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Nachricht vom 11.04.2018 |
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Region |
Vor- und Nachteile: E-Auto-Fahrer tauschen sich aus |
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Wie sind die Erfahrungen der E-Auto-Fahrer aus der Region? Geschäftsführer Markus Mann der MANN Naturenergie GmbH & Co. KG lud kürzlich zum Austausch ein. 15 Fahrer unterschiedlicher Automarken und Fahrgewohnheiten erzählten offen und ehrlich von ihren Erfahrungen. |
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Langenbach bei Kirburg. Geschäftsführer Markus Mann von MANN Naturenergie las immer wieder in den Medien über die Untauglichkeit von Elektro-Autos. Dabei bemängelte er, dass Journalisten darüber berichten, die selbst noch nie ein E-Auto gefahren sind, oder nicht wirklich alltägliche Erfahrung damit haben.
Um ein realistischeres Bild über die E-Autos zu erhalten, lud Mann zum Erfahrungsaustausch mit E-Auto-Fahrer aus der Region ein. 15 Fahrer unterschiedlicher Automarken und Fahrgewohnheiten kamen der Einladung am Dienstag, den 10. April gerne nach. Gut gelaunt erzählten sie ehrlich und offen von ihren Erfahrungen.
Pendeln? Kein Problem.
Seit 3,5 Jahren pendelt die Westerwälderin mit ihrem Renault Zoe nach Frankfurt. Das Auto kann zu Hause und in Frankfurt aufgeladen werden. Stehen geblieben, ist sie noch nie. Besonders begeistert war sie von einem Ausflug nach Münster: „Wir haben mitten in der Innenstadt an einer Ladestation parken können. Neun Euro hat mich das Parken an der Ladestation gekostet. Doch dabei wurde das Auto ja gleichzeitig geladen. Wenn ich mit einem Verbrenner in Münster gewesen wäre, hätte ich lange nach einem Parkplatz suchen müssen und mehr bezahlt. So war es viel schöner.“
Das richtige Auto für seine Bedürfnisse
Markus Mann fährt mit seiner Frau bereits seit vier Jahren einen BMW i3. 76.000 Kilometer sind die beiden schon damit gefahren. Es wird vor allem als Familienauto genutzt. Da sie in 75 Prozent der Fälle nur kurze Strecken unter 25 Kilometern zurücklegen, ist die Reichweite des i3 von 140-150 Kilometern völlig ausreichend.
Für den Urlaub in die Schweiz haben sich die Manns einen Tesla geliehen. Durch das Schnellladeverfahren, haben sie zwar statt sieben, neun Stunden bis zum Urlaubsziel gebraucht, doch dies sei sehr angenehm gewesen. Beachtet werden muss, dass die Anschaffung eines Teslas allerdings eine Preisfrage ist. Das günstigste Modell kostet 38.000 Euro.
Ist es teurer?
Die Anschaffung eines E-Autos ist im Vergleich zu den Verbrennern recht teuer. Da sind sich alle einig. Zumal die Batterie gemietet werden muss. Doch man spart auch viele Instandhaltungskosten. Die Bremsen eines E-Autos verschleißen kaum, da es von alleine bremst. Öl- oder Zahnriemenwechsel müssen beispielsweise gar nicht mehr durchgeführt werden und auch Inspektionen können in einem viel größeren Intervall durchgeführt werden (ca. einmal alle vier Jahre).
Ein paar „Mucken“ gibt es auch mal
„Mit meinem VW Caddy kam ich nicht mehr in die Städte. Daher habe ich mich ganz neu orientiert und mir ein E-Auto geholt.“, erzählte die Fahrerin des bunten Renaults. Ich bin sehr zufrieden, nur der Reifendruck ist problematisch. Als ich die Winterreifen gegen die Sommerreifen austauschte, zeigte der Bordcomputer die ganze Zeit an, dass der Reifendruck falsch wäre.“ Die richtige Einstellung über die Eingabe von Codes war recht kompliziert, bekam sie aber mit Hilfe hin. „Das wird Ihnen nun bei jedem Reifenwechsel so passieren“, bemerkte eine andere Frau. „Weil die Zoe eine Zicke ist“, sagte sie neckisch. Doch dies sei kein Problem. Beim Autohändler kann dies kostenlos halbjährlich eingestellt werden. Der Erfahrungsaustausch hatte sich bereits gelohnt.
