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Nachricht vom 16.06.2018 |
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Kultur |
Lese- und Tourentipp: „Naturparadies Mittelrheintal“ |
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Das Mittelrheintal hat mehr aufzuweisen als Loreley und Drosselgasse, Rheinromantik und zarte Aquarelle von William Turner. Das Obere Mittelrheintal zwischen Bingen und Koblenz wurde 2002 zu Recht mit dem Titel UNESCO Welterbe gekrönt. Die Fernwanderwege rechts und links des wichtigen Schifffahrtweges erfreuen sich ungebrochener Beliebtheit. Bruno Kremer und Thomas Merz beschreiben 21 ausgewählte Erlebnistouren zwischen Rüdesheim und Bonn. |
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Region. Merz und Kremer stellen die Landschaft vor allem aus naturkundlicher Sicht vor. Gelände, Flora und Fauna jedes Abschnitts stehen im Fokus. Vorausgeschickt werden informative Kapitel zum geographischen Grundlagenwissen: In „Landschaft und Naturraum“ erfährt man, dass das Mittelrheintal einen großräumigen Riss in der Erdkruste darstellt, dass das Tal in drei unterschiedliche Stücke gegliedert ist und dass das Rheinische Schiefergebirge die Rolle einer Wetterscheide einnimmt, die spezifische Klimadaten und Pflanzenleben bedingt.
Das zweite Kapitel „Der Mittelrhein – ein landschaftlicher Überblick“ befasst sich mit den Kleinlandschaften aus geographischer und geologischer Sicht: Von der Binger Talpforte, dem Eingang ins Mittelrheintal über das Neuwieder Becken bis zur Linz-Hönninger Talweitung und Buchtzipfeln in Höhenlage.
Das Kapitel „Ein wenig Mittelrhein-Hydrographie“ belehrt über Länge und Alter der Wasserführung sowie deren Zusammensetzung. Erstaunlich: Zeitweise führt der Rhein auch Donauwasser. Hochwasserstände in den Orten entlang des Flusses belegen deutlich die wechselnden Wasserstände.
Komplexe Zusammenhänge ergeben sich durch die Erdgeschichte des Mittelrheintals, wie das entsprechende Kapitel des Buches auf 21 Seiten ausführlich belegt. „Aus dem Werdegang des Rheintals“ startet im Tertiär vor etwa 20 Millionen Jahren, zeigt den Einfluss der Eiszeiten und die Ausformung des Plateaus auf. Die Geländegestalt nimmt Einfluss auf die Siedlungen, deutlich zu sehen an Rheinbrohl und Erpel (Talorte im Buchtwinkel), typische Nebentalsiedlungen sind etwa Braubach, Vallendar oder Linz.
Mit diesem Wissen ausgestattet, lassen sich die „NaTouren“ intensiv genießen. Zwei Beispiele: NaTour 1: „Bingen und die Nahemündung“ führt auf Goethes Spur zum Rochusberg mit seinem Aussichtsturm, der einen guten Rundblick erlaubt. Als besonderer Erlebnisinhalt ist die Pflanzenwelt mit vielen Extras geschildert, das besondere Artportrait gilt dem Diptam. „Der Inselrhein zu Füßen“ beschreibt die grandiose Aussicht auf den Rheingau und Rheinhessen bis zu den Hochhäusern Frankfurts und zur Binger Talpforte mit dem Mäuseturm. Das berühmt-berüchtigte Binger Loch, ein Rheinriff aus Taunusquarzit, wurde in preußischer Zeit durch Sprengung passierbar gemacht. Entgegen aller Wahrscheinlichkeit arbeitete sich die Nahe durch hartes Gestein und mündet so bei Bingen in den Rhein. Die Äbtissin und Naturkundlerin Hildegard von Bingen darf an diesem Ort nicht unerwähnt bleiben.
„Natour 6“ trägt den Titel „Ein kurzes Kapitel Burgenbiologie“ – Kleine Rundtour zur Festung Rheinfels bei St. Goar und schwärmt vom Biotop der Festungsruine mit Pionierorganismen wie Algen und Pilzen, Krusten und Blattflechten, Moosen, Farnen und verschiedenen Blütenpflanzen. Sie bieten einer reichhaltigen Tierwelt ein Zuhause: Schmetterlingen, Heuschrecken und Spinnen, Eidechsen, Vögeln und Fledermäusen. Auf kompaktem Raum sind zahlreiche Naturbeobachtungen möglich. Die alten Steine beherbergen bemerkenswerte Pflanzenarten: Mauer-Leinkraut, Schwarzstieliger Streifenfarn, Scharfer Mauerpfeffer, Quendel-Sandkraut, Dreifinger-Steinbrech und Mauer-Glaskraut. Ein kleiner Felsanschnitt bietet weitere botanische Besonderheiten und der Hansenweg „verschwindet in dichtem Wald mit Unterwuchs von Echter Nelkenwurz, Gundermann, Ruprechtskraut, Hecken-Kälberkropf, Silberblättriger Goldnessel, Efeu, Rainkohl, Hain-Rispengras sowie Spring-Schaumkraut. Unter den Gehölzen fällt hier auch die Berg-Johannisbeere auf. Ferner finden sich hier Weiße Hainsimse, Gewöhnlicher Tüpfelfarn, Wald-Habichtskraut und Wärmezeiger Wolliger Schneeball, Pfirsichblättrige Glockenblume, Schaumkresse, Stinkende Nieswurz und Salbei-Gamander.“ (S. 153) Das besondere Artportrait gilt der Steinweichsel (Prunus mahaleb), Seite 160. Das imposante Gesamtensemble der Burg und der Reuschepark sind eindrucksvoll beschrieben.
„NaTour 17: Die Goldene Meile zu Füßen“ empfiehlt auf 14 Seiten eine Wanderung über die Erpeler Ley. Sie ist „die einzige tertiärzeitliche Vulkanruine direkt an der Talflanke des Mittelrheins.“ (S. 306)
Fotografien, eine geologische Karte und Höhenlinien begleiten die Ausführungen anschaulich. Das Naturparadies Mittelrheintal liegt direkt vor der Haustür, Tagestouren sind einfach durchzuführen. Das handliche Taschenbuch aus dem Quelle & Meyer Verlag Wiebelsheim ist ein heißer Tipp für die bevorstehende Ferienzeit. ISBN 978-3-494-01705-1. htv
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Nachricht vom 16.06.2018 |
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