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Nachricht vom 30.04.2018 |
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Wirtschaft |
Brotlose Kunst: Endstation Geisteswissenschaften? |
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Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik – die MINT-Studiengänge sind gefragter denn je. Dennoch entscheiden sich entgegen dieses Trends Jahr für Jahr junge Menschen für ein Studium in den Geisteswissenschaften. Und die sind nach wie vor gefragt, wie Susanne Glück, Geschäftsführerin des Karrieremessen-Veranstalters IQB aus Frankfurt, im Interview erläutert. |
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Frankfurt. Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik – die MINT-Studiengänge sind gefragter denn je. Dennoch entscheiden sich entgegen dieses Trends Jahr für Jahr junge Menschen für ein Studium in den Geisteswissenschaften. Brotlose Kunst und schlechte Jobaussichten werden diesem Studiengang immer wieder nachgesagt. Studierende, Absolventen und Absolventinnen müssen sich mit diesen Vorurteilen auseinandersetzen. Jedoch: Geisteswissenschaftliche Fächer sind nach wie vor gefragt. Beispielsweise der Studiengang Germanistik, der es regelmäßig auf die Liste der beliebtesten Studiengänge an deutschen Universitäten schafft. Doch kann man mit Geisteswissenschaften nun etwas erreichen oder endet der Studiengang in einer beruflichen Sackgasse? Susanne Glück, Geschäftsführerin des Karrieremessen-Veranstalters IQB aus Frankfurt, beantwortet die wichtigsten Fragen. IQB wurde 1996 gegründet und ist heute einer der führenden Recruiting-Dienstleister für Akademikerinnen und Akademiker in Deutschland
Wer Geisteswissenschaften studiert, hat auf dem Arbeitsmarkt keine Chance oder geht sowieso in die Lehre – stimmt das? Susanne Glück: Ja und Nein. Tatsächlich geht ein großer Teil der geisteswissenschaftlichen Studierenden nach dem Abschluss an die Schulen und Universitäten. Wer aber denkt, Geisteswissenschaftler finden neben dem Lehrberuf keinen guten Job, der wird sich wundern. Absolventinnen und Absolventen arbeiten in Verlagen, bei Zeitungen, beim Radio und bei TV-Sendern, in Bibliotheken, in Kultureinrichtungen und in der Kulturwirtschaft, in Archiven, in der Unternehmenskommunikation und PR, in der Politik, in Sozialeinrichtungen, im Bereich der Eventorganisation, bei Stiftungen, in der Beratung, bei der Sprachvermittlung und so weiter.
Eine große Auswahl an Berufen also. Warum heißt es dann oft, die Geisteswissenschaften wären eine brotlose Kunst? Susanne Glück: Wer auf Bachelor oder Master studiert, muss sich nach dem Studium der Herausforderung stellen, einen Job zu finden. Das Feld der Berufe ist groß und vielfältig. Hier ist schon frühzeitiges Engagement gefragt. Wer bereits während des Studiums Praktika macht und sich thematisch auf ein Berufsfeld spezialisiert, hat später gute Chancen, auch schnell einen guten Job zu finden. Das Einstiegsgehalt ist bei Geisteswissenschaftlern jedoch meist geringer als in technischen Berufen. Darüber muss man sich im Klaren sein.
Halten Sie es für sinnvoll, auch heute noch ein Studium der Geisteswissenschaften zu absolvieren? Susanne Glück: Ich halte es für sinnvoll, seinen eigenen Interessen und Fähigkeiten nachzugehen. Liegen diese in den Geisteswissenschaften, dann ist auch ein Studium sinnvoll. Wer sich mit Fächern abmüht, die ihm nicht liegen, verliert schnell die Lust und Motivation am Studium. Ich habe beispielsweise Germanistik und Altphilologie studiert und bin heute Geschäftsführerin des Messeveranstalters IQB – auch das ist möglich. Denn es sind ja nicht nur die Inhalte, die ein Studium ausmachen. Gerade in den Geisteswissenschaften sind es beispielsweise Techniken der Wissensbeschaffung und -aufbereitung, die das Erschließen neuer Arbeitsfelder erleichtern.
Sie organisieren Karrieremessen. Haben Sie einen Tipp für Geisteswissenschaftler? Susanne Glück: Spezielle Karrieremessen für Geisteswissenschaftler sind rar gesät, da die Branche nicht um Bewerber kämpfen muss. Für alle, die auch einmal einen anderen Weg ausprobieren möchten, habe ich aber einen guten Tipp: Einfach einmal Karrieremessen mit anderen Berufsschwerpunkten besuchen. Denn auch dort gibt es größere Unternehmen, die immer wieder Geisteswissenschaftler beschäftigen. Zum Beispiel in der Unternehmenskommunikation. Hier ist zwar mehr Eigeninitiative gefragt, diese kann sich aber durchaus auszahlen.
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Nachricht vom 30.04.2018 |
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