne Windindustrie
NI-Landesvorsitzender Harry Neumann plädierte in seinem Vortrag „Zu viel Wind im Wald“ für windkraftfreie Wälder. Es zeige sich immer mehr, dass die fortschreitende Industriealisierung der Wälder, besonders in den Mittelgebirgen, zu einer Gefahr für die Biologische Vielfalt, den Wasserhaushalt, den Erholungswert sowie den Natur- und Klimaschutz werde. Die „NATURSCHUTZINITIATIVE e.V.“ (NI) lehne daher Windindustrie besonders in Wäldern strikt ab. „Es ist absurd, dass eine naturfressende Industrie die Natur retten soll. Dies ist ein Widerspruch in sich“, erklärte Dr. Ulrich Althauser, stellvertretender Landesvorsitzender der NI.
Ebenso absurd sei es, dass der erneute Basaltabbau im Nauberg dadurch ermöglicht werden solle, dass das Naturwaldreservat mit alten Buchen auf Basalt verlegt werden solle. Außerdem sei das Roden von rund 30 Hektar alten Buchenbestand notwendig. Dass ausgerechnet der Staatsforst, der ein Vorbild in der naturnahen Waldbewirtschaftung sein müsse, dieses Vorhaben auch noch unterstütze, sei ein schlimmes Armutszeugnis. „Wer im rheinland-pfälzischen Umweltministerium die ‚Aktion Grün‘ starte, um die Biologische Vielfalt zu schützen, müsse sich auch so verhalten, sonst macht er sich unglaubwürdig“, so Harry Neumann. Die NI werde gegen diese Pläne rechtlich vorgehen, sollte es zu einer Genehmigung kommen.
Eine „Wald-Multivision“ mit einzigartigen Waldbildern, seiner Bewohner sowie der wichtigen Mikrohabitatstrukturen rundete das abwechslungsreiche Programm „für alle Sinne“ ab. (PM)
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