Fast stehen geblieben und trotzdem geschafft
Am Anfang ist es ihm schon mal passiert, dass er mit seinem Renault Zoe stehen geblieben ist, erzählt ein junger Mann. Dann hat er bei jemandem geklingelt und gefragt, ob er ein wenig Strom haben könnte. Die anderen lachten: „So kann man auch neue Leute kennenlernen.“ Daher hat er auch immer viele Anschlussmöglichkeiten im Kofferraum dabei und letztendlich hat es immer geklappt. Eine Frau erzählt, dass dies ihrem Mann auch schon passiert sei. Zum Glück hatte er in der Nähe einen Bekannten. Diesen hat er dann spontan besucht und konnte nach einer Stunde weiter fahren. Die anfänglichen, kleinen Schwierigkeiten sind schnell vergessen und man lernt immer besser die Reichweite des Autos einzuschätzen, die sich je nach Fahrweise und Temperatur ändern kann, berichtet der junge Mann.
Der Hybrid
Die Firma Rudnick und Enners aus Alpenrod hat sich für einen Hybriden entschieden. Geschäftsführer Burkhard Rudnick wollte dies testen. Das hybride E-Auto von BMW wird nun schon seit einem halben Jahr für Kurzstrecken von den Mitarbeitern genutzt. Wenn der Strom ausgeht, schaltet sich ein Stromgenerator ein, der durch Sprit betrieben wird. Sechs Liter umfasst der Tank und man kann damit maximal 90 km/h schnell fahren. Diese Möglichkeit kommt schon des Öfteren zum Einsatz, berichtet Rudnick. Dennoch mache das E-Auto viel Spaß. Es war schon oft der Fall, dass er damit skeptische Mitarbeiter schnell vom E-Auto überzeugen konnte.
Schneller als ein Porsche?
Ein Pärchen entschied sich der Umwelt zuliebe für ein Elektroauto. Vier Monate haben sie bereits den Renault Zoe in zweiter Generation. Die Umstellung vom Porsche zum Elektro-Auto war erst komisch gewesen. „Doch einer muss ja anfangen.“, erklärten sie. Auf den Fahrspaß müssen die Beiden dennoch nicht verzichten. Während der Verbrenner-Motor Zeit braucht, um auf Touren zu kommen, ist die volle Power beim Elektro-Auto sofort verfügbar, wenn man aufs Gaspedal tritt. Auch mit einem kleineren Auto kann man daher manch einen Sportwagen beim Anfahren überholen. „Das macht schon Spaß“, sagt die Frau. Doch auch beim E-Auto gilt: Die Fahrweise entscheidet über die Reichweite.
Der Renault Zoe II hat eine höhere Reichweite von 220 bis 260 Kilometern. Im Gegensatz zur ersten Generation, die 130-150 Kilometern weit fährt. Dies ist sehr angenehm, meint das Paar. Meist laden sie das Auto nur alle drei Tage zu Hause auf und wenn man mal spontan wo hinfahren möchte, ist dies kein Problem. Die sehr unterschiedlichen Preise an den Ladestationen stören die Beiden dennoch. Von 30 bis 60 Cent geht teilweise die Spannweite. Trotzdem ist dies deutlich günstiger als Sprit. 2,25 Euro bezahlt man im Durchschnitt pro 100 Kilometer.
Das E-Auto, als Zweitwagen ideal
Das E-Auto, wenn es nicht gerade von Tesla ist, eignet sich beim aktuellen Stand der Technik vor allem gut als Zweitwagen, sind sich die E-Auto-Fahrer einig. Auch wenn nur die Hälfte oder auch nur ein Drittel der Autos mit erneuerbarer Energie fährt, wäre dies schon ein großer Fortschritt. Die Reichweite nimmt jedes Jahr mit jedem neuen Modell zu. Daher kann sich das auch in Zukunft ändern.
Letztendlich haben alle Fahrer etwas gemeinsam: Sie sind zufrieden mit ihren E-Autos. Sie machen Spaß und sind sehr alltagstauglich.(jkh)
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Nachricht vom 11.04.2018 |
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